Gegen Samstag Mittag trafen wir im Triathlon-Park in Roth ein. Unser erster Weg führte uns zur Einschreibung und Abholung der Startunterlagen.


Dann das Startsignal, das Wasser fing augenblicklich an zu kochen. Im Gegensatz zu den Vorjahren fing es bei mir recht gut an. Gelegentlich von den Seiten ein paar Schläge waren normal.

Die ersten Kilometer auf dem Rad versuchte ich die Ruhe zu bewahren und nicht zu schnell anzugehen. Er rollte überraschenderweise relativ gut. Sogar am ersten 10%-Anstieg, an dem ich letztes Jahr ziemlich ernüchtert meine Radschwäche feststellen musste, kam ich recht gut hinauf. Dann kamen der erste flachere Teil, mit einem Tempo knapp über 32 km/h versuchte ich es rollen zu lassen ohne dabei zu übertreiben. Leider hatte ich wieder einen sehr grossen Druck auf der Blase, der letztendlich nach 32 Kilometern zu einer ersten kurzen Zwangspause führte. Den längsten und steilsten Anstieg der Runde - den Kalvarienberg - kam ich im Anschluss dann recht ordentlich hoch. Der folgende Abschnitt ist für seine Winde bekannt, doch die waren in der ersten Runde noch nicht zu spüren und sollten erst in der zweiten Runde kommen. Nach 59,8 Kilometern merkte ich dann wie sich unter meinem Sattel etwas verschoben hatte, Ich versuchte das Problem zu ertasten: der Schlauchreifen hatte sich gelöst und baumelte jetzt mit der Satteltasche auf einer Seite. Also ein zweiter Zwangsstopp. Leider brauchte ich fast zwei Minuten bis ich den Riemen gelockert und das Problem beseitigt hatte, der Reifen verschwand in meiner Tasche.

