26. April 2007

Back to the roots

Mit dem Wechsel zur Sommerzeit steht abends wieder mehr Zeit für ein Training bei Helligkeit zur Verfügung. Zu dem ist es dieses Jahr verhältnismässig früh im Jahr warm und trocken geworden. Überall blüht und spriesst es. Auch der Rasen in unseren Stadion hat schon eine richtig schöne, grüne Farbe. Fussball wird dort offensichtlich seltener gespielt, das Stadion dient vermutlich hauptsächlich den Sportstudenten und einigen Leichtathletikvereinen für ihr Training. Auch wir laufen mit dem Triathlonverein nun wieder regelmässig auf der Bahn, im Winter mussten wir leider noch mangels Beleuchtung häufiger auf beleuchtete Strassen oder Feldwege ausweichen. Die Bahn nutzen wir – wen wundert es - für das Intervalltraining. Doch auch einen weiter Teil wird gerne genutzt: der Rasen!

In Läuferkreisen wird spätestens seit dem Auftauchen eines gewissen dauergrinsenden Doktors aus dem Frankenland heftig über die Vor- und Nachteile des Vorfusslaufens diskutiert. Hierüber gibt es in der Zwischenzeit zahlreiche Studien, Artikel und Bücher – ich will das Thema deshalb nicht so weit ausführen; wer sich dafür näher interessiert wird zu diesem Begriff sicher auch im Internet schnell fündig. Ich für meinen Teil, finde den Vorfusslauf nur bedingt praktikabel: abschnittsweise laufe ich gerne mal auf dem Vorfuss, aber gerade auf längeren Strecken ist ein sauberer Stil hier nur schwer möglich. Besser finde ich da die Theorie des „natürlichen Laufens“ wie sie von dem Sportmediziner und Laufexperten Matthias Marquardt vertreten wird. In mehreren Veröffentlichungen hat er das Thema näher unter die Lupe genommen und versucht die Vorteile herauszustellen. Herausheben möchte ich hierbei das folgenden Buch:

Die Laufbibel – Das Basiswerk für gesundes Laufen

Matthias Marquardt, Christian von Loeffelholz, Björn Gustafsson

Verlag SpoMedis, Preis 24, 95 EUR

ISBN 3-936376-08-5


Für mich ist dieses Buch eines der Besten, die es zur Zeit zum Thema Laufen auf dem Markt gibt. Der Begriff „Bibel“ ist vielleicht etwas hoch gegriffen, doch werden tatsächlich sehr viele Aspekte des Laufens in diesem Buch erörtert. Auch nach dem Lesen nimmt man das Werk immer gerne mal wieder zur Hand, hat man doch ein recht umfassendes Nachschlagewerk, in dessen 15 Kapiteln auch so manche Spezialthemen zumindest am Rande mal erörtert werden. Wie der Untertitel des Buches schon andeutet, legt der Marquardt neben den üblichen Themen wie Trainings- und Wettkampfplanung, Ernährung einen besonderen Wert auf das gesunde Laufen auch durch die richtige – natürliche – Lauftechnik. Auch seine Theorien sind umstritten. In dem Buch leitet er seine Theorien aber sehr gut her und gibt praktische, anschauliche Beispiele. Für mich sind seine Schussfolgerungen somit nachvollziehbar. Ich kann dieses Buch somit nur wärmstens jedem Interessierten zur Lektüre empfehlen!

Unterschied zu der Theorie zum Zahnpasta-Doc ist, dass Marquardt sich beim natürlichen Laufen nicht nur auf den Vorfusslauf beschränkt, sondern noch weitere Aspekte des gesunden Laufens einbringt – so ist sein Laufstil letztendlich das Zusammenwirken verschiedener Elemente wie Körperhaltung, Schrittlänge und -frequenz sowie Auftreten und Abstossen. Auf die einzelnen Elemente will ich jetzt nicht näher eingehen, wen es interessiert, der sollte sich das Buch kaufen. Für den Laien gibt es in dem Buch auch eine Anleitung wie man zu einem solchen natürlichen Laufstil kommt – wie man ihn trainieren kann. Und hier schliesst sich wieder der Kreis zu unserem Rasen. Erstmal die Schuhe aus! Dann raus und laufen! Das geht natürlich nicht überall. Paradebeispiel ist der Sandstrand, aber wer hat zuhause schon einen? Gut eignen sich aber auch Wiesen. Durch die Beschaffenheit einer Wiese läuft der Abrollvorgang eines Fusses unterschiedlich ab. Das Nervensystem nimmt diese Unterschiede wahr und gibt diese an die Muskulatur weiter. Doch Vorsicht: der Gewöhnungsprozess braucht seine Zeit! Das Tragen von Schuhen mit Sohlen vermindert die Reizaufnahme. Der Prozess läuft deshalb besser, wenn man ohne unnatürliche Schuhsohlen mit dem blossen Fuss auf der Wiese läuft – die sensorischen Informationen unterstützen den Lernprozess im Gehirn. Um dies zu testen rate ich das folgende Experiment mal auszuprobieren:

  1. Man stellt sich auf die nackten Füsse und schliesst dabei die Augen.
  2. Nun versucht man die Standfläche zu erfühlen. Ist es ein gleichmässiges Gefühl oder ist ein Fuss mehr belastet? Steht man mehr auf dem Vorfuss oder ist es doch eher gleichmässig der ganze Fuss?
  3. Dieses Gefühl bitte für den späteren Vergleich merken!
  4. Nun einen Fuss ca. 5 Minuten massieren. Mit dem Daumen kräftig über die Fusssohle kreisen, reiben oder etwas an den Zehen ziehen. Nicht zu viel Druck anwenden!
  5. Anschliessend wieder aufstellen und die Schritte 1. und 2. wiederholen.

