30. Mai 2010

Mein Ironman Lanzarote 2010

Jetzt ist er Geschichte: der Ironman Lanzarote 2010. Er war wie zu erwarten war hart, aber auch sehr schön und ich will die Erfahrung nicht missen, wenngleich das Ergebnis nicht meinen Erwartungen entspracht und meinen Leistungsstand meiner Ansicht nach nicht wirklich wiederspiegelt. Aber von vorn.
Vor dem Wettkampf

Geschlafen habe ich recht gut. Beim Frühstück war die Stimmung in der Gruppe gelöst, wenngleich einige in unserer Gruppe eine gewisse Anspannung nicht verhehlen konnten. Nach dem Frühstück umgezogen, Flaschen aufgefüllt und dann mit dem Bus ab zum Start. Aufgrund der langen Wechselzone entschied ich nochmal kurzfristig ein neues Wechselprozedere für mich und packte meine Beutel um. Etwas heikel ist das zwar schon, aber die Wechsel sollten im Laufe des Tages dann doch sehr gut klappen. Bis zum Start hatte ich noch etwas Zeit mich zu sammeln. Draussen ausserhalb der Zäune kamen langsam die Touristen oft etwas benebelt aus den Diskotheken und Bars, und wunderten sich etwas über das bunte Treiben. Leider gab es in der Wechselzone nicht wie bei den grossen Ironmans in Mitteleuropa Musik, so war der Moment auch nicht ganz so dramatisch wie dort. Aber vielleicht blieb ich dadurch auch noch etwas ruhiger als gewöhnlich. Auch hatte ich alle Zeit der Welt in den Neo reinzuschlupfen – jedes Mal ein ziemliches Gezerre. Er sollte auf jeden Fall optimal sitzen, ich wollte nicht unterwegs wieder eine meiner Panikattacken wegen eines schlecht sitzenden Anzugs bekommen. Vielleicht trödelte ich etwas zu lange herum, so war nicht mehr viel Zeit für’s Einschwimmen, dass ich mir dann auch prompt sparte. Auch das sollte in Folge kein Problem sein. Ich sortierte mich in der schon am Stand wartenden Gruppe Athleten recht weit aussen ein, der „Waschmaschine“ in der Mitte wollte ich so gut es ging entgehen und lieber ein paar Extrameter in Kauf nehmen. Dann begann das grosse Warten auf den Start: ein paar Ansagen von der Tribüne - kurze Gespräche mit anderen Athleten – ein letzter Check des Pulsmessers – Kontrolle der Schwimmbrille und der Badekappe – dann endlich: Start!

Schwimmen

Das Wasser war bei den ersten Schritten hinein bitter kalt, aber mit der Motivation wird auch der Sprung ins Nass keine grosse Überwindung und so kalt kam es mir dann erstmal drin dann doch nicht mehr vor. Alles verlief nach Plan. Ab und zu Gedrängel, Schläge. Sobald sich Enge andeutete suchte ich meinen Weg in weniger dicht gedrängte Löcher oder an den Rand des Felds. Das Wasser war durch die Schwimmen aufgewühlt und nicht mehr so klar wie in an den Vortagen, auch war es unter uns mangels ausreichend Tageslicht noch recht dunkel. Schemenhaft konnte man Fischschwärme unter uns hindurchschlüpfen sehen. An einer Stelle sass ein Taucher auf dem Meeresboden und fotografierte oder filmte. Dann nach der Hälfte der kurze Landgang durch die tobende Menge am Strand. Gedanklich zog ich ein positives Zwischenfazit und nahm mir vor in Runde 2 etwas näher an der Leine und somit direktere Wege zu schwimmen. Den Wellengang merkte man kaum, es kam einem eher vor wie in einem grossen Salzwasserbecken zu schwimmen. So langsam kam ich in meinen Rhythmus. Ohne wirklich schnell schwimmen zu müssen, überholte ich nun auch ein paar Profis, das konnte man anhand Farben der Badekappen erkennen. Denen war das zwar nicht so recht und sie teilten auch etwas aus, aber letztendlich gewinnt dann doch der Schnellere. Ausser dem Wasser heraus ging der Blick gleich zur Uhr: 1 Stunde – alles im Plan, sehr gut! Nach wenigen Metern waren Duschen aufgebaut. Dort zog ich den Neo aus, nahm weiter hinten meine Wechselbeutel auf und zog mich dann im Zelt um.

Radfahren


Hinter dem Zelt ging es vom Strand erstmal eine kleine Rampe zur Wechselzone mit den Rändern hoch. Mein Rad war ungefähr in der Mitte. Seinen Platz hatte ich mir anhand der Werbung am Strassenrand eingeprägt. Die Schuhe zog ich noch am Rad an und dann ging es rüber zum Tor. Die ersten Kilometer in Puerto del Carmen waren erstmal flach und man konnte sich etwas sammeln. Dann folgten die ersten Anstiege zur Hochebene. Der Wind hielt sich zum Glück in Grenzen und frischte erst später auf. Ich kam mir zu diesem Zeitpunkt weder besonders gut noch besonders schlecht vor, leider hatte das erste Überholen aber schon begonnen und immer mehr starke Radfahrer – teilweise Profis – rauschten nur so an mir vorbei.Ich war froh, als es auf die erste Abfahrt zur El Golfo-Schleife ging, das Tempo war hoch und endlich wurde ich nicht mehr so oft überholt. An den Felsen konnte man das Meer brechen sehen – wie immer ein tolles Szenario, für das wird heute allerdings keine Zeit hatten. Am Ende der Schleife warteten wieder ein paar Wellen auf uns, bei denen ich mir komischerweise wieder in den Anstiegen etwas schwach vorkam, dafür liefen die Abfahrten problemlos. Dann ging es rüber in den Timanfaya-Nationalpark. Ich kann mich noch gut erinnern wie ich hier schon im Februar die Steigung im Grundlagenbereich hochgedonnert bin, während ein Grossteil der Gruppe abreissen lassen musste. Heute war alles anders und ich musste mich echt schinden, um hier hochzukommen. So langsam wurde mir die Schwäche am Berg unheimlich: wie sollte das erst noch in den richtigen Bergen werden? Ich konnte es mir nicht erklären: bergauffahren ist normalerweise meine Stärke und dieses Mal hat ich sogar mehr denn sonst entsprechende Kraftausdauertrainings für den Berg trainiert. Die weiteren Kilometer zogen sich so dahin. An den Hügeln immer wieder das gleiche Spiel: bergauf Schwierigkeiten, bergab ging es so, dazu immer wieder Überholungen – ich hatte das Gefühl an Ende des Felds durchgereicht zu werden und war echt genervt. Dann kam mit dem Aufstieg zum Mirador del Haria der erste ernstzunehmende Anstieg. Ich meisterte ihn, aber einfach war das nicht. Oben hatte ich mir als meine persönliche Premiere für einen Ironman einen Beutel mit Eigenverpflegung hinterlegen lassen, darin eine Miniflasche Gel und eine grosse Radflasche nochmals mit verdünntem Gel, sozusagen als zusätzlicher Energieschub. Mein Plan war diese nur im Notfall aufzunehmen und wenn alles nach Plan lief durchzufahren. Natürlich war der bisherige Verlauf nicht „nach Plan“. Das gereichte Iso war oft sehr dünn, so hatte ich meine eigene Flasche unterwegs schon weitgehend aufgebraucht. Der Wechsel der Flaschen funktionierte problemslos. Die Abfahrt ins Tal der tausend Palmen war schön. Zum Glück fuhren alle kontrolliert und übersichtig bergab, so kam es zu keinen brenzligen Situationen. Kurz vor dem Mirador del Rio kam dann die vermutlich heftigste Rampe. Schon von weitem konnte ich einen Teilnehmer sehen, der abstieg und schob .. hoffentlich würde mir das mit meiner heutigen Bergschwäche nicht auch passieren. Es war Horror, aber ich schaffte es. Bei den Trainingsausfahrten fiel mir das sonst immer deutlich leichter und ich hatte eigentlich nicht das Gefühl jetzt schon müde zu sein – irgendwie war ich im falschen Film. Dann wartete die herrliche Strasse an der Steilküste zum Mirador hoch. Auch hier mehr Qual als Genuss, auch wenn die Strasse hier vermutlich weniger Prozente hatte empfand ich es fast noch schwieriger als den Anstieg zuvor. Oben war ich erstmal erleichtert, denn nun würden erstmal zahlreiche Kilometer bergab bis nach Arrieta folgen und es würde keinen Berg mehr geben, an dem ich leiden musste. Alles klappte problemlos. Das Stück hinter Arrieta ist sicher der uninteressanteste Teil der Radrunde. Kilometerlang fährt man neben den Autos auf einer gut ausgebauten Strasse gen Süden. Normalerweise hat man hier Rückenwind und erreicht hohe Geschwindigkeiten, heute musste man kräftiger treten. Endlich begann auch ich Leute zu überholen: auf dieser flacheren Strasse war ich plötzlich der Stärkere. Vielleicht hatten auch einige in den Bergen etwas überzockt: den ein oder anderen Überholte kannte ich schon von vorher. Dann kam allerdings wieder die neue Zusatzschleife nach Teguise hoch – ein Anstieg – und wieder knapp 100 Höhenmeter – mit Wind – und wieder kein Druck in den Beinen .. es war zum Heulen! Oben angekommen war ich heilfroh, denn nur warteten auch ein paar unbedeutenden Wellen keine Anstiege mehr und es zeichnete sich ein Ende des Martyriums auf dem Rad ab. Meine Planzeit lag schon in weiter Ferne, aber ein ordentlicher Marathon sollte doch noch zu machen sein. Als kleines Schmankerl gibt es kurz vor Puerto del Carmen nochmal eine herrliche Abfahrt auf schmaler, kurviger Strasse oberhalb der Bucht. Hiervor habe ich immer einen Heidenrespekt, versteuern sollte man sich hier besser nicht. Interessanterweise fuhr ich hier aber wieder auf meine Vorderleute auf – heute war wirklich verkehrte Welt! Als wir wieder unten an der Promenade waren, setzte ich mich von meinem letzten Mitfahrern ab und kam alleine zum zweiten Wechsel. Auch hier musste man bis ganz ans Ende laufen, mit dem Rad am Arm überholte ich noch 2 weitere Athleten bevor es mir von einem Helfer abgenommen wurde. Auch der zweite Wechsel gelang sehr gut. Während des Wechsels wurde ich auf Nachfragen nochmal von einer Helferin mit Sonnencreme eingecremt. Das sollte aber nicht viel helfen, einen leichten Sonnenbrand hatte ich trotzdem später.

