29. August 2010

Sommerwetter 2010

Nach einer Woche Erholungsurlaub an der Nordsee habe ich mich heute mal wieder auf den Rennradsattel geschwungen, um eine Runde im Odenwald zu drehen. Spass hat die Tour schon gemacht und am Ende sind es zwar nicht ganz 100 km geworden, allerdings hatte die Tour so schon über 1000 Höhenmeter - war also nicht ganz ohne. Doch eine Sache muss ich mal loswerden: das Wetter nervt!!!! Wann wird es denn endlich mal wieder schön - nicht nur für ein paar Minuten oder Stunden - sondern auch für eine längere Zeit? Das der Winter lang und streng war, kann vorkommen. Dass das Frühjahrstrainingslager auf Lanzarote zur Hälfte ins Wasser fiel, habe ich mal unter Pech abgehakt. Und auch die Regentage im Frühjahr sind jetzt noch nicht ungewöhnlich. Der Juli hat dann endlich mal etwas Sommer gebracht. Doch nach nicht mal einem Monat war es dann schon vorbei; seither gab es keine längere Schönwetterperiode mehr. Ich will schwer hoffen, dass September und Oktober wieder etwas besser werden, bevor uns vielleicht wieder so ein Winter erwartet. Heute habe ich irgendwann aufgehört zu zählen wie oft ich unterwegs in Regenschauer kam. Ich bin ja wirklich kein Schönwetterfahrer, aber Petrus könnte uns nach all den Wetterkapriolen ruhig mal einen schönen Spätsommer gönnen. Die Freibäder haben mit erheblichen Einbrüchen bei den Besucherzahlen zu kämpfen. Und heute konnte man auf der Tour überall noch die Spuren der letzten Unwetter erkennen. Es reicht jetzt echt! Regen ist ja mal gut. Aber zu viel muss es dann doch nicht sein.

18. August 2010

Sonntägliche Radtour im Ländle

Am Wochenende haben uns unsere Wege zu einer RTF in den Schwarzwald geführt. Wir hatten in Magstadt die Auswahl unter sage und schreibe 5 unterschiedlichen Distanzen (234/ 154/ 111/ 78/ 43 km), die längste Strecke passenderweise mit dem Namen Nordschwarzwald-Radmarathon. Wir entschieden uns aufgrund des eher schlechten Wetters, der längeren Anfahrt und der zur Verfügung stehenden Zeit für die 154 Kilometer. Leider sind die Highlights, Dobel und Kaltenbronner Wand, nur auf der Marathonstrecke dabei.  Bei der Kaltenbronner Wand handelt es sich um die Westrampe bis zur Passhöhe Schwarzmiss - im Mittelteil mit bis zu 16% Steigung -, sie ist sicher einer der spektakulärsten Anstiege im Nordschwarzwald und wurde 2005 sogar von der Tour de France befahren. Aber wir hatten auch so schon über 2000 Höhenmeter zu überwinden. Die Strecke war schön gewählt, ist sehr gut ausgeschildert und der Verkehr auf den zu befahrenden Strassen hielt sich in Grenzen. Organisatorisch machte der Veranstalter seine Sache recht gut. Die Positionierung der Verpflegungsstellen war etwas ungleichmässig, dafür war die Ausstattung derer sehr gut. Mit Ausnahme von Tee, den meine Mitfahrer schmerzlich vermisste; waren alle möglichen Kaltgetränke in ausreichender Menge zu bekommen. Im Gegensatz zu anderen RTFs war auch das Essensbuffet sehr reichhaltig, was wir vermutlich dem Radmarathon zu verdanken hatten. Ungewöhnlich war allerdings, dass man für sämtliche Speisen zahlen sollte – sogar für die gereichten Bananen. Wenigstens hier hätten wir erwartet, dass diese wie bei jeder anderen RTF im Startgeld inklusive wären, da das Startgeld keineswegs niedriger als bei anderen RTFs ist. So blieb am Ende doch nur ein gespaltener Eindruck was die Organisation anging: viel Licht, aber die Basics jeder anderen RTF, Tee und Obst, zu bezahlen geht eigentlich gar nicht. Zumindest das Wetter war besser als man nach der Wettervorsage erwarten konnte, nur ab und zu nieselte es mal leicht. So wurde es insgesamt ein gelungener RTF-Sonntag auf für uns neuer Strecke.

14. August 2010

TrailTransalp Karwendel - Monte Grappa

Im Juli ging es wieder mit dem MTB auf Alpencross. Diesmal führte uns die Route vom Karwendel über Zillertaler Alpen, Belluner Dolomiten an den Monte Grappa. Ausgeschrieben war die Tour vom Veranstalter als "TrailTransalp" und die Bezeichung war Programm: mit zahlreichen anspruchsvollen Singletrails. Gemäss Singletrail-Skala war die Tour mit S2 ausgeschrieben, tatsächlich waren aber auch einige S3-Trails dabei. Wer die beschriebene "sehr gute Kondition und absolute Bikebeherrschung" also nicht hatte, der musste ab und zu auch mal schieben oder sogar tragen. Als Belohnung erwarteten einen auf der Route dafür traumhafte Bergpanoramen auf den hochalpinen Übergängen.

1. Etappe Seefeld – Schwaz
Karwendel
Los ging es in Seefeld. Nach einigen Kilometern entlang der Bahnlinie geht es durch das Karwendeltal zu Karwendelhaus und Hochalmsattel. Auf der ersten Abfahrt zum kleinen Ahornboden war ich teils auf groben Schotter noch etwas unsicher - wer den Grossteil des Jahres nur Rennrad fährt, der muss sich nicht wundert, wenn die Sicherheit auf unwegsamen. und lockerem Grund nicht von Beginn an da ist. Im Anschluss folgte dann der Aufstieg zur Falkenhütte. Unser Guide war recht aufmerksam und hatte meine Unsicherheit auf der Abfahrt bemerkt. Er baute beim nächsten Hüttenstopp Bremse und Schaltung an meinem Lenker dahingehend um, dass er Schalthebel und Bremsgriff gerade vertauschte. Tatsächlich ging es mit der leicht verändertern Griffposition im Anschluss besser.  Einige der anderen Teilnehmer nutzen die Pause für eine regionale Zwischenstärkung: Kaspressknödl. Zwar nicht gerade kalorienarm (u.a. aus Bergkäse und Kartoffeln) zeigte der Snack trotzdem seine Wirung und gestärkt folgte dann der zweite Teil mit weiterem Auf und Ab bis zu unserem Etappenziel in Schwaz.
Für eine erste Etappe war der Tag mit mehreren kleineren Anstiegen schon relativ anstrengend ,was allerdings auch am Gruppentempo hängen konnte. Das sollte sich zum Glück an den Folgetagen etwas normalisieren.

2. Etappe Schwaz - Mayrhofen
War der Vortag gekennzeichnet durch einen häufigen Wechsel zwischen Auf- und Abfahrten, so gab es heute auf dem Weg nach Mayrhofen mit dem Sidanjoch (2127m) nur einen grösseren Berg zu erklimmen. Bergauf wurde es mitunter so steil, dass schieben angesagt war. Dafür ging es dann auf relativ flüssigen Trails, Wald- oder Forstwegen gen Tal. Die Gruppe hatte sich inzwischen gefunden. Jeder einzelne Teilnehmer fuhr sich so langsam ein, gewann gerade auf den Abfahrten an Sicherheit und wusste wo es für ihn an welcher Position am besten zu fahren war. So stieg auch bei mir langsam der Spassfaktor, während ich am Vortag durch das vorgelegte Tempo und den Schwierigkeitsgrad der Wege doch noch etwas genervt war. Nur beim abschliessenden "Höllenritt" nach Mayrhofen hinunter zog ich es dann ab und zu doch wieder vor freiwillig zu schieben (im Netz findet man zu dem benannten MTB-Downhill zahlreiche Berichte und sogar Videos).  Unter Bikern ist der Trail bekannt, Schilder weisen den Abschnitt ausdrücklich als MTB-Strecke aus, auf dem nicht gewandert werden sollte. Unseren Zielort Mayrhofen fand ich persönlich etwas abschreckend. Unsere Herberge war in Ordnung, aber den ursprünglichen Charme eines Bergdorfes sucht man hier vergeblich. Anstattdessen reihen sich an der Hauptstrasse Partylocations und Shops aneinander.

3.Etappe Mayerhofen – Ahrntal
Am 3ten Tag stand nur ein einziger Berg zwischen uns und unserem nächsten Etappenziel. Der sollte es aber in sich haben. Unser Guide gab uns deshalb die Möglichkeit die erste Teilstrecke mit dem Bus zu fahren - keiner wollte. Wir sattelten also unsere zweirädrigen Rösser und los ging es. Durch den Zillergrund kletterten wir bis zu unserer ersten Station am Gasthof Bärenbad weitgehend auf Asphalt langsam bergauf. Zu beiden Seiten stürzten kleine Wasserfälle von den Bergen hinab und speisten den neben uns rauschenden Bach . An den Berghängen zogen sich Nadelbäume bis in die oberen Lagen empor, während unten im Tal die Küche auf ihren sattgründen Weiden grasten. Hier mit dem Bus einfach nur kurz durchzufahren wäre viel zu schade gewesen, so bereute auch keiner seine Entscheidung vom Morgen. Von Müdigkeit oder Kraftlosigkeit war (noch) keine Spur, so hatten wir sogar die Kraft zwischendurch einen steckengebliebenen Campingbus aus Morast und Gestrüpp am Strassenrand zu befreien. Nach dem Stopp am Gasthof wurde es dann etwas anstrengender: zwischen grasenden Kuherden hindurch ging es auf steiler werdenden Schotterstraßen bis zu einer kleinen, einsamen Alm. Hier war Endstation was das Fahren anging. Vor uns wartete ein endloses Felsenmeer, das es zu durchqueren galt. Nur selten wurde das Meer an Steinblöcken von kurzen Wiesen unterbrochen. Von nun an hiess es also tragen - tragen nicht nur des Rucksacks sondern auch des Bikes auf den Schultern bis zum Hundskehljoch hinauf. Zu Beginn empfand man das Tragen noch gar nicht so schlimm. Aber mit zunehmender Dauer schmerzten bei mir besonders Rücken und Ellbogen, mit denen ich immer wieder versuchte das Rad auf meinem Schultern in der richtigen Position zu stabilisieren. Dazu musste man noch aufpassen, wo man hintrat und wo der Weg weiter ging. Rund 2 Stunden dauerte das Martyrium bis wir endlich oben waren. Tröpfchenweise trudelte einer nach dem anderen hier ein, fertig waren alle mehr oder weniger. Ansonsten waren wir alleine: Wanderer verirren sich kaum in diese Ecke, da es hier oben auch keine Herberge gibt, in die man nach dem kräftezehrenden Antieg einkehren könnte. So manch einer aus unserer Gruppe würde den heutigen Anstieg auch erst noch am folgenden Tag wirklich zu spüren bekommen .. . Die Abfahrt war dann für technisch versierte Biker sicher ein Schmauss, für einige Mitglieder der Gruppe wie auch mich galt es allerdings gleich wieder zu schieben, weil der grösste Teil des diesseitigen Weges durch das Felsenmeer zu anspruchsvoll war (Level S3). Erst weiter unten bei den Almen konnte die ganze Gruppe wieder aufsitzen und weiterfahren.
Man kann sicher schon rauslesen, dass dies nicht "meine Etappe" war. Aber auch ich sollte auf den nächsten Tagen noch meinen Spass bekommen.

