26. Juli 2010

Rückkehr nach Flandern

Auf der Suche nach einer neuen Herausforderung hat es mich diesmal nach Belgien gezogen. Genauer gesagt nach Antwerpen zum Ironman 70.3 Antwerpen - Marc Herremans Classic. Antwerpen kannte ich bis dato noch nicht, deshalb war ich gespannt, was für eine Stadt mich erwartete. Ausserdem hatte ich noch nie einen Wettkampf über eine so lange flache Strecke gemacht.

Antwerpen, im Norden Belgiens gelegen, hat mit Hamburg viel gemeinsam. Antwerpen hat einen der bedeutensten Seehäfen Europas und ist über den Fluss Schelde mit der Nordsee verbunden. Um die Schifffahrt nicht zu behindern, gibt es in Antwerpen keine Brücken, dafür zahlreiche Tunnel. Einer der grössten Tunnel spielt auch beim Triathlon eine Rolle.

Der Triathlon beginnt in Linkeroever - am linken westlichen Ufer der Schelde. Dort werden in dem kleinen Binnensee Galgenweel die 1,9 km geschwommen. Die Wasserqualität soll dort deutlich besser als in der Schelde sein. Man kann darüber streiten, für mich was sie auf jeden Fall in Ordnung. Gestartet wurde in mehreren Wellen. Ich hielt mich zu Beginn etwas zurück und versuchte meinen Rhythmus zu finden. Das reichte um schon nach wenigen hundert Metern die ersten Schwimmer der Gruppe vor uns einzuholen. Die Schwimmer der Gruppe davor folgten auf bald. So rollte ich mit einigen Leuten meiner Gruppe das Feld von hinten auf, ohne mich besonders anstrengen zu müssen. Leider hatte ich mitunter leichte Orientierungsprobleme in dem See. Die Eckpunkte des Kursen waren mir nicht immer erkenntlich, so schwamm ich vermutlich ein paar Schlenker zu viel. Die ständigen Überholmanöver brachten auch nicht gerade Ruhe rein. So war meine Schwimmzeit dann letztendlich eher durchwachsen, für eine ordentliche Platzierung reichte es trotzdem noch. Die erste Wechselzone war auf der Strasse aufgebaut und aufgrund des recht grossen Teilnehmerfelds dann natürlich auch entsprechend lang. Aber das kannte ich ja schon von den Triathlons in Lanzarote und Heilbronn.
Auf der Radstrecke folgt nach ca. 2,5 Kilometern einrollen dann für mich schon eines der Highlights der Radstrecke. Die Fahrt durch den für den Wettkampf komplett gesperrten Waaslandtunnel (rund 1768 m) auf die rechte Uferseite. Danach führt die Radstrecke dann aus dem Stadtzentrum gen Norden durch die Hafenanlagen gen Norden. Zuschauer darf man hier nicht erwarten. Anstattdessen gibt es viele Bahnübergänge und so manche Brücke zu überqueren. Die Schienen waren zum Glück meist mit Teppichen abgedeckt, so stellten sie kein grosses Sicherheitsrisiko dar. Hinter den Hafenanlagen führen Teile der Radstrecke dann über Felder und einen kleinen Vorort von Antwerpen. Der Wind war allgegenwärtig. Allerdings nicht so stark, dass er uns an diesem Tag gross behindert hätte. Es fanden sich trotzdem - wie bei solchen flachen Kursen leider viel zu oft - unterwegs immer wieder einige Pulks zusammen. Mich behindern solche Gruppen eigentlich mehr. Ist man erst mal drin, ist es schwer noch legal zu fahren und raus zu kommen. Selbst zu überholen ist schwierig, da die Leute mitunter in 3er oder 4er Reihe nebeneinander fahren und ein Ausscheren unmöglich machen. Zum Glück griffen die Kampfrichter unterwegs schnell ein, wenn sie mal auf einen Pulk trafen, so hielt sich die Pein durch solche unfaire Zeitgenossen in Grenzen. Sicher wäre meine Radzeit noch etwas besser gewesen, wenn ich in den Gruppen länger mitgefahren wäre. Doch das entspricht nicht meinem Verständnis von diesem Sport, so bin ich letztendlich mit meiner Performance auf dem Rad recht zufrieden (nach Abzug 2er technisch bedingter Stopps ein Schnitt von rund 38 km/h über 90 km). Zum Abschluss der Radstrecke ging es über das Kopfsteinpflaster am Ufer der Schelde entlang - auf der anderen Strassenseite kamen einem schon die ersten Läufer entgegen. Kurz darauf war man dann schon selbst auf dem letzten Abschnitt.
Es galt 3 Runden durch und um die Antwerpener Altstadt zu absolvieren. Hier hatte man im Gegensatz zur 2ten Disziplin keine ruhige Minute; keine Stelle, an der nicht jemand stand. Besonders an den grossen Plätzen am Grote Markt und am Groenplats war eine tolle Stimmung. Viele Zuschauer nutzen die Gelegenheit und setzen sich in eines der zahlreichen, schönen Strassencafés und schauten uns von dort beim Rundendrehen zu. Unterwegs kam man mehrfach an Sehenswürdigkeiten wie der Kathedrale von Antwerpen, der Burg Steen am Scheldeufer und unzähligen anderen Bau- und Kulturdenkmäler aus der Blütezeit der Stadt aus Spätmittelalter, der Renaissance, dem Barock oder aus der Zeit des Jugendstils vorbei. Am Grote Markt mit seinen prunkvollen Zunfthäusern aus dem 16. und 17. Jahrhundert und dem Brabobrunnen war ein kleines Stadion mit Tribüne aufgebaut, durch das wir insgesamt 4 mal liefen - zum letzten mal beim Zieleinlauf vor dem bunt beflaggten spätgotischen Stadthuis. Ein bisschen erinnerte mich dieser Zieleinlauf an den Ironman in Frankfurt vor dem Römer - nur dass man hier etwas mehr Platz hatte und eben gleich viermal den Platz passierte. Für mich war nach ca. 2 Monaten Laufpause (primär wegen andauernder Probleme mit der Plantarsehne) nicht viel zu holen. Ich spulte also konstant mein "Wohlfühltempo" (soweit man das zu diesem Zeitpunkt des Wettkampfs noch so nennen kann) runter. Erst auf der letzten Runde konnte ich noch etwas beschleunigen und ein paar Leute einsammeln. Am Ende musste ich mich fragen, ob diese Tempoverschärfung nicht schon etwas früher möglich gewesen wäre. Aber es ging ja um nichts mehr und so hatte ich etwas mehr Zeit den Wettkampf zu geniessen.

Insgesamt hat mir dieser Wochenendausflug sehr gut gefallen. Antwerpen ist eine Reise wert, die Belgier sind sehr nett und so einen Triathlon sucht man in unseren Breitengraden vergebens. An der Organisation gab es wenig etwas auszusetzen. Ausserdem hat man im Gegensatz zu hiesigen Stadtverwaltungen in Antwerpen wohl auch den Wert einer solchen Veranstaltung verstanden, unterstützt den Veranstalter, in dem auch logistisch schwierige Strecken möglich macht und nutzt die Möglichkeit gleich noch zur Werbung mit dem Logo der Stadt. Mein sportliches Ergebnis geht in Anbetracht der Umstände in Ordnung, mehr war an dem Tag kaum drin. Und ich komme auch gerne mal wieder.