28. Dezember 2010

Kein Silvesterlauf an der Bergstrasse (Update)

Dieses Jahr wollte ich nach längerer Pause endlich mal wieder beim Silvesterlauf in Heddesheim starten, doch was muss ich da heute auf der Veranstalterseite lesen:

"Aufgrund der Witterungsverhältnisse entfällt der Silvesterlauf in diesem Jahr. Nicht nur die Laufstrecke, auch die Verhältnisse im Stadion für die Zuschauer sind zu gefährlich, zumal mit weiteren Niederschlägen gerechnet werden muß.

Wir danken allen für ihr Verständnis.
"

Update: der nächstgelegene Silvesterlauf auf der anderen Seite des Rheins in Schifferstadt wurde inzwischen ebenfalls "aufgrund der Witterung abgesagt".

Schade.

22. Dezember 2010

Laufen im Schnee

"BRUTAL-WINTER! Flug- & Bahn-Chaos. Fällt Weihnachten für Millionen aus?" (BILD online), "Winter-Chaos ohne Ende" (RNZ online) - so oder so ähnlich lauten dieser Tage die Schlagzeilen in einschlägigen Medien. Bei der Schneefront letzte Woche redete man gar von einer "Schneewalze". Man könnte wirklich glauben Deutschland hätte noch nie einen Winter erlebt. Aber vermutlich werden die gleichen Medien im kommenden Sommer auch wieder von "Hitzewelle" oder "Brutalo-Sommer" schreiben. Wäre ich Chefredakteur, würde ich meinen Redakteuren als erstes beibringen entsprechende Vokabeln und Superlative aus dem Wortschatz zu streichen. Wer einen Blick in die Statistiken wirft, der wird feststellen, dass dieser Winter auch nicht dramatischer ist als andere schon dagewesene. Und als Läufer darf man schon gar nicht jammern. Das Laufen vorgestern war wiedermal ein Traum! Was gibt es beim Laufen für einen besseren Untergrund als frisch gefallenen Neuschnee? Die weisse Pracht verwandelt die wohlbekannte Hausstrecke in kürzester Zeit zu einer ganz neuen Erlebniswelt. Abstriche muss man natürlich beim Tempo machen, dafür werden andere Reize speziell an Kraft und Koordination gesetzt. Der Fuss muss sich seinen festen Boden für den Abdruck erst suchen, auf Unebenheiten reagieren und die Oberschenkelmuskulatur muss mehr arbeiten, da die Beine im Schnee automatisch höher angehoben werden. Natürlich ist dabei auch eine gewisse Vorsicht geboten, damit man sich nicht verletzt: Sehnen, Bindegewebe und Gelenke sind bei Kälte weniger gut durchblutet, so ist das Verletzungsrisiko höher als normal. Am besten läuft man auf ungeräumten Feld- oder Waldwegen, dann ist der Untergrund halbwegs eben und die Gefahr des Umknickens nicht ganz so gross wie auf freiem Feld. Achten sollte man natürlich auch auf eine passende Kleidung: nicht zu kalt, aber auch nicht zu warm. Wenn es einen beim loslaufen leicht fröstelt, ist es genau richtig - nach den ersten Minuten wird einem schon warm werden. Eine Kopfbedeckung ist auch von Vorteil, schliesslich werden 40 Prozent der Körperwärme über den Kopf abgegeben. Für den Rest des Körpers ist Funktionskleidung mit einem guten Feuchtigkeitstransport Pflicht, bei nasser Baumwollkleidung wäre eine Erkältung vorprogrammiert. Für ein gemässigtes Tempo spricht ausserdem noch das gesteigerte Erkältungsrisiko. Kalte, trockene Luft ist für Bronchien und Nebenhöhlen nicht so gut, deswegen raten Sportmediziner bei Kälte nicht so viel durch den Mund sondern mehr durch die Nase einzuatmen. In der Nase wird die eingeatmete Luft befeuchtet und vorgewärmt. Laufen wir zu schnell, kann sie diese Aufgaben nicht mehr zufriedenstellend erledigen, deshalb lieber mal bei Kälte einen Gang rausnehmen. Vom Schuhwerk her nutze ich bei tieferem Schnee gerne meine Trailschuhe. Mein Modell gibt es wahlweise mit- aber auch ohne Gore-Tex Mebran. Ich habe das ohne Membran, aber ich komme trotzdem meist mit trockenen Füssen nach Hause. Bei wenig Schnee oder Schneematsch laufe ich auch mit den normalen Trainingsschuhen. Vereiste Böden meide ich. Es gibt zwar Spikes und anderes Material, dass das Laufen bei entsprechendem Untergrund etwas einfacher machen soll. Aber länger mit solchen Hilfsmitteln zu laufen, soll nicht allzu gesund sein, deshalb spare ich mir das gleich. Wichtig ist es nach dem Laufen bei Kälte schnell in trockene Kleidung zu wechseln, da der Körper nkurz danach besonders anfällig für Erkältungen ist. Aber genug der Risiken: wie man ebenfalls immer wieder lesen kann soll Sport bei Kälte auch eine immunstimulierende Wirkung haben. Hinzu kommen die anfangs erwähnten positiven Nebeneffekte für Bänder, Muskeln und Sinnesorgane. Wer also an solchen Tagen die Kälte scheut und auf's Laufband flüchtet, der verpasst meiner Ansicht nach etwas.