Laufen


Das Laufen sollte eigentlich meine Disziplin werden. Es fing auch ganz gut an, doch nach wenigen Kilometern wurde mir schlecht. Ich vermutete zu viel Gel und trank in Folge nur noch. Wieder einige Kilometer später bekam ich dann Seitenstechen. Das kann wie ich inzwischen gelernt habe ein Zeichen einer Unterversorgung sein. Also doch wieder kurz vor der nächsten Getränkestation ein Gel genommen und prompt waren die Seitenstechen weg. Dafür war mir wieder übel. Das Spiel wiederholte sich forthin immer wieder nur dass die Übelkeit immer schlimmer zurückkam. Dazu wurde es noch heiss. An den Verpflegungsstellen ging ich nun. An einen guten Marathon war auch nicht mehr zu denken, jetzt hiess es nur noch finishen.Am Flugplatz feuerte uns die Flughafenfeuerwehr aus ihren Trucks an. Bei der Hitze hätte ich auch nichts gegen etwas Spritzwasser gehabt, doch es blieb bei lautstarker Anfeuerung. Unterwegs probierte ich mich von meinem Leid abzulenken und unterhielt mich mit anderen Teilnehmern. Mit welcher Zeit ich wohl reinkommen würde? Ich hatte das Gefühl mein Limit diesmal echt überschritten zu haben, ab und zu machte ich in den Gehphasen die Augen zu und versuchte mich wieder zu sammeln. Irgendwann gegen Ende der zweiten Runde konnte ca. 12 Kilometer vor dem Ziel absehen, dass es bei einer ordentlichen letzten Runde noch zu einem Finish unter 12 Stunden reichen sollte. Ich mobilisierte die letzten Kräfte und ein neues, konkretes Minimalziel so nah vor Augen lief es plötzlich wieder etwas besser. Die Übelkeit war zwar noch da, die Seitenstechen auch, aber ich konnte wieder besser drüber hinweglaufen. Reihenweise überholte ich andere Athleten, die auch litten sichtlich. Am Ende flog ich fast nur so über die Promenade gen Ziel. Würde es reichen? Könnte ich die 12 Stunden unterbieten? Es würde eng werden. Die letzte Verpflegung. Noch einmal am Hotel vorbei den Buckel rauf. Der Weg zog sich. Immer wieder der Blick auf meine Uhr, würde es reichen? Hier ging es nochmal leicht rauf – warum war mir der Anstieg vorher nicht aufgefallen. Erst ungefähr einen Kilometer vor dem Ziel war ich mir dann relativ sicher, dass es klappen könnte. Dann der Zielkanal. Keine weitere Runde mehr. Die Menge machte immer noch ordentlich Lärm. Unter dem Zieltor das Band nur für mich und oben die Uhr, die immer noch eine 11 vorne hatte. Das Band flog weg und ich hatte es geschafft! Hinter dem Tor wartete der Organisationschef und drückte mir die Hand. Ich bedankte mich bei ihm kurz für den Wettkampf, dann wurde mir die Finisher-Medaille umgehängt. Ein Moment den man nicht vergisst.

Nach dem Wettkampf

Sicher war es nicht das Ergebnis, das ich mir vorher erhofft hatte. Aber was soll ich mich deshalb grämen? Ich glaube nicht, dass meine Probleme unterwegs an falschem Training lagen und auch gesundheitlich habe ich mich am Wettkampftag fit gefühlt. Rückwirkend betrachtet vermute ich eine falsche Einstellungen auf dem Rad als Ursache für meine Schwäche am Berg, aber das gilt es in den nächsten Tagen erst noch genauer zu analysieren. Die Übelkeit beim Laufen hängt vermutlich mit dem Leitungswasser aus Lanzarote zusammen. Das ist bekanntermassen nicht so gut und daraus wurden vermutlich die Eiswürfel gemacht, die unterwegs in den Getränken drin waren. Vorher hatte ich mir dazu leider keine Gedanken gemacht und letztendlich beim Marathon mit der Übelkeit dafür bezahlt. Trotzdem es war ein toller Wettkampftag und ich will ihn nicht missen. Ich hoffe, der Ironman wird auch über 2011 hin bestehen bleiben. Dieses Rennen sollte man als Ironman einfach mal gemacht haben!

Letzte Vorbereitungen - 1 day to go

Heute ging es zeitig aus den Federn. Zu Viert sind wir nochmal auf der Ironmanstrecke geschwommen – es war einfach herrlich! Das Wasser ist so klar wie Meerwasser eben sein kann. Immer wieder schwimmen Fische an einem vorbei. Manchmal schwamm ich in Schwärme rein und hatte Bedenken beim nächsten Armzug plötzlich einen der Meeresbewohner in der Hand zu halten. Am Meeresboden kann man die Ruheplätze der Rochen sehen. Knapp unter der im Sonnenlicht schimmernden Wasseroberfläche gleiten indes immer wieder andere Triathleten an einem vorbei; die Sicht ist fast klarer als in unserem gechlorten Schwimmbecken zuhause. Um halb 10 haben wir dann unsere Räder nochmal von einem hiesigen Mechaniker durchchecken lassen, bei mir ist alles soweit in Ordnung.
Nach dem Frühstück bin ich nochmal die Laufstrecke gen Norden abgerollt. Auch am Flugplatz vorbei, Flieger kamen aber gerade keine rein als ich vorbeigerollt bin.

Um 16 Uhr waren wir dann in der Wechselzone und habe die Beutel sowie das Fahrrad abgegeben. Es dürfte sich dabei um eine der längsten Wechselzonen überhaupt handeln. Vom Schwimmausstieg bis zum Beginn der Radstrecke dürfte es schätzungsweise ein Kilometer sein. Auf eine gute Wechselzeit sollte hier also keiner hoffen. Die meisten Tribünen und Zelte stehen inzwischen. Am Strand haben sie hinter dem Schwimmausstieg Duschen aufgebaut, damit man das Meerwasser abspülen kann. Ich habe mir noch eine zusätzliche Wasserflasche in den Wechselbeutel gelegt, um mögliches Gedrängel unter den Duschen umgehen zu können. Nach einer kurzen Besichtigung der Profiräder ging es dann heim zum Abendessen. Nochmal wurden letzte Tipps mit den Lanzaroteerfahrenen ausgetauscht. Danach auf dem Zimmer letzte Vorbereitung und dann ab ins Bettchen. So langsam wird’s ernst – ich freu' mich auf einen schönen Wettkampf!

