21. Oktober 2010

Guerilla Running @ Heidelberg

1,609344 Kilometer sind eine Meile. Wer mal ausprobieren wie schnell er die Rennen kann, der hat jetzt die Möglichkeit dazu. Am 25. Oktober - also nächsten Montag - findet in Heidelberg die Mzungo Mile statt. Gelaufen wir auf einer meiner Hausstrecken zwischen Bismarckplatz und alter Brücke. Aber Obacht: mit Baumaschinen, Absperrungen, Verkehr und allerhand Touristen ist zu rechnen!

Zeit:  18:30 Uhr
Start: Theodor-Heuss Brücke
Ziel:  Karl-Theodor Brücke (= Alte Brücke)

Strongman-Run war gestern!

11. Oktober 2010

München Marathon 2010: lebe den Moment

Manchmal kommt es anders als man denkt, mein Herbstmarathon war wieder ein Beispiel dafür. Wie bisher berichtet lief die Vorbereitung recht gut. Mein letztes Intervalltraining am vergangenen Mittwoch fiel mir dann aber doch etwas schwerer als erwartet. Donnerstag morgen realisierte ich langsam, dass etwas nicht stimmte und ich entschied mich kurzfristig den kleinen geplanten Lauf zu streichen. Nach vielen Jahren Ausdauersport habe ich ein gewisses Feingefühl meinen Körper entwickelt. Es dauerte nicht lange, da bemerkte ich in meinem Hals ein leichtes Kratzen. Aus Vermutung wurde schnell Gewissheit und schon bald begann die Nase zu laufen - ich hatte mir eine Erkältung eingefangen. Alles weitere Training war damit hinfällig geworden: ich gehöre zu den Leuten, die bei Erkältung allzu anstrengenden Sport vermeiden. Nicht nur, dass man bei weiterem anstrengenden Sport die Krankheiten verschleppen kann, auch nimmt man damit ein viel höheres Gesundheitsrisiko in Kauf. Das Thema persönliche Bestzeit war damit für München schnell abgehakt. Lange überlegte ich mir, ob ich den Lauf überhaupt unter den gegebenen Umständen machen sollte; anreisen würde ich auf jeden Fall, denn das Hotel war gebucht und ein schönes Wochenende in München könnte man auf jeden Fall haben. Freitag und Samstag wäre ich angeschlagen wie ich war wohl nicht an den Start gegangen. Sonntag morgen war die Atmung frei, deshalb entschied ich mich zu laufen. Mein Ziel war einfach nur "Ankommen", auf Bestzeit zu laufen wäre viel zu riskant gewesen. Nachdem ich schon die Marathons in Berlin, Köln, Hamburg und Frankfurt gefinisht hatte, fehlte mir nur noch München in der Liste der 5 grössten deutschen Marathons; wenn ich den finishen würde, dann hätte ich doch auch schon ein schönes Ziel erreicht. Ausserdem wollte ich einmal durch das Marathontor in das Olympiastadion. Laufen wollte ich also „nur“ in einem Wohlfühltempo, dass mich nicht zu sehr stresste. Mir war recht unklar, was das letztendlich für eine Geschwindigkeit sein und wie die Zielzeit aussehen würde, ich vermutete etwas zwischen 3:40 und 4 Stunden.