Man wird eine Veränderung spüren. Durch die Massage wurden die Rezeptoren am Fuss stimuliert. Ein ähnliches Phänomen kann man beim Barfusslauf auf der Wiese beobachten. Die verbesserte Wahrnehmung führt zu einer Effektivitätssteigerung bei Laufmotorik und -koordination und somit auch zu einer verbesserten Lauftechnik. Deshalb machen auch wir nun immer vor einem Intervalltraining immer erst ein paar Läufe auf dem Stadionrasen. Natürlich ist das beim ersten Mal ungewohnt. Ich mag das Gefühl aber in der Zwischenzeit sehr gerne, wenn man barfüßig über den weichen Rasen läuft. Einzig der Muskelkater, der sich im Anschluss an das Training in der Wade einstellt, müsste nicht unbedingt immer sein, aber das wird sich vermutlich mit der Zeit legen.

25. April 2007

Zeit zur Erholung

Nach dem Trainingslager auf Mallorca und der anschliessenden Flandern-Rundfahrt war ich doch ziemlich müde und habe Erholung gebraucht. Die Zeit nach Trainingslagern und härteren Wettkämpfen ist für Ausdauersportler aus zwei Gesichtspunkten immer etwas kritisch. Zum einen ist die Gefahr eines Infekts aufgrund der starken Beanspruchung des Organismus relativ gross. Nicht selten bekommen Athleten kurz nach ihrer Rückkehr eine Erkältung oder andere kleinere Wehwehchen. Ausserdem sind sie aus dem Trainingslager gewohnt hohe Umfänge zu trainieren. Plötzlich kommen sie nach Hause und sollen nur noch einen Bruchteil davon trainieren? Das können viele nicht und versuchen unvermittelt weiter zu trainieren. Die zusätzliche Belastung aus dem Alltag (Beruf, etc.) versucht man zu ignorieren. Die Folgen sind nüchtern betrachtet absehbar: der Körper kann sich nicht ausreichend erholen, der Trainingseffekt bleibt aus, die Leistung stagniert oder noch schlimmer: man kommt in eine Phase des Übertraining; man ist ständig müde, unkonzentriert und die Leistungswerte gehen in den Keller. Aus dieser Phase kommt man nur schwer wieder raus, im schlimmsten Fall kann man die Saison abhaken. Aufpassen sollte man aber auch mit dem Sport von 100% auf 0 zu gehen, auch das wäre suboptimal: auch das ist eine Belastung und wenn man zu spät wieder einsteigt, hat man einen Teil des Antrainierten unter Umständen wieder verloren.. Ich habe für mich den Weg gefunden, dass ich nach dem Trainingslager/ Wettkampf locker weiter trainiere, bis ich mich wieder gut und erholt fühle. Allzu hohe Belastungen vermeide ich – die kommen früh genug schon wieder.

Nach Flandern hatte ich wie schon früher erwähnt Schmerzen im linken Ellbogen, die bis heute andauern. In der Zwischenzeit war ich beim Arzt. Zum Glück ist nichts schlimmeres passiert, die Knochen sind heil – nur eine stärkere Prellung, die ich wohl noch ein paar Wochen spüren werde. Zum Glück behindern mich die Schmerzen nicht weiter, ich merke den Ellbogen lediglich, wenn ich mit einer bestimmten Stelle am Arm Kontakt zu etwas bekomme – das ist meist nur im Alltag der Fall. Das Training in den letzten Wochen war eher locker. Beim Schwimmen, bin ich meist auf den lockeren Technikbahnen geschwommen; weniger Tempo, weniger Strecke, dafür mehr Übungen für die Wasserlage und den sauberen Zug. Die Radeinheiten unter der Woche habe ich dazu genutzt an meiner Sitzposition zu arbeiten. Leider ist sie immer noch nicht optimal, die Kraftübertragung auf die Pedale scheint mir noch verbesserungsfähig. Sobald ich eine halbwegs gute Position gefunden hatte, habe ich sie versucht bei einem Tempoausdauertraining (=Zeitfahren) zu testen. Vorteil dieses Trainings ist es, dass ich neben dem Test für die neue Position gleichzeitig mit relativ wenig zur Verfügung stehender Zeit (.. bis zum Sonnenuntergang ..) einen guten spezifischen Trainingsreiz setzen kann. An den Wochenenden bin ich dann länger aber locker gefahren. Laufen habe ich in den vergangenen Wochen am meisten trainiert, ich hatte ja schon erwähnt, dass ich hier gefühlsmässig den meisten Rückstand hatte. Der Grossteil der Laufeinheiten waren ruhigere Dauerläufe zwischen 1 bis 2 Stunden. Ausserdem als kleine Schmankerl noch zwei Intervalltrainings auf der Bahn. Im Fitnessstudio bin ich derzeit nicht mehr, ich konzentriere mich jetzt erstmal auf meine 3 Kerndisziplinen.