Akkreditierung und Expo - noch 2 Tage

Nach dem Frühstück bin ich heute 20 Minuten auf der Promenade laufen gewesen. Die Temperaturen sind inzwischen so hoch, dass man schon nach wenigen Metern nassgeschwitzt ist. Wenn das am Samstag auch so heiß wird, wird das eine echte Hitzeschlacht! Über das Meer kann man die Flieger rein- und rausfliegen sehen. Beim abschliessenden Marathon laufen wir direkt am Flughafen vorbei. Ich bin mal gespannt wie das ist, wenn knapp über dem Kopf ein so grosser Flieger hinweggeht. Vor unserem Hotel hat die Stadtverwaltung ein paar Gestelle fest installiert, wie ich sie sonst noch nie auf einer Strandpromenade gesehen habe. Der Zweck wird schnell klar, denn fast tagtäglich turnen hier irgendwelche Leute an den Geräten herum: das sind Outdoor-Fitnessgeräte! Das Angebot wird dankend angenommen; ausnahmsweise nicht von den allgegenwärtigen Trias, aber von rüstigen Senioren (eher in den Morgenstunden) oder auch Kindern und Jugendlichen (tagsüber). Das krasse Gegenteil von den Promandensportlern kann man auf der anderen Seite des Zauns um den Hotelpool entdecken, wo so manch einer unförmig die Hotelliege plattdrückt und auf das nächste Essen wartet. Jeder wie ihm beliebt.
Nachmittags sind wir dann in den „Sportlerknast“ La Santa am anderen Ende der Insel gefahren, wo es Startnummerausgabe, Expo und Wettkampfbesprechung gab. Man merkt die langjährige Erfahrung des Orgateams: am Ablauf gibt es wenig auszusetzen. Wobei auch offensichtlich ist, dass es sich hierbei eher um einen der kleineren Ironmans handelt. So befanden sich auf der Expo gerade mal um die 20 Stände. Zurück zu Hause erwartete uns Triathleten vom Hotel eine kleine Überraschung: ein kleines Energiegetränk mit einem Wunsch für ein gutes Rennen – sehr sympathisch! Wenn ich diesen Ironman mit den Namensvettern in Mitteleuropa vergleiche, dann wird ein Unterschied immer offensichtlicher: während man andernorts eher eine Nummer und als Altersklassenathlet Beiwerk ist, so steht hier jeder einzelne Athlet – egal ob Pro oder Amateur – im Mittelpunkt und wird mit einem gewissen Respekt behandelt, nicht wie Herdenvieh. Die Ironman-Lizenz für diesen Wettkampf hier läuft 2011 aus und es ist noch nicht klar, ob sie verlängert wird. Sollte die amerikanische Organisation beschliessen das Label an einen anderen spanischen Wettkampf zu vergeben, dann bleibt wirklich zu hoffen, dass der Wettkampf in Lanzarote vielleicht trotzdem unter einem anderen Label weiterbesteht. Hier werden dieser Tage viele in seinen Bann gezogen. Heute abend haben wir noch das Video aus dem Vorjahr angesehen: der Saal war voll - trotz hoteltypischem Abendprogramm im Nebenraum – und die Triathleten waren in unserem Saal an diesem Tag eher in der Minderheit.