Am Wettkampftag war herrliches Herbstwetter: die Sonne schien bei morgentlichen Temperaturen im unteren zweistelligen Bereich, Laub segelte durch die Sonnenstrahlen goldgelb und braun auf die Strasse herab. Nur das Gras des Olympiaparks war immer noch saftig grün. Vom Olympiastadion hatten wir noch etwa 1,5 Kilometer zum Start zu gehen, die Athleten sortierten sich dort in die 2 Startgruppen ein. Am Start war mir doch noch etwas mulmig: war das wirklich eine gute Entscheidung heute zu laufen? Ich fühlte mich nicht mehr krank, also war die Entscheidung gefühlsmässig richtig. Dann der Start, die ersten Schritte fielen mir leichter als gedacht. Ich versuchte meinen Rhythmus zu finden, ohne zu überzocken. Vorne entschwand so langsam der 3-Stunden-Tempomacher mit seinem roten Ballon. Ursprünglich wollte ich mich an diesen halten, nun musste ich erst schauen, welches Tempo ich laufen konnte. Mein Kilometerschnitt pendelte sich schnell bei ca. 4:30 Minuten pro Kilometer ein. Anstatt dem roten Ballon tanzte nun vor mir der gelbe Ballon für 3:15 Stunden herum. Das war wesentlich schneller als ich erwartet hatte und würde eine Zeit weit unter 4 Stunden bedeuten. Ich wollte mich aber jetzt noch nicht auf diese Zeit festlegen - die Gesundheit ging vor und ich würde einfach nach Gefühl weiterlaufen, egal was für eine Zeit rauskommen würde – „Ankommen ist alles“ mahnte mich immer wieder meine innere Stimme. Das lockere, wenig ambitionierte Laufen machte Spass. Der längere Abschnitt durch den Englischen Garten wirkte auf mich fast mehr wie ein Lauftreff im Park und nicht wie ein Wettkampf. Bei der Halkbmarathonmarke fühlte ich mich noch deutlich besser als 1 Jahr zuvor in Frankfurt, von Müdigkeit noch keine Spur. Etwas später Kilometer nahm ich dann doch kurzzeitig etwas raus, weil ich das Gefühl hatte, es könnte für meinen Gesundheitszustand vielleicht doch etwas schnell sein. Kurz darauf fühlte ich mich aber schon wieder besser und ich lief wieder im ursprünglichen Tempo. Schon weit jenseits der 30-Kilometer-Marke fühlte ich mich immer noch relativ gut und zog an anderen Läufern vorbei. Immer mehr Leute blieben gezeichnet vom Wettkampf am Rand der Strecke stehen oder gingen. Mir kam es fast vor als würde ich fliegen; mein Laufstil erschien mir immer noch locker. Ungefähr bei Kilometer 35 fand ich eine Begleiterin mit der ich die nächsten Kilometer gemeinsam laufen sollte. So langsam wurde es warm und es kam dann auch die Zeit, zu der einem die Strecke zwischen den einzelnen Verpflegungsstellen etwas länger als am Anfang vorkam. Meine Laufpartnerin und ich wechselten wenig Worte, doch wenn einer mal an den Verpfelgungsstellen oder unterwegs zu sehr trödelte, kamen gleich aufmunternde Worte vom anderen - das war einer dieser Momente, die diesen Sport so spannend machen: jeder kämpft seinen eigenen Kampf, doch wenn es einem nicht so gut geht, dann sind andere da, die einem weiterhelfen. Einige Male zeigte meine Laufpartnerin schwache Momente, bei denen es schien als würde sie gleich stehenbleiben. Doch sie zeigte Willen und vielleicht auch angetrieben von mir, kämpfte sie sich immer wieder heran. Ungefähr bei Kilometer 39 machte ich den Fehler, dass ich einen der Streckenposten fragte, ob noch eine Verpflegungsstation käme - in der Mittagshitze hätten wir beide vor dem Zieleinlauf doch noch gerne mal etwas gehabt. Als Antwort kam ein überzeugendes "nein, leider nicht". Diese Antwort entsprach nicht dem was wir erwartet hatten und es zog uns beide mental etwas runter. Erst sie, dann als sie sich gerade wieder aufraffte mich. Mein Wille war gebrochen und und ich sagte mir, dass doch ich sowieso schon viel besser war als ich noch am Start gehofft hatte. So liess ich mich etwas hängen und als meine Laufpartnerin es gerade nicht bemerkte, verringerte ich mein Tempo. Als dann doch noch eine Verpflegung kam, war mein mentales Loch zwar überstanden, doch meine Laufpartnerin hätte ich nur noch mit grosser Anstrengung wieder einholen können, was ich auch jetzt auf den letzten Kilometern nicht mehr wagen wollte. So legte ich den letzten Abschnitt alleine zurück. Etwa 1500 Meter vor dem Ziel schallte aus den Lautsprechern die gerade aktuelle Single von Christina Stürmer. Eine gute Songwahl, der Text passte, es war als für sie das Lied gerade nur für mich singen:

".. Wir laufen durch die Straßen 
in einer bewegten Welt
und jeden Tag seh'n wir aufs neue
Es ist jede Sekunde die zählt
Atme ganz tief ein
Wir leben den Moment
mitten drin im Leben
und die Endorphine spiel'n verrückt 
Das mitten im Moment
dafür alles geben,
uns hält nichts mehr zurück...

Die Wege waren nun gesäumt von Publikum. Neben uns tauchte das Olympiastadion auf. Unser Weg führte uns noch etwas aussen herum. Vor dem Marathontor wartete nochmal eine grössere Menschenmenge, dann ging es hinein in das Stadion. Im Tor war eine Lichtanlage aufgebaut und Musik dröhnte aus den Lautsprechern. In der Luft lag Nebel, schemenhaft konnte ich Photographen auf der Seite erkennen. Dann ging es raus auf die Laufbahn in das Stadionrund. Ich suchte meine beiden treuen Begleiter, doch es waren zu viele Menschen – teilweise bis auf die oberen Ränge - es war schwer hier jemanden zu finden. Also genoss ich die einzigartrige Runde im Stadionrund: ich freute mich, dass ich es bis hierher trotz der gesundheitlichen Probleme geschafft hatte. Und dann auch noch mit einer Zeit von 3:18 Stunden, ohne mich gross zu verausgaben – manch einer wäre froh, wenn er diese Zeit überhaupt mal erreichen würde! Vielleicht war es ganz gut so wie es gekommen ist. Lieber ein schöner Lauf mit Spass, als bis zum Äussersten angestrengt und dann das Ziel doch um wenige Sekunden verfehlt zu haben. Auf jeden Fall war das ein Lauf, an den ich gerne zurückdenken werde.