Nun blieb nur noch der Marathon. Zu Beginn lief ich trotz des Koppeltrainings in der Vorbereitung relativ steif los; nicht sonderlich ungewöhnlich nach 180 Kilometern auf dem Rad. Das erste Viertel des Marathons lief ich trotzdem mit einem Schnitt von 5:20 Min/ Kilometer relativ zügig und war voll in meinem Soll. Auf dem Weg zum Kanal kam mir der Sieger auf dem Ende seines Marathons entgegen. Unten am Kanal traf ich dann auch auf die deutsche Damenspitze kurz vor deren Halbmarathonmarke. Ansonsten war am Kanal noch wenig los. Ich spulte meine Kilometer so runter, fühlte mich recht gut und versuchte auch immer ausreichend zu trinken. Erst in Schwanstetten als es leicht bergauf ging und mir die Temperaturen etwas zu schaffen machten, wurde ich langsamer. Ausserdem bekam ich erste Magenkrämpfe. Erst zurück am Kanal kam ich langsam wieder in meinen Rhythmus. Der Schnitt zum Halbmarathon war mit 5:45 Min/km etwas unter meinem Plan aber durch den Puffer, den ich mir herausgearbeitet hatte, war ich noch im Soll. Die Vorstellung jetzt aber nochmal einen Halbmarathon laufen zu müssen, flösste mir Respekt ein. Ich kannte die Strecke ja und wusste, dass es nochmals vor und hinter Eckersmühlen ein Stückchen leicht hoch ging. Ausserdem krampfte sich mein Magen immer häufiger zusammen. Ich war versucht stehen zu bleiben, doch mein Wille noch einen halbwegs guten Marathon zu laufen trieb mich weiter. Wie befürchtet kam aber um Kilometer 30 herum dann mein Tiefpunkt mit einem Schnitt um 6:30 min/km. Ich versuchte so viel wie möglich zu trinken. Vermutlich hätte ich auch etwas essen sollen, aber beim Blick auf die reichhaltige Essensauswahl der Verpflegungsstellen sträubte sich etwas in mir, mein Magen wollte nicht, gelegentlich hatte ich dort immer noch leichte Krämpfe. Erst ab Kilometer 36 lief ich dann einen Schnitt unter 6 Minuten. Immer häufiger begann ich zu rechnen, ob ich die 11-Stunden-Marke bei der Gesamtzeit noch erreichen konnte. Am Kanal traf ich Sarah wieder, die uns während des ganzen Wettkampfs tatkräftig unterstützt hatte und vor allem während des Radfahrens selbst von Ort zu Ort gefahren war, um uns anzufeuern. Ihrem Blick nach schien ich nicht ganz so elend auszusehen wie ich mich fühlte – ein kurzes Abklatschen, eine kurze Aufmunterung und ich wusste, es waren nicht mehr viele Kilometer – jetzt lief es wieder. Nochmals ein banger Blick auf die Uhr: noch 30 Minuten bis zur 11-Stunden-Marke und noch 5 Kilometer zu laufen. Das klang locker machbar, aber mit diesem Schnitt? Ich rechnete 1 mal, 2 mal – unter 6 Minuten pro Kilometer musste ich bleiben, dann würde ich es schaffen, es kam vor Roth aber nochmals eine kleine Steigung für die ich Puffer brauchte. Es fiel mir zwar schwer, aber noch einmal beschleunigte ich, mein Schritt wurde länger und der Stil wieder etwas sauberer. Ein letztes Aufbäumen. Mit jedem Kilometer wurde ich flotter. Dann der Anstieg vor Roth – die letzten Kilometer. Die Schritte hinauf waren schwer, von meiner Umgebung nahm ich nicht mehr viel wahr. Ob ich zeitlich noch „drin“ war? Von oben sah mich die Freundin meines Vereinskameraden Henrik, stürmte den Hügel herunter und gleich im Anschluss mit mir lautstark anfeuernd wieder hinauf – mit so einer tollen Unterstützung musste das heute einfach klappen! Ich zog den Reissverschluss meines Triathlontops für das Zielphoto nach oben. Die letzten drei Kurven dann kam der lange Zielkanal zum extra aufgebauten Triathlon-Stadion. Noch einmal versuchte ich letzte Kräfte zu mobilisieren, aber der unwiderstehliche Zielsprint war nicht mehr möglich, trotzdem glaubte ich es geschafft zu haben. Erst im Ziel der ängstliche Blick auf die Uhr .. Ernüchterung .. Enttäuschung .. ich hatte die Zielzeit knapp verfehlt: 11:00:34 Stunden. Das konnte einfach nicht wahr sein! War ich nicht schon genug gestraft? Ich suchte Gründe, verstand die Welt nicht mehr – das war einfach nicht fair. Eine Helferin kam zu mir und fragte freundlich, ob ich sanitäre Hilfe bräuchte, sie mich stützen und in das Zelt bringen solle; ich sah vermutlich furchtbar aus. Ich wollte aber nur noch alleine sein, bedankte mich und schwankte mit unsicherem Schritt alleine weiter. Noch heute hadere ich mit der Zeit und suche nach einer Erklärung, die ich aber nie finden werde.

Platzierungen:
- 833. gesamt von 2020 Finishern,
- 214. bei der deutschen Meisterschaft
- 48. in meiner Altersklasse bei der DM
- 582. Schwimmen
- 1056. Rad
- 856. Laufen
- 3,42 km/h Schwimmen
- 31,81 km/h Radfahren
- 10,2 km/h Laufen
Laut meiner Uhr habe ich 8330 kCal verbrannt

Der Quelle-Challenge 2007 in Roth hat wieder mal gezeigt, dass er ein ganz besonderer Triathlon ist. Danke an alle, die zum Gelingen dieser tollen Triathlonveranstaltung beigetragen haben! Danke an alle mit denen ich dort war und einen tollen Tag hatte! Danke auch an Euch, die Ihr alle diesen Bericht und vielleicht noch andere Artikel in diesem Blog gelesen habt!