16. November 2009

Im Naturpark Obersauer

Eines der schönen Dinge am Ausdauersport ist, wenn man erst mal ein gewisses Leistungsniveau erreicht hat, dann verliert man die Ausdauer nicht von heute auf morgen wieder. Die Vorbereitung auf den Lauf in Frankfurt hat mich auf so ein Niveau gebracht. Und so war es naheliegend nach dem nicht ganz so glücklichen Marathon nochmal etwas Vergleichbares zu wagen.

Diesmal zog es mich nach Westen - nach Luxemburg. Start und Ziel des Uewersauer Traillaufs liegen im Norden des Großherzogtums im kleinen Örtchen Heiderscheid. Die Strecke führt in einer grossen Runde durch die mitunter recht urwüchsige Mittelgebirgslandschaft des Naturparks Obersauer. Man hat zwischendurch fast den Eindruck durch einen Märchenwald zu laufen. Immer wieder führen uns die Wege durch enge, tief eingeschnittene Täler mit wilden Bächen, bevor es kurz darauf an bewaldeten Steilhängen wieder hinauf zu den eher landwirtschaftlich genutzten Hochplateaus geht. Etwas nach der Hälfte der Strecke geht es dann auch noch auf einem schmalen, rutschigen Steg über den Lac de la Haute Súre - einen Stausee, der dem ganzen Land als Trinkwasserreservoir dient. Zuvor und danach hat man von weiter oben immer wieder schöne Ausblicke auf den See und seine Nebenarme.
Die Wege sind unterschiedlich: von Asphaltstrassen über ausgebaute Forstwege - an diesem Tag aber durch den vielen Regen stark verschlammt – bis zu schmalen, verblockten Trails ist alles dabei. Schuhwerk mit einem guten Profil ist auf jeden Fall von Vorteil. In den Wäldern sieht man vor lauter Herbstlaub den Boden kaum und muss gut aufpassen wohin man tritt. Kurzum: es ist genauso wie Trailläufer es lieben .. ok, manch einer könnte auf die Asphaltstrassen auch ganz verzichten. Mir persönlich sind die zwischendurch ganz recht, weil man hier wieder einen gewissen Laufrhythmus finden und somit gewisse Verspannungen der Muskulatur rauslaufen kann. Als kleines Schmankerl haben die Veranstalter an einem der Anstiege unterwegs auch noch eine kleine Bergwertung eingebaut – natürlich auch hier mit einigen schönen Rampen und Trails, damit es auch bloss nicht zu einfach wird. Alle Wege sind gut markiert und unterwegs sind auf der langen Ultrastrecke 6 Verpflegungsstationen platziert, an denen kaum Wünsche offen bleiben. Die Zielverpflegung war im Vergleich dazu allerdings etwas sparsam, da hätte ich mir doch etwas mehr gewünscht. Das war aber auch schon fast der einzige Punkt, den es zu kritisieren gab. Neben dem Ultralauf wurden übrigens noch weitere Läufe wie ein Sprint, ein Kinderlauf, eine Staffel und einige Walkingstrecken angeboten. Die überholenden Staffelläufer hinter den Verpflegungsstationen haben mitunter auch etwas genervt, aber das kennt man schon von anderen Läufen.

Den Lauf habe ich so kurz nach Frankfurt mehr als Erlebnislauf angesehen und wollte mich nicht stressen. Glücklicherweise traf ich gleich am Start noch meinen Kumpel Jochen, der es genauso angehen wollte (und hier übrigens auch alle Bilder gemacht hat). So bewältigten wir die ganzen 50,1 Kilometer mit einer Höhendifferenz von ungefähr 1500 Metern gemeinsam quasi im Gleichschritt. Gegen Ende des Laufs waren wir uns beide darüber einig, dass der Lauf eigentlich sehr kurzweilig war. Zwar schon etwas müde, hatten wir trotzdem nicht das Gefühl nahezu 50 Kilometer in den Beinen zu haben. Und auch einen Tag später bin ich überrascht wie gut es meinen Beinen geht.