3. Oktober 2010

Woche 5 der Marathonvorbereitung: letzter Feinschliff

Der Renntag naht. In der vergangenen Woche habe ich wie geplant die Trainingsumfänge heruntergefahren. Dafür war das Tempo im Schnitt höher als in den Vorwochen; Wochenziel war es, sich an das geplante Wettkampftempo zu gewöhnen. Während der kürzeren Einheiten gelang mir das recht gut. Die langen Läufe in der bisherigen Vorbereitung waren konditionell ebenfalls kein Problem. Aber ob ich das Tempo und die längere Distanz im Wettkampf in Einklang bringen und auch halten kann, da bin ich mir noch nicht so sicher. Aber eine Unsicherheit gehört immer dazu, schliesslich sind wir keine Maschinen. Und letztendlich ist der Lauf dieses Mal mit "nur" 6 Wochen spezifischer Laufvorbereitung auch sowas wie ein Experiment. Die Motivation stimmt auf jeden Fall: die Form ist annähernd so wie ich es gehofft habe, von gesundheitlichen Problemen blieb ich bisher verschont und ich freue mich einfach auf diesen für mich neuen Lauf - was will man mehr? Hoffen wir das es bis nächsten Sonntag so bleibt. In Summe sind nochmal 69 Wochenlaufkilometer zusammen gekommen. Interessant war dabei vorallem der Lauf gestern abend, als ich mangels Zeit den Tag über meinen Trainingslauf nahe der Mitternachtsstunde absolvierte. So manch ein Samstagabend-Ausflügler schaute da doch etwas verdutzt, als ich an ihm vorbeiflitzte.

1. Oktober 2010

Tyrannei des Augenblicks

Gerade vor Saisonhöhenpunkten richtet sich die eigene Aufmerksamkeit immer wieder verstärkt auf die richtige Ernährung und das richtige Gewicht. „Das richtige Gewicht“ ist relativ: manch einer probiert vorher nochmal verschiedene Diäten aus und hungert sich so auf ein Minimalgewicht herunter. Oder man versucht die körpereigenen Speicher zu einem idealen Verhältnis zu bringen (bspw. bei der Saltindiät – wer mehr darüber lesen möchte, dem sei die Lektüre von Greif empfohlen). Auch ich habe in dem Bereich schon so manches Experiment gemacht, doch Mensch wäre nicht Mensch, wenn er nicht aus Fehlern lernen würde. So bedeuten die richtige Ernährung und das richtige Gewicht für mich aktuell: gesund und ausgewogen ernähren (Obst und Gemüse) sowie das Gewicht durch weitgehenden Verzicht auf süsse Leckereien etwas zu verringern. Das ist auch viel einfacher umzusetzen als sich neben dem Trainingsplan noch um einen weiteren ausgeklügelten Ernährungsplan zu kümmern. Nur dumm, wenn das Umfeld da manchmal nicht mitspielt. Wenn man in so einer Phase beispielsweise häufig bei Anlässen oder Essen ist, wo die Verführung gross ist (Höchststrafe ist vermutlich ein Wettkampf ein Heiligabend – das gibt es!), wenn in den Wochen zuvor noch unzählige Weihnachtsfeiern zu bewältigen sind. Aber auch mir machen es die Kollegen aktuell nicht gerade einfach. Von dem übrig gebliebenen Geld unseres letzten Abteilungsausflugs wurden ein paar Haribo Snackboxen gekauft, bei denen sich jeder Kollege bedienen kann. Als ob das für mich in der Phase meiner süssen Askese nicht schon Strafe genug wäre, so stehen diese Boxen auch noch auf meinem Nachbartisch. Mein Versuch gestern eine der Boxen an einem anderen Platz zu platzieren ist nach kurzem gescheitert: manche Kollegen fühlten sich durch die exponierte neue Position der Boxen so sehr verführt, so dass die Weingummis inzwischen wieder an ihrem altem Platz stehen. Der preußische Geschichtsschreiber und Hofrat Friedrich Förster (1792 - 1868) sagte mal: "Aszese ist der Kampf gegen die Tyrannei des Augenblicks". Wie recht er doch hatte! Ich komme auch noch zu meinem Spass auch wenn die Boxen in einer Woche vielleicht schon leer sind. Wenn ich beim Marathon Spass habe und im Ziel mit einer ordentlichen Zeit einlaufe, dann hat sich das alles gelohnt!

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