Akklimatisieren - noch 3 Tage

Heute habe ich das Frühschwimmen auf der Originalschwimmstrecke verpasst. Nicht dass ich verschlafen hätte, nur hatte ich mir die falsche Uhrzeit gemerkt. Also habe ich kurzentschlossen mein Programm in der Bucht vor dem Hotel runtergespult. Ist schon komisch: 7:30 Uhr morgens, noch kein Pauschaltourist ist im Hotel oder gar schon auf der Strasse zu sehen - nur ein paar Triathleten toben sich an der Strandpromenade per Pedes oder mit ihren Rädern aus. In der Buch kann ich auch schon 2 Leute mit Neoprenanzügen schwimmen sehen. Wenn ich zuhause jemandem um 7:30 Uhr morgens erzählen würde, ich gehe schwimmen, laufen oder radfahren, dann würde der mich vermutlich für vollkommen verrückt halten. Hier ist das in diesen Tagen vollkommen normal und ich scheine eher spät dran zu sein, wenn ich mir das Treiben an der Promenade so ansehe.
Nach dem Frühstück sind wir die Radstrecke nochmal mit dem Auto abgefahren. Am Anfang macht sie ja noch Laune und wir neigten im Wagen zu Scherzen. Aber irgendwann kam dann doch bei den Meisten der Punkt, an dem man sich fragte, ob der Kurs nicht doch langsam zuende sein müsste. Doch anstatt dessen zog sich noch kilometerweit das Asphaltband durch die Vulkanlandschaft dahin. Ich würde mal sagen, die Strecke hat gefühlte 200 km. Die neue Schleife soll den Kurs auch etwas länger gemacht haben, aber so genau weiss das gerade keiner.
Im Anschluss schwang ich mich dann noch ein bisschen auf das Rad. Nach einer kurzen Runde am Wasser ging es auf dem Ironmankurs raus aus dem Ort in die Vulkanlandschaft. So ungeschützt von den Häusern war der Wind hier draussen schon recht grenzwertig. Ich musste mich anstrengen das Rad im Verkehr ruhig zu halten. Als ich ungefähr die Hälfte meiner Runde geschafft hatte, blies der Wind von vorne und ich hatte auch noch einige Steigungsprozente zu bewältigen. Mit so einem Wind würde das Rennen echt hart! Nach einer kleinen Schleife ging es auf die Abfahrt zurück nach Puerto del Carmen. Auch hier musste man noch aufpassen, dass der Wind einen auf der schmalen Strasse nicht zu sehr vom Kurs abbrachte. Ein Engländer holte mich ein: wir hielten einen kurzen Plausch und zum Wind meinte er nur „horrible!“ - wie wahr!
Im Ort radelte ich noch zurück zum Zielbereich an der Touristenmeile. Hier spricht man grösstenteils britisch. Das Wetter war gut, es war warm und so liefen hier überdurchschnittlich viele Briten mit freiem Oberkörper herum. Wie war das doch gleich mit den Klischees? Doch so richtig glücklich sahen sie nicht aus. Vermutlich waren sie etwas frustriert von all den durchtrainierten Athleten, die ihnen hier sichtlich die Schau stahlen. Es verging auch hier keine Minute, ohne dass nicht irgendwer hier vorbei gelaufen kam oder eine kleine Extrarunde mit seiner Zeitfahrmaschine drehte. Ich würde lügen, wenn ich behaupten würde, dass nicht auch ich diese seltene Aufmerksamkeit ein bisschen genoss. Nicht nur einmal wurde ich von neugierigen Touristen angesprochen, die mehr wissen wollten: wer ich wäre, ob ich ein Pro wäre und mir Siegchancen ausrechnen würde, ob das mein erster Start hier wäre, etc. Auf dem Gehweg stehen schon die ersten Zelte und Tribünen. Unterwegs auf der Promande haben sie auch Würfel aufgestellt, auf denen neben Photos und ein paar Informationen vor allem eine komplette Starterliste abgedruckt ist - finde ich ein guten Service für das Publikum.

Ankunft auf Lanzarote - noch 4 Tage

Gestern hat es mich gesundheitlich nochmal erwischt. Vermutlich einfach übermüdet. Heute geht es jetzt besser. Unser Flug hatte mal wieder Verspätung, weil ein Computer vor dem Start nicht richtig funktioniert hat; aber Hauptsache ist, der Flug ging überhaupt nach all dem Vulkan-Trara der letzten Tage. Mein Rad und ich sind gut angekommen, nur einer der Münchner Mitreisenden vermisst sein Rad. Die Fluglinie hat es vergessen auszuladen. Glück im Unglück: der Flug ging nach Fuerteventura weiter und dort wurde es dann ausgeladen, d.h. Er sollte das Rad noch rechtzeitig vor dem Wettkampf bekommen können. Das Hotel ist besser als das im Frühjahr, frisch renoviert, ein ganzes Doppelzimmer für mich allein und kostenlosen Internetzugang .. wenn er denn mal funktioniert. Wenn man vor dem Haus steht, wird einem eine echte Show geboten: ungefähr alle 30 Sekunden kommt irgendwer vorbei gelaufen oder mit seinem Hightech-Hobel den Buckel hoch oder runter gerollt. Und alle sehen natürlich super trainiert aus. Das ist genau der Grund, warum ich es bisher vermieden habe früher bei solchen Langdistanzen im Wettkampfort anzureisen. Aber die Menge der Sportler ist hier schon wieder so hoch, dass das fast irreal ist und man eigentlich nur noch drüber schmunzeln kann. Ich lasse mich auf jeden Fall nicht von denen verrückt machen und ziehe mein Taperingprogramm ohne weitere Stresseinheiten durch.