10. Dezember 2010

I'm training for an Ironman

Für einen Aussenstehenden muten wir Triathleten mit unseren drei Disziplinen sicher schon manchmal etwas komisch an. Und ein paar von uns machen auch noch sowas wie einen Ironman!

Video vom Ironman in Cozumel

Und hier noch ein Video von Ironman in Mexiko.

9. Dezember 2010

Ironman Cozumel 2010

Heute muss ich etwas weiter ausholen. Im Frühjahr im Triathlontrainingscamp erzählte mir ein österreichischer Profi beiläufig von einem neuen Triathlon der Ironman-Serie in Mexiko. Sein Fazit: wer im Herbst bei einer Langdistanz starten möchte, sollte nach Mexiko, denn das ist mit Abstand der schönste Wettkampf von allen derzeit im Herbst angebotenen. Ich schaute mir den Wettkampf im Netz näher an, beschäftigte mich dann aber erstmal nicht weiter damit. Herbst 2010: mein Marathon in München steht kurz bevor und mich plagt mal wieder eine Erkältung. Erklären kann ich es mir nicht, aber ändern kann ich es auch nicht. Meine Zielzeit für den Lauf kann ich auf jeden Fall vergessen, es wäre gesundheitlich riskant beim Marathon an mein Limit zu gehen. So bin ich nur locker durchgelaufen, war danach aber auch von der erreichten Form überzeugt. Nur schade, dass ich diese Form nicht ausreizen konnte .. . Da kam mir wieder der Ironman Cozumel in Mexiko ins Gedächtnis. Das wäre schon ein Abenteuer .. so eine kurze Vorbereitungszeit hatte ich für eine Langdistanz noch nie und ich würde bis dahin vorallem wieder am Radfahren arbeiten müssen, das in der Marathonvorbereitung eher etwas kurz kam .. . Kurz überlegt, dann ging alles richtig schnell und ich war als Nachrücker für den Ironman registriert.

Die Vorbereitung lief trotz der jahreszeitlich bedingten Schwierigkeiten und anderer Termine, die mir immer wieder reinkamen, doch noch relativ gut. So ging es Mitte November zwar mit dem notwendigen Respekt vor dem Wettkampf aber doch auch mit einem gewissen Optimismus nach Cozumel.
Streckenübersicht Ironman Cozumel
Die Lokation entpuppte sich in jeder Hinsicht als ideale Wahl für den Herbsttriathlon: Schwimmen an der karibischen Küste ist ein Traum, die Radstrecke des Ironman ist absolut flach, bietet viel Natur und einen herrlichen Abschnitt direkt an der etwas wilderen Ostküste der Insel. Die Laufstrecke an der Promenade von San Miguel ist ebenfalls flach und versprach schon im Vorfeld eine tolle Stimmung. Der Urlaub „aussenrum“ kkommt auch nicht zu kurz: an den Sandstränden im Süden der Insel kann man herrlich relaxen und wer sich für Geschichte interessiert findet auf der Insel wenige, auf dem Festland sehr viele Zeugnisse der Maya. Wer möchte kann auch mal einen Tag im Ort shoppen gehen. Nebenbei bieten sich die Küsten auch als traumhaftes Schnorchel- und Tauchrevier an.
Viel Natur an der Ostküste
Meine Vorbereitungen vor Ort verliefen nach Plan. Wer so einen Strand vor der Haustür hat, der schwimmt liebend gerne und auch fast täglich. Im Gegensatz zum heimischen „Kachelnzählen“ kann man hier schon nach wenigen Schritten ins Wasser exotischen Fischschwärmen, Schildkröten, Rochen und allerhand andere Meeresbewohner beobachten; Schrochel- oder Tauchgänge als kleine Abwechslung sind auf jeden Fall auch sehr empfehlenswert. Bei den Radausfahrten ist die einzige Wahl, die man zu treffen hat, fährt man im- oder gegen den Uhrzeigersinn – die Strasse ist auf jeden Fall immer die Gleiche. Irgendwann kommt man auf der etwas über 63 Kilometer langen Runde dann an den herrlichen, karibischen Stränden im Osten vorbei, aber auch die Fahrt durch den Busch ist allemal schöner als durch irgendwelche mitteleuropäischen Stadtschluchten oder Industriegebiete. Der Verkehr beim Laufen in Hotelnähe hielt sich ebenfalls in Grenzen. Einzige Schwierigkeit bei alledem: man musste bei allen sportlichen Aktivitäten so gut es ging mit den tropischen Bedingungen zurecht kommen. Mir gelang das recht gut, zumindest fühlte ich im Gegensatz zu ein paar Trainingskameraden keine grossen Beeinträchtigungen durch Luftfeuchtigkeit und Hitze. Die Abholung der Startunterlagen, Wettkampfbesprechung und Einchecken in der ersten Wechselzone wurden von Veranstalterseite sehr professionell geregelt. