25. August 2013

Zwei Marathons in acht Tagen

Ungewöhnliche Ziele erfordern manchmal ungewöhnliche Trainingsmethoden. 

Auf dem Rodalbener Felsentrail
Nach der Zugspitz Ultratrail im Juni ist es bei mir läuferisch gefühlt gar nicht mehr rund gelaufen: ungewöhnlich anstrengend war es auf Berge zu laufen und in den Trails gab es den ein oder anderen üblen Sturz. Folglich nahm ich mich komplett aus dem Renngeschehen raus und bürdete mir kein weiteres anstrengendes Rennen mehr auf - Erholung und lockeres Training war angesagt. Anfang August setzte ich dann nochmal ein paar Kerneinheiten, wobei ich mehr auf Intensität und weniger auf lange extensive Einheiten Wert legte. So ganz ohne lange Läufe geht es dann als Ultraläufer aber auch nicht - zumindest für den Kopf war das wichtig. So begab es sich, dass ich recht spontan an den letzten beiden Sonntagen innerhalb von 8 Tagen 2 mal über Marathonsdistanz und mehr lief. Sonntag vor 8 Tagen lief ich beim Pfälzer Felsentrail mit: einem privat organisierten Freundschaftslauf ohne Wettkampfcharakter. So trafen sich 50 mehr oder minder miteinander bekannte Läufer Sonntag morgens in Rodalben, um eine grosse Runde auf dem Felsentrail - einem zertifizierten Wanderweg rund um den kleinen Ferienort im Pfälzer Wald. Bei all denen, die durchliefen, kamen an diesem Tag um die 45 Kilometer zusammen, doch manch einer lief auch kürzer - der Weg zurück zum Treffpunkt war von allen Teilen der Strecke ja nicht allzuweit entfernt; ich lief natürlich durch. Gelaufen wurde in der Gruppe. An markanten Punkten wurde von den schnelleren auf die langsameren Läufer gewartet, ab und zu gab es auch einen Fotostopp. So konnte jeder ohne Druck sein eigenes Tempo laufen. Für mich war es wichtig die Distanz ohne grosse Schwächephase zu schaffen und dabei möglichst keinen Sturz zu haben - beides gelang mir. Ein paar Stolperer waren zwar dabei, aber zum Sturz kam es zum Glück diesmal nicht. Die Wege waren alle gut zu laufen: meist "Flowtrails" würde ein Mountainbiker sagen. Mir hat der Lauf einen riesen Spass gemacht und er war nach der langen "Durchhängerphase" ein erster Lichtblick am Horizont, dass ich nicht alles falsch gemacht hatte.

Eine Woche später stand ich dann in Sonthofen am Start des Allgäu Panorama Marathon.
Allgäu-Panorama von der Hörner-Gruppe
Die Ultratrail-Distanz hatte ich mir verkniffen, da die nach meiner Erfahrung zu viel Energie gekostet hätte. Der Marathon verläuft im ersten Teil aber auf gleicher Strecke und ist in der zweiten Hälfte nicht nur kürzer sindern auch einfacher. Für mich sollte das nochmal ein Test im Wettkampftempo in alpinem Terrain ohne grosse Pausen werden. Im ersten Abschnitt hielt ich mich zurück, lief sicher und kontrolliert mein Tempo und sparte meine Kräfte für den Rückweg. Technisch schwierigere Passagen konnte ich sicher und schneller als andere bewältigen - das baute auf. Kurz nach der Halbmarathonmarke gab es einen kurzen Schreckmoment, als ich im Bein einen plötzlichen, schmerzhaften Krampf bekam; mit Krämpfen hatte ich bei Läufen noch nie Probleme. Nach kurzem Stopp ging es vorsichtig weiter. An der nächsten Verpflegung trank ich nochmal ausreichend, führte mir Mineralien zu, dann ging es zügig weiter. Umso näher ich dem Ziel kam, umso mutiger wurde ich. Ich sammelte immer mehr Läufer vor mir ein. Ich versuchte zwar hie und da einige zu motivieren mit mir mitzulaufen, doch spätestens nach der nächsten Verpflegung blieben sie hinter mir zurück und ich war wieder alleine unterwegs. Das Ziel erreichte ich dann als 60. gesamt von 355 Finishern, 10. meiner Altersklasse in einer Zeit von 4:17 Stunden. Das Ergebnis war mir vor dem Rennen eigentlich relativ egal, doch das unerwartet gute Abscheiden freut mich nun doch.

Beides scheint auch hervorragend in meine Vorbereitung gepasst zu haben. Ich verspüre auch eine Woche danach keine Müdigkeit und bin immer noch spritzig unterwegs. Das lässt hoffen für das grosse Ziel .. .