4. Etappe Ahrntal – Plätzwiese
Am vierten Tag stand die bis zu diesem Zeitpunkt längste Etappe mit Bergankunft im Naturpark Fanes auf dem Programm. Auf Schotterwegen und einem alten Militärpfad kurbelten wir langsam in die Höhe. Die Steigungsprozente waren so schon nicht ohne - so früh am Morgen wirkten sie aber nochmal etwas heftiger.
Hochalmen unter der Ochsenlenke
Über Almen und ein kleines Schneefeld erreichten wir dann den höchsten Punkt der Tour: der Ochsenlenke auf 2614 Metern. Von hier oben hatte man an diesem Tag einen herrlichen Rundumblick. Die Luft war relativ klar und wir konnten gut erkennen, wo uns die Wege noch hinführen würden.
In einer schnellen Abfahrt zum grossen Teil über Schotterstrassen ging es hinab nach Sand in Taufers und im Anschluss auf Radwegen gen Bruneck. Die Sonne brannte auf uns herab und das Tempo auf dem mehr oder minder flachen Abschnitt war ähnlich hoch wie am ersten Tag. In Bruneck gönnten wir uns eine Mittagspause bevor es in ähnlichem Tempo weiter durch das Pustertal ging. Es war kein Wunder, dass sich auf diesem einfacheren Abschnitt hauptsächlich die sonst eher Rennrad Fahrenden in der Gruppe vorne fanden und das Tempo machten. - unser Guide hat das schon vorhergesehen Hinten dann langsam zeigten die ersten Teilnehmer Ermüdungserscheinungen - vermutlich auch durch die anstrengende Etappe vom Vortag. Das Wasser ging in der sengenden Mittagshitze ausserdem schneller zur Neige als gewohnt und manch einer hatte seine Vorräte früh aufgebraucht. So kam  uns allen eine weitere Kaffeepause ganz gelegen.
Zum Abschluss der Etappe ging es hoch zur Hütte auf der Plätzwiese (ital. Prato Piazza). Die auf ca. 2000 Metern gelegene Plätzwiese im Naturpark Fanes-Senes-Prags ist ein Hochplateau in den Dolomiten, das umgeben ist von den Bergmassiven Hohe Gaisl, Drei Zinnen, Tofana und Monte Cristallo. Auch ich war inzwischen müde, rollte als einer der letzten los und versuchte zu Beginn des Anstiegs eher gemütlich aber konstant zu kurbeln. Der Weg war nicht zu verfehlen, so konnte jeder sein Wohlfühltempo fahren und musste sich nicht mehr an das Gruppentempo richten. Vor mir waren 2/3 der Gruppe. Nach und nach passierte ich dann doch die einzelnen Leute. Irgendwann fand ich mich dann doch wieder an der Spitze der Gruppe wieder. Obwohl wir alle den Tag über schon hart arbeiten mussten, entwickelte sich dann in der Spitzengruppe doch sowas wie ein Ausscheidungsfahren zur Bergankunft. Schon irgendwie bekloppt nach so einem langen Tag, aber es machte Spass. In Unkenntnis der verbleibenden Strecke lies ich dann aber ca. einen Kilometer vor dem Ziel von meinem letzten Begleiter abreissen, schliesslich sollten noch ein paar weitere harte Tage folgen und ich wollte nicht bei so einer Raserei meine letzten Körner lassen (in solchen Situation kommt dann doch die Vorsicht des Langdistanzler wieder durch). Die Aussicht oben auf die umliegenden Bergmassive war wieder beeindruckend. Bei unserem leckeren Abendessen draussen vor der Hütte  konnten wir sie noch einige Zeit geniessen, bevor es dann langsam dunkel wurde.

5. Etappe Plätzwiese – Alleghe
Die Nacht über hatte ich in der Gruppenunterkunft recht schlecht geschlafen - sei es wegen der Höhe oder auch wegen den Schnarchgeräuschen. Die Auswirkungen merkte ich leider erst beim losfahren - Kopfschmerzen! Jeder kleine Stein, jede Stufe hämmerte in meinen Kopf. Kopfschmerztabletten waren unterwegs natürlich Fehlanzeige. Zu allem Überdruss hatte ich nach kurzem Downhill schon meinen ersten Platten - zum Glück auch meinen einzigen auf der ganzen Tour. Der war mit der tatkräftigen Hilfe unseres Guides Bernie schnell behoben und dann ging es weiter. Weiter unten kamen wir auf dem "Bahnweg" - einer alten Eisenbahntrasse - nach Cortina di Ampezzo (u.a. Austragungsort der Olympischen Winterspiele 1956). Die Cappuccinopause im Ort hätte besser nicht besser liegen können, mein Kopf hatte etwas Zeit sich zu erholen. Danach wurde es heftig .. heftig steil! Die Schotterstrasse führte uns bis hinauf zur Hütte Croda die Lago.
Mittagspause an der Croda Die Lago
Normale Autos konnten hier kaum mehr hochfahren, hier brauchte man schon einen Jeep. Nach der Mittagspause ging es dann auf einem weniger steilen Trail hinüber zur Forcolla Ambrizzola (2227m) ebenfalls mit einem traumhaften Rundblick. An einem der höchsten Berge der Dolomiten entlang, dem Monte Pelmo, führte uns der Weg auf holprigen Pfaden und später einem Stück Strasse zum Staulanza Pass. Nach kurzer Cafépause in dem unfreundlichen Café am Pass folgte der letzte Aufstieg zum nicht mehr ganz so hohen Col die Baldi. Ab hier ging es dann auf flüssigen aber auch steilen Trails nur noch bergab zum nächsten Etappenziel am Lago di Alleghe. Das Kopfweh war inzwischen besser geworden, trotzdem fühlte ich mich noch nicht wieder ganz so fit. So kam es, dass ich in einem steinigen Trail kurz vor unserem Ziel etwas die Kontrolle verlor was den einzigen unfreiwilligen Abgang der Tour zur Folge hatte. Ausser ein paar kleinen Schrammen passierte aber zum Glück nichts weiter. Das war nicht so ganz mein Tag, aber letztendlich schaffte ich es dann doch gut ins Ziel.

6. Etappe Alleghe – Feltre
In Alleghe ging es morgens früh los, denn der Wetterdienst hatte wieder hohe Temperaturen angekündigt und die erste Hälfte unserer Strecke führte grösstenteils über schattenfreie Strassen. Aus der Region Trentino-Südtirol fuhren wir immer weiter nach Venetien hinein was man nicht nur an der sich verändernden Achitektur erkennen konnte - kam man vorher mit Deutsch noch halbwegs durch, so wurde hier durchweg italienisch gesprochen. Der erste Teil des Tages verlief soweit dann recht unspektakulär. Die Sonne brannte mit fortschreitender Stunde immer unerbärmlicher auf uns hinab und zu allem Überdruss für manchen Teilnehmer nahmen die Steigungsprozente auch immer mehr zu. Nach dem Mittagessen ging es dann hinauf zu den Hochalmen am Passo d'Alvis. Eigentlich ist der Weg hinauf noch fahrbar doch in der sengenden Mittagshitze entschlossen sich einige von uns abschnittsweise lieber zu schieben. Auf den Almen angekommen bot sich uns nochmal ein herrliches Bergpanorama. Die Berge rundherum sind nicht mehr ganz so kalkweiss wie man es noch weiter nördlich vorfindet; hier gibt es schon deutlich mehr grün. Auf der Alm tollten ein paar Maultiere herum. Die letzten Meter zum Pass hinauf durften wir dann unser Bike wahlweise wieder schultern oder schieben. Die Belohnung für den Aufstieg folgte dann auf der anderen Seite: ein kilometerlanger Downhill wie man ihn nur selten findet. Der obere Teil ist etwas heikel: der schmale Weg ist zwar grösstenteils fahrbar und nicht steil .. aber der Hang ist es! Man muss keine Höhenangst haben, um hier sehr vorsichtig zu werden. Neben uns fiel der Hang unvermindert in die Tiefe. Für einen versierten Biker ist der Weg sicher kein Problem, wer nicht ganz so sicher ist, der sollte hier besser an einigen Stellen schieben und insbesondere in den Kurven aufpassen. Erst ab dem nächsten Plateau wird es dann für alle wieder etwas einfacher zu fahren. So kamen wir dann irgendwann hinunter zum Lago della Stua. Von hier war es nicht mehr weit nach Feltre. Den Ort kannte ich bisher nicht. Mit seinen über 20.000 Einwohnern ist er allerdings gar nicht mehr so klein wie man denken mag. Und insbesondere die historische Altstadt mit Häusern aus der Renaissance und ihren sehenswerten Sgraffitoverzierungen ist absolut sehenswert; sie erinnert schon sehr stark an Venedig. Auch das Klima war an diesem Tage schon sehr mediteran. Auf den Strassen war am heutigen Tage ein Fest. Überall waren kleine Attraktionen aufgebaut und besonders die Kinder hatten auch zu später Stunde noch ihren Spass.

7. Etappe Feltre - Bassano del Grappa
Die letzte Etappe bestand nur noch aus der Überquerung eines Berges: des Monte Grappa (1775m). Dieser massive Gebirgsstock bildet den letzten Gipfel der Alpen vor der venezianischen Tiefebene. In den drei Piaveschlachten im ersten Weltkrieg kamen auf dem Monte Grappa und den umliegenden Bergen tausende Soldaten aus Italien und Österreich-Ungarn ums Leben. Die Spuren von damals sind heute noch allgegenwärtig. Überall findet man in den Fels gehauene Schützenlöcher, Gräben und Hänge mit Golfballmustern aus flachen Trichtern. Die Wege, auf denen man sich bewegt, sind meist nichts anderes als historische Militärpisten und Maultierpfade. Auf dem Gipfel errichtete man in den 1930er Jahren unübersehbar ein monumentales Denkmal für die Gefallenen. Das Santuario aus dem feinsten Carraramarmor hat ein Ausmaß von gut 500 Metern.
Mailtierpfade am Monte Grappa
Die Auffahrt von Norden zum Rifugio Bocchette ist durchgehend asphaltiert. Bis Chiesa Nuova ist es noch keine allzu grosse Herausforderung. Kurz dahinter erwartete uns dann aber die "Mutter aller Rampen" mit abschnittsweise 25% Steigung. So manch einer hätte sich hier zwischendurch vermutlich einen Beissring als weiteren Halt auf dem Lenker gewünscht. Natürlich war es auch heute wieder sehr heiss. So verwundert es nicht sehr, dass die Getränkevorräte manches Teilnehmers bis zum Rifugio nahezu aufgebraucht waren. Im Gegensatz zu unseren vorherigen Abschnitten sollten wir hier die wenigen Brunnen an dem Berg auch nicht zum Auffüllen der Trinkflaschen nutzen, das Wasser hier ist wohl eher schlecht. Hinter dem Refugio ging es dann auf den erwähnten Militärpisten weiter. Nach zwei Stopps am Denkmal und dem Gipfelbistro ging es dann wieder bergab zum Zielort. Eigentlich findet man rund um den Monte Grappa sehr gute Trails; ich selbst bin schon auf einer früheren Transalp einen tollen und flüssigen Trail hinuntergefahren. Heute probierten wir aber einen anderen Weg. Leider funktionierte das nicht ganz und nach mehreren Versuchen den richtigen Pfad wieder zu finden, gaben wir etwas entnervt auf und rollten mit den Rennradfahrern dann die Fahrstrasse hinunter.

Zurück bleibt auf jeden Fall ein schöner Gesamteindruck. Wir hatten ingesamt viel Glück mit dem Wetter. Die Strecke war sehenswert und so mancher Trail war wieder ein Erlebnis. Interessant war auch dieses Jahr wieder zu beobachten wie die Fahrsicherheit in unwegsamen Gelände von Tag zu Tag zunimmt. Ein Freerider oder Downhiller werde ich sicher nie, aber wenn die Wege auch wirklich fahrbar im Sinne des S2-Level sind, kann auch ich meinen Spass haben.

9. August 2010

Tücken einer Laufradmontage

Jetzt fahre ich schon 12 Jahre Rennrad und Mountainbike bin ich schon gefahren, als von Federgabeln noch keiner geredet hat. In der Zeit habe ich natürlich so manchen Platten gehabt und einen Grossteil davon habe ich von Beginn an auch selbst repariert. Mitunter wechsle ich vor Wettkämpfen sogar meine Laufräder und tausche dabei noch die Kassete hinten aus. Man sollte also glauben, da kann bei einer einfachen Laufradmontage hinten nicht mehr viel schief gehen .. .
Gestern habe ich mich also nach dem derzeit fast täglichen Regenguss auf mein Rennrad geschwungen. Nach ca. 7 Kilometern der erste Platten. Also wie üblich erst Sichtkontrolle nach der Ursache und nachdem ich nichts gesehen habe, nochmal mit dem Finger innen den Reifen abgefahren - nichts. Auch am Schlauch war nichts zu erkennen. Also habe ich einen neuen Schlauch aufgepumpt und bin weitergefahren. Nach weiteren ca. 2 Kilometern der nächste Platten. Diesmal fand ich auch den Glassplitter im Reifen. Zum Glück hatte ich noch einen weiteren Schlauch dabei. Also repariert und mangels weiterer Ersatzschläuche und Flickzeug aus Sicherheitsgründen heim. Etwas angesäuert.
Heute wollte ich nach Feierabend die ausgefallene Tour nachholen. Diesmal kam ich vielleicht gerade 2 Kilometer. Meine Schaltung funktionierte nicht richtig und die Bremse schlief am Laufrad. Nach einige Suche fand ich den Fehler - das Laufrad mit dem Reifen gestern hatte ich offenbar wieder falsch einmontiert. Das geht? Ja leider. Die Klemmmutter hat an diesem Rad ein Gegenstück, um das Laufrad in die richtige Position zu bringen. Das hatte ich übersehen und so sass das Rad nach meiner Montage an der falschen Stelle. Es dauerte etwas, bis ich das Problem gefunden hatte. Irgendwie hatte die Suche etwas von einem Rätsel, das es zu lösen galt. Und das zwischenzeitlich auf einer von Heidelbergs belebtesten Brücken mit sehr vielen Passanten.
2 Fehler bei Reifenwechsel nach all den Jahren mit so vielen Wechseln. Gestern war ich noch etwas genervt. Heute konnte ich schon mehr drüber schmunzeln. Man erlebt doch immer wieder etwas Neues. Rookies kann ich nur ermuntern einfache Reparaturen selbst auszuführen. Es ist einfach besser, wenn man solche Dinge  überall und jederzeit selbst beheben kann. Und wie man sieht kann man sich kaum blamieren, denn auch erfahrenere Radfahrer können mal Fehler machen.