Summa summarum war das ein sehr schöner Herbstlauf. Er ist dank seiner guten Organisation und der tollen Atmosphäre für Ultraläufer sehr zu empfehlen. Ich hätte mir etwas besseres Wetter gewünscht. Aber angesichts der Tatsache, dass es hier zu dieser Zeit auch schon Schnee gehabt hat, kann ich mich eigentlich nicht beschweren.

8. November 2009

Laufstrecke: Spuren der Geschichte am Heidelberger Nordufer

Nach 2 Wochen Pause konnte ich heute endlich mal wieder schön laufen gehen. Meine Herbstrunde entwickelte sich mit zunehmender Dauer zu einem schönen Rundweg über 12 Kilometer vorbei an zahlreichen Zeugnissen der Geschichte am Heidelberger Nordufer. Hier ein kurzer Überblick, den GPS-Track mit Höhenprofil mit weiteren Details habe ich extern abgelegt. 

Vorab sei bemerkt, dass sich diese Runde genauso zum wandern oder walken eignet, mountainbiken ist aber wegen mehrerer schmaler und steiler Pfade sowie einigen Treppen nicht möglich. Wer die Strecke läuft, sollte gutes Schuhwerk und etwas Kondition für den Berg mitbringen, etwas Erfahrung im Traillauf wäre hilfreich. Was den Untergrund angeht, so hat man fast alles von Asphalt über Kopfsteinpflaster, Forststrassen und steinige Trails.

Die Tour beginnt an der Tafel, die an das römische Steinkastell aus der Zeit um um 70 n. Chr.erinnert. Zu Beginn führt die Strecke dann hinunter an den Neckar und führt am Wasser gen Osten ins Neckartal hinein. Auf der Neckarwiese und auch auf dem Plad unterhalb der Strasse ist besonders an Sonn- und Feiertagen mit vielen Menschen zu rechnen. Bei Hochwasser sind die Wege nicht zu nutzen. Wer dem ausweichen möchte, läuft dann einfach oben an der Strasse entlang. An der Hirschgasse biegt die Strecke auf einen schmalen Weg ab. Unterwegs wird der Weg recht schmal und es gibt immer mal wieder kleine steilere Abschnitte sowie ein paar Treppenstufen zu erklimmen. Der schmale Pfad endet an der Moltkehütte. Ab hier geht es auf breiteren Forstwegen weiter nach oben. Wenn man an die Schranke kommt, hat man schon die meisten Höhenmeter geschafft. In der Thingsstätte - einem Freilichttheather aus der Zeit des dritten Reichs - geht es über die Treppen der 56 Besucherreihen noch ein Stück bergauf. Oben angekommen kann man schon die Ruine des Michaelsklosters aus dem 9. Jahrhundert erkennen. Nach der Ehrenrunde durch die Anlage geht es am Rande von Kloster und dem Theater bergab zum Parkplatz an der Waldschänke. Ein Stückchen unterhalb kommt man an die Ruine des Stephansklosters. Hier hat man einen tollen Ausblick auf den Schlossberg. Etwas weiter unten zweigt die Laufstrecke dann von der Strasse ab und führt wieder in den Wald. Der Abhang ist hier neben den Wegen recht steil. Im Wald kann man Wälle einer ehemaligen keltischen Befestigungsanlage aus dem 4. Jahrhundert v. Chr. erkennen. Nach einigen Minuten auf breiteren Forstwegen zweigt unvermittelt ein kleiner Pfad gen Tal ab. Hier heisst es vorsichtig sein, dass man nicht auf einem der Steine oder einer Wurzel ausrutscht. Nach einiger Zeit trifft man auf eine Plattform aus Sandstein, - die Meriankanzel in 279 Metern Höhe. Hier arbeitete Matthäus Merian als er seinen Kupferstich der grossen Stadtansicht im Jahre 1620 anfertigte. Im Tal kann man die Touristen sehen wie sie über die Alte Brücke flanieren. Der Pfad führt weiter bergab. Am unteren Ende trifft man auf den Oberen Philosophenweg, der hier wesentlich weniger frequentiert ist als der parallel verlaufende untere Weg. Am westlichem Ende trifft man auf die Bismarcksäule - einen Ausichtsturm aus dem Jahre 1903. Von der Turmspitze hat man einen tollen Ausblick auf Heidelberg und die Rheinebene. Der Laufstrecke weiter folgend kommt man unterhalb dann auf das Philosophengärtchen am Heidelberger Philosophenweg. Wer noch nicht zu müde ist, sollte seinen Blick ruhig mal rechts und links des Weges wenden, kann man hier doch allerlei exotische Pflanzen finden. Von hier führt uns die Laufstrecke wieder zurück an die Neckarwiese. Dort kommt man auch an dem Ort vorbei, wo zur Römerzeit die hölzerne Brücke über den Fluss führte; hier steht heute ein Gedenkstein. Kurz darauf ist der kleine Ausflug in die Heidelberger Geschichte dann schon beendet.