20. Mai 2010

It's time for a show

Quizfrage: was war der erste Song, den ich auf der E-Gitarre gespielt habe? Oder soll ich gerockt sagen? Kleiner Tipp: es war nicht „Smoke on the water“ auch wenn man das bei mir vielleicht vermutet hätte. Und warum ich das überhaupt frage? Wie immer habe ich mir auch dieses Jahr ein Motivationslied für meinem Ironman ausgewählt und es ist genau DIESES LIED geworden. Im Gegensatz zu den Vorjahren war ich mir dieses Jahr lange unschlüssig, bis ich dann am vergangenen Mittwoch eine kleine Zeitreise in meine Jugend machen durfte. Als die Jungs zum krönenden Abschluss diesen Song zum Besten gaben, war die Parallele hergestellt und mein war Lied gefunden. Den Text kennt fast jeder auswendig. Und wenn am Samstag am Strand der Playa Grande in Puerto del Carmen die Sonne aufgeht, dann werden die folgenden Passagen sicher gut meine Stimmung wiedergeben:
“It's early morning, the sun comes out
..
I've got to leave, it's time for a show
..
My body is burning, it starts to shout
..
The wolf is hungry, he runs the show
He's licking his lips, he's ready to win
..
Here I am
Rock you like a hurricane
Here I am”
(Text von den Scorpions)

Am Samstag wird die Insel gerockt! Here I am - rock you like a hurricane!

16. Mai 2010

An den Wettkampfort angepasstes Training

Noch 5 Tage und 17 Stunden. Komme gerade von der letzten Trainingseinheit in der Heimat. Es ist zwar wärmer als an den Vortagen aber - wie es so schön heisst - für die Jahreszeit noch zu kühl. Um mich nicht noch zu erkälten und mich auch an die etwas wärmeren Temperaturen am Wettkampfort zu gewöhnen habe ich das Training heute ins gut beheizte Studio verlegt: 2 Stunden lockere Grundlage auf dem Spinningrad und dem Laufband. Danach noch etwas Sauna. Ein Freund dieses Studiotrainings werde ich wohl nie, aber manchmal ist es ganz hilfreich so eine Alternative zu haben. Beim etwas monotonen Spinning musste ich an Georg denken. Ich habe ihn im Februar im Trainingslager kennengelernt. Er ist ein östereichischer Triatlonprofi und wollte eigentlich auch am kommenden Samstag starten. Bei seinem letzten Wettkampf in Abu Dhabi verletzte er sich leider schwerer. Ein Start ist für ihn heuer nun nicht mehr möglich und nun ist er zum Zuschauen verdammt. Für einen Profi sicher die Höchststrafe. Aber ich drücke ihm feste die Daumen, dass er wieder zurückkommt. Vorallem viele Frauen haben schon vorgemacht, dass eine längere Pause manchmal ganz gut ist und man dann noch viel stärker ins Profigeschäft zurückkommen kann.