18. April 2007

Zwischenfazit nach der 1. Vorbereitungsphase

Mit dem Trainingslager habe ich die erste Vorbereitungsperiode abgeschlossen. Das oberste Ziel dieser Vorbereitungsphase ist es für die weiteren Phasen die richtigen Grundlagen zu schaffen, wobei sich die Grundlage nicht ausschliesslich auf die Ausdauer bezieht. Im Winter arbeitet man beispielsweise beim Schwimmen primär an der Technik, d.h. die Umfänge sind nicht so gross, das Tempo ist auch nicht so schnell. Dafür achtet man aber sehr auf eine gute Wasserlage und saubere Bewegungsabläufe. Das Radtraining ist je nach Athlet unterschiedlich. Ich kenne Leute, die setzen sich unter 10°C auf kein Fahrrad, andere fahren gerne Mountainbike und wieder andere steigen schon im November wieder in das Rennradtraining ein und lassen sich weder von tiefen Minusgraden noch von Schnee oder Eis stoppen. Allen gemein ist, dass sie im Winter zumindest keine allzu intensiven Radeinheiten trainieren, dies würde bei der kalten Luft den Körper eher schwächen. Mein Radtraining sah diesmal so aus, dass ich dieses Jahr dank des milden Winters doch schon einige Male auf dem Rennrad sass und ein lockeres Grundlagentraining absolviert habe. Ergänzt wurde das durch einige Einheiten auf dem Spinningrad im Studio. Ziel beim Spinning ist weniger der Aufbau von Kondition als viel mehr die Schulung des runden Tritts, zur optimalen Kraftübertragung auf das Pedal. Etwas zu kurz kam in diesem Winter sicher das Mountainbike, mit dem ich in den vergangen Wintern doch häufiger mal unterwegs gewesen bin. Auch das Lauftraining war in diesem Winter im Vergleich zu den Vorjahren etwas ungewöhnlich. In der Regel baue ich in dieser Zeit mit dem Laufen den Grossteil meiner Grundlagenausdauer auf. Das heisst viele lange Läufe in ruhigem Dauerlauftempo. Dieses Jahr begannen wir anstatt dessen im Verein recht früh mit dem Lauftraining auf der Bahn. Ob mir das etwas gebracht hat, kann ich schwer sagen, denn vor allem im März musste das zeitintensivere Lauftraining leider häufiger wegen kleinerer Erkältungen und fehlender Freizeit ausfallen. Ergänzt habe ich das Training für die 3 Triathlondisziplinen durch das Krafttraining im Studio mit Schwerpunkt auf Bein- und Rumpfmuskulatur.

So kamen 2007 bis zu meinem Trainingslager Ende März die folgenden Trainingseinheiten zusammen (in Klammern Vergleichswerte aus meiner Vorbereitungsphase in 2004):

Schwimmen

  • Trainingseinheiten: 24 (31)
  • Gesamtschwimmstrecke: 64.300 Meter (87.300)

Radfahren

  • Trainingseinheiten: 14 – incl. Spinning (12)
  • Gesamtradstrecke: 590 Kilometer – ohne Spinning (518)
Laufen
  • Trainingseinheiten: 28 (37)
  • Gesamtlaufstrecke: 432 Kilometer (553)

Kraft- und Gymnastiktraining

  • Trainingseinheiten: 11 (23)

Durchschnittliche Trainingszeit pro Woche: 9 Stunden 18 Minuten (9:39)

Wenn man die Werte 2007 mit den Vergleichswerten von 2004 vergleicht, fällt auf, dass die Anzahl an Trainingseinheiten meist geringer ist. Ich sehe zwei Hauptgründe: 1. im Jahr 2004 stand mir mehr Trainingszeit zur Verfügung. In Folge von Arbeit, einer anderen privaten Zeiteinteilung und auch Krankheit konnte ich 2007 nicht mehr so viel trainieren. 2. Heutzutage habe ich etwas mehr Erfahrung, gerade was Trainingsmethodik und -aufbau angeht und kann somit mit mehr Qualität als Quantität im Training ähnliche Ergebnisse erzielen.

Soweit der Rückblick. Wie ist aber nun mein aktueller Trainingsstand einzuschätzen? Zur Bewertung dessen, stehe mir ein paar Tests im Training zur Verfügung, letztendlich ist aber auch viel Bauchgefühl dabei – zentrale Frage ist: bin ich da, wo ich sein möchte?

Schwimmen:

Bei der ersten Disziplin sind die ersten Tests recht gut verlaufen. Die Ergebnisse sind eindeutig besser als 2004. Von meinem subjektiven Eindruck her habe ich auch schon einen recht guten Stand. Hier gilt es bei den nächsten Einheiten auch mal längere Strecken und das Schwimmen mit Neoprenanzug zu trainieren.

Radfahren:

Auf dem Rad gibt es Licht und Schatten. Tests oder Vergleichswerte habe ich hier nicht direkt und muss mich auf meine Erfahrungswerte aus den Vorjahren verlassen. Beim Rollen in der Ebene (Zeitfahren) habe ich gefühlsmässig schon einen sehr guten Stand, den ich hoffentlich bis Roth beibehalten oder noch ausbauen kann. Schwächer bin ich am Berg geworden. Habe ich früher zur Kategorie „Bergfloh“ gehört und bin bei jeder Steigung abgegangen, so habe ich heutzutage meist eher Schwierigkeiten. Ich schätze, das kommt daher, dass ich mich dieses Jahr primär auf die Disziplin Zeitfahren vorbereitet habe und meine Muskeln sich dementsprechend auch angepasst haben. Beim weiteren Training wird nun an den Feinheiten gearbeitet. Das heisst verstärkt Kraftausdauertraining am Berg und noch mehr Schnelligkeitsausdauertraining – insbesondere auf dem Zeitfahrrad.

Laufen:

Die Tests bei der letzten Disziplin sind alles andere als berauschend, auch gefühlsmässig habe ich wie oben schon angedeutet einen Rückstand, der mir noch etwas Bedenken macht. Zu aller erst werde ich deshalb versuchen beim Laufen wieder in einen normalen Trainingsrhythmus zu kommen und meinen Rückstand über regelmässiges Laufen aufzuholen. Aber auch in dieser Disziplin wird nun verstärkt am Feinschliff gearbeitet. Auf der Bahn werde ich verstärkt an der Schnelligkeit zu arbeiten. In die längeren Läufe werde ich ein paar kurzzeitige Temposteigerungen einbauen. Und nicht zuletzt werde ich auch endlich mal wieder längere Strecken laufen – die kamen leider beim bisherigen Training viel zu kurz; über die Halbmarathondistanz kam ich kaum raus.

16. April 2007

Radurlaub auf Mallorca und in Flandern

In den letzten beiden Jahren bin ich als Vorbereitung auf die intensive Trainingsphase immer zwei Wochen in den Süden geflogen, um insbesondere auf dem Rad Kilometer zu sammeln. Haupturlaubsziel war dabei meist die Insel Mallorca, die sich aufgrund ihres milden Klimas, des abwechslungsreichen Terrains, der guten Infrastruktur und nicht zuletzt des guten Preis-Leistungs-Verhältnisses dafür geradezu anbietet. In der Zwischenzeit kenne ich fast jede Strasse und bin für meine Mitfahrer auf der Insel sicher meist ein recht zuverlässiger Radtourenguide. Das hat natürlich seine Vorteile, muss man doch nicht an jeder zweiten Kreuzung anhalten und auf der Karte nach dem Weg sehen. Ausserdem kann man so gut im voraus bestimmen wie lang und schwierig die nächste Tour werden wird. Nachteil ist, dass es für mich auf den Touren ausser der immer wieder tollen Landschaft wenig Neues zu beobachten gibt. So war dann auch meine Motivation dieses Jahr nicht ganz so gross, als es wieder nach Mallorca gehen sollte. Zweiwöchig sollte ein Trainingslager in der Regel schon sein, will man durch das Training einen nachhaltigen Effekt erzielen. Aber wieder zwei Wochen auf der Insel – musste das sein? Die Suche nach Alternativen führte letztendlich unter Berücksichtigung der schon oben genannten Aspekte wieder zu der Insel. Ich war nicht so sehr begeistert, fand aber schnell mit den anderen einen Kompromiss: 8 Tage Inselurlaub und im Anschluss noch ein paar Tage nach Flandern mit Teilnahme an der Flandernrundfahrt.

Noch kurz vor dem Abflug begannen wir alle daran zu zweifeln, ob das wirklich eine gute Entscheidung war: anstatt dem halbwegs wettersicheren Mallorca im Frühjahr nach Flandern und dann gleich zu so einer Mammuttour? Nun so viel kann ich vorweg nehmen: was das Wetter angeht wurden wir eindeutig eines Besseren belehrt. Schon am Anreisetag goss es auf der Insel in Strömen und hörte auch bis zum Abend nicht mehr auf. Der Wind war auch recht stark und es war kühl. Die nächsten Tage regnete es zwar nur noch wenig, doch richtig schön wurde es selten und es blieb meist kühl. So ergab es sich, dass ich mich der Furcht vor einem verregneten Resturlaub 6 Tage am Stück ohne Ruhetag jeden Tag im Sattel sass; eingeplant war eigentlich mindestens 1 Ruhetag nach maximal 3 Tagen. Auch was unsere Gruppe anging, war es dieses Mal ein kleines bisschen anders als in den Vorjahren. War der Leistungsstand in den vergangenen Jahren recht gleich, war die Gruppe etwas heterogener, will heissen wir hatten auch noch weniger sichere Radfahrerinnen dabei.. Vorteil war, dass wir uns nicht schon in den ersten Tagen mit diversen Sprints und Tempoeinheiten überforderten und stattdessen relativ konstant Grundlagenausdauer aufbauten. Ein Nachteil, den ich leider unterschätzt hatte war, dass die Touren mitunter recht lang dauerten und somit die vorabendlichen Laufeinheiten aufgrund der späten Heimkehr entfallen mussten. Ein paar Mal versuchte ich diese Einheiten morgens durchzuführen, aber ohne entsprechend motivierte Mitstreiter war die Eigenmotivation auch entsprechend gering. So trainierte ich in Mallorca letztendlich meist Grundlage auf dem Rad. Wenn es sich ergab trainierte ich gelegentlich am Berg Kraftausdauer oder schon auch mal einen Abschnitt Tempoausdauertraining in der Ebene ein. Schwimm- und Laufeinheiten sind nicht weiter erwähnenswert.