3. November 2009

Stereotyp

Nach dem Marathon ist es bei mir sportlich etwas ruhiger geworden - die Saison ist vorbei und ich war auch erstmal wieder leicht erkältet. Um nicht ganz einzurosten und mir auch was Gutes zu tun, war ich heute mal wieder im Fitnessstudio und im Anschluss in der Sauna.

Als beim Kraftsport doch eher Ausstehender ist es mitunter interessant den anderen Athleten zuzuschauen. Ich würde behaupten, dass man als Sportler - egal welcher Sportart - immer auch von (ernsten) Athleten anderer Sportarten etwas lernen kann. Mitunter ist so eine Beobachtung aber auch amüsant, wenn die anderen Sportler weitläufig verbreitete Stereotypen bestätigen. So auch heute. Nach dem Training in der Umkleide bemerkte ich wie einer der anderen Anwesenden - mit einem anderen ins Gespräch vertieft - nebenbei immer wieder etwas aus einem Topf naschte. So wie er das ass, vermutete ich erst Studentenfutter oder Gummibärchen. Erst bei genauerem Hinsehen erkannte ich, dass es sich hierbei um Proteine handelte - genauer gesagt um BCAAs (Branched-chain amino acids, auf deutsch verzweigtkettige Aminosäuren). Diese Aminosäuren sollen das Muskelwachstum fördern und die Ermüdung der Muskeln hinauszögern. Über die Zuführung solcher Supplemente kann man geteilter Meinung sein. Über die Gesundheitsrisiken gibt es auch noch keine einheitliche Meinung, so mag man die vielleicht auch mal ausklammern. Aber ob eine so grosse zugeführte Menge noch Sinn macht - vor allem, falls er das regelmässig so machen sollte -, wage ich doch sehr zu bezweifeln. Über so was schien er sich aber keine Gedanken zu machen - eigentlich fast eher traurig. Doch es gab noch einen weiteren eher belustigenden Aspekt dieser Situation. Denn wer sich hier nun einen durchtrainierten, muskelbepackten Athleten vorstellt, der liegt hier falsch! Der Typ sah vom Körperbau weniger wie ein Sportler aus als eher danach, dass er ein grosser Freund jeglicher Form von Fast Food ist. Vielleicht sollte er doch zur Abwechslung mal probieren seine Proteine über eine halbwegs gesunden Ernährung aufzunehmen. Das käme ihn sicher günstiger, wäre wohl auch gesünder und vor allem hätte er dann sicher auch eher eine Figur, die sein Training etwas mehr widerspiegeln würde. Erst wenn das dann immer noch nicht reichen sollte, könnte er sich ja nochmal Gedanken drüber machen, ob Supplemente nötig wären. Aber das darüber hat er sicher auch noch nicht nachgedacht.