10. Mai 2010

Letzter Form- und Materialtest in der Pfalz

Als letzten Test vor der Taperingphase wollte ich nochmal einen Wettkampf mit einer halbwegs aussagekräftigen Radstrecke, die über ein kurzes „Warmfahren“ hinaus geht. Da es an diesem Wochenende nur sehr kurze Triathlons in der Umgebung angeboten wurden, habe ich mich für den Duathlon in Offenbach an der Quaich entschieden. Dieser hat mir schon im letzten Jahr gut gefallen und zwischen den 10 km und 5 km Laufen sind immerhin 40 km auf dem Rad zu bewältigen. Dieser Test war wie sich gezeigt hat sehr hilfreich und ist seinem Namen im wahrsten Sinne des Wortes gerecht geworden. Die neue Sitzposition scheint wirklich Vorteile zu bringen, auf jeden Fall scheine ich die Energie nun besser in Vortrieb umsetzen zu können. Wo mich früher Leute locker überholt und abgehängt haben, war es diesmal eher anders herum bzw. war meist ich derjenige, der das Tempo vorgegeben hat. Am Winkel des Sattels hatten wir in der Woche auch noch etwas geändert, das hat sich leider als nicht so ganz gut erwiesen, weshalb ich mich nun eher wieder dem alten Sattelwinkel annähern werde. Meine Satteltasche mit Ersatzschlauch und Werkzeug hatte mich in den letzten Trainingseinheiten ebenfalls etwas Nerv gekostet, weil sie sich dauernd in den unmöglichsten Situationen gelöst hatte und an meinem Sattelrohr herumbaumelte. Ich sicherte sie zwar vor dem Wettkampf mit zwei zusätzlichen Sicherheitsnadeln. Das half aber nichts und nach ca. 12 Kilometern durfte ich einen unfreiwilligen Zwischenstopp einlegen, als sich das Teil abermals gelöst hatte. Beim Laufen lief im Gegensatz zum Radfahren alles nach Plan, es war aber gut eine gute Standortbestimmung.

Die technischen Probleme habe ich gleich am Nachmittag behoben, um die Korrekturen schon bei der nächsten Ausfahrt testen zu können. Um das Rad musste ich mich sowieso kümmern, nachdem es von der Fahrt auf den regennassen Strassen noch ziemlich verdreckt war. Der Duathlon an sich hat trotz des am Morgen nicht so ganz optimalen Wetters wieder sehr viel Spass gemacht. Dem Orgateam und ihren motivierten Helfern gebührt an dieser Stelle ein grosser Dank für die schöne Veranstaltung!

7. Mai 2010

Die Herausforderung neue Wege zu gehen

Draussen hat es Aprilwetter, dabei haben wir jetzt schon Mai. Der Counter auf der Homepage zählt unermüdlich runter. Für mich beginnt nun die vielleicht schwierigste Zeit: das Tapering, bei dem das Training wieder runtergefahren wird, um für den grossen Tag fit zu sein. Ich kann eine gewisse Anspannung nicht verhehlen, aber das sehe ich mal als positiv an. Nachdem ich nunmehr 8 Langdistanzen gefinisht habe, gehe ich dieses Jahr sowohl in der Vorbereitung als auch mit diesem Wettkampf neue Wege. Im Ausdauersport und besonders bei langen Distanzen läuft viel über den Kopf ab, Motivation ist ein wichtiges Element. Und nach der letzten Langdistanz war etwas die Luft raus, ich hatte mein mittelfristiges Ziel erreicht und musste mich neu orientieren. Als neue Herausforderung habe ich mir den vermeintlich härtesten aller Ironmans rausgesucht: „eine einzigartige Probe an Ihre Ausdauer, Charakter und Durchhaltevermögen. Allein das Motto sagt alles: Normale Grenzen zählen hier nicht!“ (.. so der Veranstalter). Ich weiss nicht wie das Abenteuer am Ende ausgehen wird. Aber für meine tagtägliche Motivation, die ich für mein Training brauche, haben sowohl das neue Ziel wie auch die etwas anderes strukturierte Vorbereitung sehr viel gebracht, somit war dieser Weg bis dato die richtige Entscheidung. Es wird sicher nicht einfach, aber gerade das macht den gewissen Kick aus, den man im Training manchmal braucht – gerade dann, wenn das Wetter draussen, Termine oder die Stimmung mal nicht so sind wie man es sich wünscht. Unabhängig von Platzierung und Zeit erwarte ich für alle Lanzarote-Finisher als kleine Belohnung für ihre Mühen einen tollen Wettkampf in aussergewöhnlicher Umgebung, einen Wettkampf wie man ihn in Mitteleuropa sicher nur selten finden wird. Es wird sicher nicht einfach, aber ich freue mich auf den grossen Tag und will es schaffen. Und wenn ich mich unterwegs etwas quälen sollte, dann werde ich mir Andreas Niedrigs Worte immer wieder vor Augen führen: „Du kannst alles schaffen, wenn Du es willst, Du musst es aber tun!

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