Trainingsresumée für Mallorca

  • Schwimmen: 3,4 km
  • Rad: 692 km
  • Laufen: 16 km
  • Insgesamt rund 35,5 Trainingsstunden meist im Grundlagenausdauerbereich

Am interessantesten war für mich sicher die Radausfahrt über Sa Calobra, die ich zuvor leider noch nie gewagt hatte. Über die wie eine Schlange (Calobra) in den Berg gehauene Strasse fährt man vom gleichnamigen Pass in vielen Kehren bis hinunter in eine kleine, verschlafene Bucht mit Fähranleger und wenigen Häusern. Um die Mittagszeit wird diese Ruhe meist durch die vielen Busse und Touristenautos gestört, bevor es zu späterer Stunde wieder ruhiger wird. Die Abfahrt bietet zwar nicht so viele tolle Ausblicke auf Meer und Berge, doch schlägt das Radfahrerherz bei der rasanten Abfahrt hier eindeutig höher; man kommt sich vor wie auf einer kleinen Rennstrecke, die nur für den ultimativen Geschwindigkeitsrausch auf dem Rad gebaut wurde. Auf der Rückfahrt über die gleiche Strasse zurück hinauf ins Gebirge kann man dann in kürzester Zeit viele Höhenmeter sammeln - für kleine Bergziegen wie mich also eine ideale Trainingsstrecke.

Das Wetter bei dem anschliessenden Aufenthalt in Belgien war wie schon erwähnt bedeutend besser. Aus Trainingssicht sind wir hier nur noch wenig gefahren, Laufen und Schwimmen waren gar kein Thema – der Urlaubsaspekt stand weitgehend im Vordergrund. Mit der Rundfahrt hatten wir auch genügend Belastung, von der wir uns im Anschluss erstmal wieder erholen mussten.

Mein Fazit zu den beiden Wochen: das Training verlief leider nicht ganz so wie geplant. Neben dem Radfahren kamen die beiden anderen Triathlondisziplinen leider zu kurz. Im ersten Teil wurde primär die Grundlagenausdauer trainiert, hier hatte ich ursprünglich etwas mehr vor. Durch die Rundfahrt fand ich aber einen guten Abschluss und konnte noch ein paar Akzente im Tempo- und Kraftbereich zum Abschluss der Trainingswochen setzen, von daher war diese Urlaubskombination eine recht gute Wahl.

10. April 2007

De Ronde van Vlaanderen 2007 - als Teilnehmer

Nach 6 Tagen mit dem Rennrad auf Mallorca ging es Ostern 2007 nach Belgien, genauer gesagt nach Flandern zur gleichnamigen Rundfahrt. Dieser Radmarathon mit ungefähr 260 km Länge und etwas über 2000 Höhenmeter führt über die Originalstrecke des Profirennens mit Start in Brügge und Ziel in Ninove nahe Brüssel.
Nie zuvor war ich eine so lange Strecke mit dem Rad gefahren. Dieses "Rennen" gilt als besonders hart. Zwar sind die ersten 140 Kilometer weitgehend flach, doch danach warten viele kurze aber teils giftige Anstiege - die "Hellingen" - mit teils über 20% Steigung auf die Fahrer. Besonders häufig fallen diese mit dem Kopfsteinpflaster ("Kasseien") zusammen. Wegen dieser Kombination gilt das Rennen weithin als schwieriger als der andere etwas flachere berühmte Frühjahrsklassiker auf viel Kopfsteinpflaster Paris - Roubaix. Ich muss zugeben, dass ich vor der Teilnahme an diesem Marathon schon so einige Selbstzweifel hatte, ob ich denn so früh im Jahr so eine Strecke mit so einem solchen Schwierigkeitsgrad bestehen könnte. Die Neugierde war aber gross und ich suchte eine nach 5 Jahren mit Langdistanz-Triathlons mal wieder nach neuen Herausforderungen. Ausserdem sah ich in dem frühen Radmarathon auch die Möglichkeit an meiner Radfahrschwäche etwas zu arbeiten.
Der Start erfolgte frühmorgens auf dem Marktplatz in Brügge. Es gab keine offizielle Zeitnahme. Man besorgte sich lediglich auf der Startrampe und verschiedenen Stationen unterwegs je ein Loch auf seiner Streckenkarte als Beweis dafür, dass man die Strecke auch tatsächlich gefahren ist. Ich hatte die Ausschreibung nicht genau gelesen und erwartete trotzdem einen offiziellen Startschuss. Erst nach einigen Kilometern durch Brügge registrierte ich, dass es diesen Start wohl nicht geben werde und ich schon voll "im Rennen war". Da ich vorher mehrere Gruppen ziehen gelassen hatte und nun fast alleine fuhr, musste ich erstmal "drücken" und auf die schnelleren Gruppen wieder aufschliessen, um in ihrem Windschatten mitzufahren. Ein gutes Zeitfahrtraining für meine Triathlons im Sommer. *grins* Die ersten Überholten waren mir noch zu langsam. Erst nach ca. 30 Kilometer fand ich dann eine Gruppe, die halbwegs mein Tempo fuhr. Ein paar Spanier sorgten durch ihre Fahrweise leider etwas für Unruhe. Immer wieder rissen Lücken auf. Erst nachdem sich die Gruppe etwas verkleinert hatte und die Spanier weg waren wurde es ruhiger. Ich ruhte mich im Windschatten etwas von dem Zeitfahren zu Beginn aus; mit wenig Schlaf war ich sowieso recht müde und hatte auch noch das Radtraining von der Insel in den Beinen. Bis zur ersten Kontrollstation kamen wir dann recht schnell voran. Neben dem zweiten Loch für meine Karte, bekamen wir dort neben einem Isogetränk noch verschiede Waffeln und Kekse für die Weiterfahrt. Bei den späteren Stationen sollte es dann auch noch Obst geben. Der zweite Teilabschnitt war ähnlich dem ersten weitgehend flach. Nun zog sich die Schlange der Radfahrer recht lange durch die Strassen. Der Verkehr wurde je nach Ortschaft entweder angehalten oder alternativ mussten auch mal wir Radfahrer warten. Wir überquerten auch mehrere Bahnübergänge. In meiner Gruppe sah ich wieder einige bekannte Gesichter vom ersten Abschnitt. Leider war die Gruppe nicht mehr ganz so homogen; nach Kurven wurden immer wieder harte Antritte gefahren wie ich sie aus Respekt vor der restlichen Strecke nur bedingt mitfahren wollte. Deshalb fuhr ich dann lieber in einer der kleineren aber ruhigeren Gruppen weiter. Irgendwo beim zweiten Kopfsteinpflasterabschnitt flog mir plötzlich mein neuer Radcomputer vom Lenker. Zum Glück hing er an einem Kabel, so ging er nicht verloren. Ich hielt kurz an, um ihn wieder zu befestigen. Die Kopfsteinpflaster wurden immer häufiger und begannen an meiner Moral zu nagen. Wo es ging, versuchte ich in Mountainbikermanier auf dem harten Lehmboden am Strassenrand oder in Abflusskanäle auszuweichen, doch das war nur selten möglich. Eine optimale Linie fand ich auf dem Pflaster selten. Aber ich hatte es ja nicht anders gewollt, da musste ich jetzt durch. Dann kamen ab ungefähr Kilometer 135 die ersten Rampen. Oje ... wie konnte ich mich nur hier anmelden? Ein Vereinskamerad hatte noch kurzfristig einen Rückzieher von dem Rennen gemacht - ob ich das vielleicht auch hätte machen sollen? Nein! Die Anstiege wurden zum Glück immer mit der Länge, sowie durchschnittlicher und maximaler Steigungsprozente angekündigt, so hatte man die Möglichkeit sich noch kurz mental darauf einzustellen. Ich versuchte mir meist einzureden, dass die paar Meter ja sooo lange nicht wären. Doch mit jedem Kopfsteinpflaster sank meine Begeisterung für diesen Radmarathon. Irgendwo begegnete mir mein Vereinskamerad Dirk. Das Kopfsteinpflaster hatte bei ihm ganze Arbeit getan. Zu diesem Zeitpunkt hatte er schon 3 Schlauch-, einen Reifen- und einen Kettenwechsel hinter sich gebracht und war ebenfalls schwer genervt. Sein Geld, dass er mitgenommen hatte, war aufgebraucht. Geld? Hatte ich daheim gelassen - wie leichtsinnig; wenn das mal gut ging. Seinen Helm hatte er unterwegs auch irgendwo liegen lassen. Wir zogen an der kompletten Gruppe vorbei und setzen uns nach vorne in den Wind. Beim nächsten Hügel liess ich Dirk dann aber alleine weiterfahren. Ein paar Hügel später passierte dann was kommen musste. Ich hatte gerade wieder einen der ganz giftigen Anstiege erklommen und war dabei mit ein paar anderen im kleinen Abflusskanal am Strassenrand gefahren. Mein Vordermann wollte schalten, hatte damit aber offensichtlich Probleme und wurde plötzlich langsamer. Ich musste aus dem Kanal auf das Kopfsteinpflaster ausweichen, um nicht mit ihm zusammenzustossen. Mein Vorderrad rutschte auf dem glatten Stein ab und zurück in den Kanal. Ehe ich mich versah, lag ich schon auf dem Pflaster. Bei dem Sturz war ich auf den Ellbogen gefallen, der schmerzte so sehr, dass ich die Schürfwunden an Bein, Hüfte und Arm kaum bemerkte. Nach ungefähr 5 Minuten hatte ich mich wieder halbwegs gefasst. Ich kontrollierte mein Rad, zentrierte kurz mein Vorderrad neu und versuchte dann wieder weiterzurollen. Mit der Zeit erholte ich mich, ein latenter Schmerz fuhr trotzdem immer mit. Die endlosen Kopfsteinpflasterpassagen malträtierten meine Hände. Irgendwann wusste ich keine Stelle mehr, wo ich die den Lenker noch ohne Pein hätte anfassen sollen - die ständigen Schläge hatten Gelenke und Knöchel müde gemacht. Die Kilometer zogen sich. Das Wasser war mir ausgegangen und ich lechzte nach etwas Flüssigem. Fast wäre ich in den nächsten Garten gegangen, hätte ich nur irgendwo einen Wasserhahn gesehen. Dann kam endlich die letzte Verpflegung. Ich liess mir Zeit und füllte meine leeren Speicher auf. Dann setze ich den Weg fort. Es war beruhigend zu sehen, dass auch die anderen Fahrer müde waren. Kaum einer schaffte noch einen runden Tritt, die meisten versuchten nur noch zu rollen und die Kurbelbewegungen auf ein Minimum zu beschränken. Ich hoffte nur noch, dass endlich die gefürchtete Muur von Gerardsbergen käme, denn wenn ich erstmal die geschafft hätte, dann hätte ich auch das Rennen fast geschafft. Leider wusste ich nicht wie viel Kilometer noch zu fahren waren, Kilometermarken fehlten und auf meine beiden Kilometerzähler konnte ich mich nicht mehr verlassen. Meine Polar Armbanduhr hatte sich durch die ständigen Schläge auf den Lenker schon verabschiedet. Dann kam endlich irgendwann sie die Muur. Die Ankündigung hatte ich übersehen, aber schon als ich in den Hang fuhr, war mir klar, dass es soweit war. Der Anstieg lag mir und ich kam gut aufwärts. Zwischendurch wartete ein Photograph. Ich versuchte eine gute Figur zu machen, vergass aber leider dabei auf mein letztes Ritzel zu schalten. Kaum war der Photograph vorbei, konnte ich den Anstieg nicht mehr wegdrücken und musste absteigen. Da rechts und links Zuschauer standen war mir das etwas peinlich, aber beim Blick zurück sah ich, dass viele schon wesentlich früher absteigen gemusst hatten. Als es kurz wieder flach wurde, stieg ich wieder auf und fuhr weiter. Die Kapelle tauchte oben auf. Ein tolles Bild! Am liebsten hätte ich die Kamera ausgepackt und ein Bild gemacht, doch die hatte ich sicherheitshalber zuhause gelassen. Die letzten Kilometer nach Ninove rollte ich das Ziel vor Augen wieder besser. Mit einem 35er Schnitt fuhr ich an anderen Teilnehmern in die Stadt ein. Nach einigen Schwenks kam ich dann auf die Zielgerade. Die Tribünen rechts und links waren nur dünn besetzt, das würde am folgenden Tag beim Profirennen sicher anders aussehen. Ich fuhr nach knapp über 10 Stunden Fahrzeit über den Zielstrich unter dem Zielbanner hindurch und hatte die längste Strecke, die ich je gefahren hatte, hinter mich gebracht. Die Fahrt war jedoch noch nicht zu Ende. Vom Zielbereich ging es noch weiter zum Bereich mit Festzelt, Medallienausgabe etc. So kamen mit An- und Abfahrt nochmal ca. 5 km auf den Tacho. Das war aber nicht schlimm, ich fühlte mich wieder gut und hätte noch weiter fahren können - Hauptsache es gäbe kein Kopfsteinpflaster mehr ... .
Rückblickend würde ich dieses Rennen als sehr selektiv bezeichnen. Ich bin an diesem Tag wiedermal nahe an meine Grenzen gekommen - besonders wegen der Kopfsteinpflasterpassagen. Andere hatten mit diesen Abschnitten weniger Probleme, vielleicht ist das auch ein bisschen eine Kopfsache. Mein Ellbogen schmerzt auch einige Tage später noch ziemlich. Ich kann ihn zwar gut bewegen, sollte sich das aber nicht bald bessern, werde ich wohl oder übel mal einen Besuch beim Orthopäden machen müssen. Die Rundfahrt ist an sich sehr gut organisiert, das Preis-Leistungs-Verhältnis ist absolut in Ordnung. Problematisch ist nur, das oft auf Radwegen gefahren werden muss, was bei 15.000 Teilnehmern mitunter recht schwierig ist.

De Ronde van Vlaanderen 2007 - als Zuschauer

Radsport in Belgien und Holland - das ist etwas ganz Besonderes. Nirgendwo sonst sind die Menschen einer Region so radsportbegeistert wie in den Benelux-Staaten. Als Radsportfan hört man immer wieder von den berühmten Frühjahrsklassikern in diesen Ländern, wie hart sie sind und welche Herausforderung sie für einen Sportler - egal ob Amateur oder Profi - darstellen. So lang es nahe auch selbst einmal dorthin zu fahren und ein Rennen hautnah mitzuerleben. Schon mehrere Jahre spielte ich mit der Idee an der Flandernundfahrt teilzunehmen. Doch erst in diesem Jahr klappt es nachdem ich mehrere Vereinskameraden und Kollegen davon überzeugen konnte, mit mir an dem am Vortag auf der Originalstrecke ausgetragenen Radmarathon teilzunehmen. Von diesem "hautnahen" Erlebnis berichte ich in Kürze. Zuerst nur kurz ein paar Impressionen und Eindrücke des Profirennens.
Die Strecke kannten wir ja schon aus der Berichterstattung und dem selbst erlebten vom Vortag. So entschlossen wir uns zu einem der letzten Anstiege zu fahren, wo die Entscheidung fallen musste und wo man aufgrund der langsamen Geschwindigkeit bergauf etwas mehr von den Radfahrern hatte. Am berühmtesten ist sicher die Muur von Geraardsbergen - die Kapelmuur. Dieser vorletzte Anstieg ist mit seinem Kopfsteinpflaster, seiner Steigung und den Kurven recht schwierig zu fahren und eignet sich wenige Kilometr vor dem Ziel dafür eine Vorentscheidung im Rennen zu suchen.
Schon lange bevor die Profis vorbeikommen, ist die Stimmung an der Muur schon gut. Oben bei der Kapelle wird gesungen und skandiert. Neben vielen Touristen sieht man auch viele Fans - zum grossen Teil im Trikot des Team Quick Step, mit dem der belgische Weltmeister Tom Boonen fährt. Vereinzelt sieht man auch Anhänger des Lotto-Teams und des holländischen Radsportteams Rabobank, der Rest hält sich in etwa die Waage.
Das Profifeld kündigt sich früh durch die zwei nahenden Hubschrauber in der Luft an. Einige Zuschauer haben auch Radios dabei und wissen genau über den Rennverlauf bescheid. Wir warten, die Spannung steigt: werden wir zu Beginn einzelne Ausreisser sehen oder ist das Feld noch eng beisammen? Als die ersten Profis den Anstieg hoch stürmen, kennt die Begeisterung keine Grenzen mehr. Die Arme gehen in die Höhe, ein ohrenbetäubender Lärm. Die einzelnen Radfahrer kann ich nicht erkennen, ob Tom Boonen in der Spitze dabei ist? Ich kann zwar Trikots von Quick Step sehen, zweifle aber aufgrund der Haarfarbe, dass Boonen vorne dabei ist. Eine Entscheidung ist offensichtlich noch nicht gefallen, die erste Gruppe ist zwar lang gezogen, aber noch relativ nah beieinander. Auf den letzten Kilometern wird sich aber zeigen, dass die Hinteren nicht mehr zur Spitzengruppe aufschliessen können. Tom wird 2007 nicht gewinnen können. Nachdem die recht grosse erste Gruppe vorbei ist, gehen wir den Hügel hinab. Doch immer wieder kommen weitere kleinere Gruppen die schmalen Gassen hinauf. Ich hätte nie gedacht, dass auch die Profis, die soweit zurück sind, das Rennen noch zuende fahren. Als sogenannte "Wasserträger" haben sie zuvor ihren Spitzenfahrern geholfen in die Spitze des Rennens zu kommen und die Teamziele umzusetzen. Die Arbeit der Wasserträger ist nun getan und sie könnten eigentlich aufhören - niemand würde ihnen das übel nehmen. Trotzdem fahren viele von ihnen noch zuende. Hier sieht man die Beisterung der Rennfahrer für den eigenen Sport. Ihre Arbeit ist getan, doch es ist eine Ehre das Rennen zu fahren und eine Leistung es zu beenden. Auch wenn sie nur noch unwesentlich schneller als einige der Amateurradfahrer vom Vortag den Hügel hinauffahren, wollen sie das Rennen noch beenden - für sich selbst, aber auch für ihre Fans. Schön zu sehen, dass es diese Einstellung im Profisport noch gibt.
Das Finale des Rennens sehen wir am Fuss der Murr auf einer grossen Leinwand. Schneller als wir dachten sind die Profis im Zielort Ninove. Ein Duo macht das Rennen unter sich aus - von hinten rasen die Verfolger heran, aber sie werden an die beiden Ausreisser nicht mehr herankommen. Die letzten Kilometer macht der Belgier Leif Hoste Tempo - bei diesem Heimrennen muss er natürlich vor dem italienischen Mitausreisser Ballan ankommen. Nur noch wenige Meter bis zum Ziel - von hinten rauscht das Feld heran - Hoste sucht die Entscheidung von vorne - so viel wie er bis hier gearbeitet hat, hat er auch meine Sympathie. Die Begeisterung auf dem Platz ist grandios - jeder feuert Hoste an - doch im letzten Moment kommt der Italiener aus dem Windschatten und überquert mit einem minimalen Vorsprung die Ziellinie. Die ganze Platz um uns herum steht unter Schock, Ernüchterung macht sich breit. Mir tut der Belgier leid, der so toll gekämpft hat, auch die Belgier die ihren Landsmann so frenetisch angefeuert haben - und nun werden beide nicht belohnt. Doch die Leistung des Italieners muss man auch anerkennen, er ist taktisch geschickt gefahren und hat das Rennen somit letztendlich verdient gewonnen. Die gleiche Meinung macht sich offenbar auch langsam auf dem Platz breit. Man freut sich über die tolle Leistung des Belgiers und feiert trotzdem.

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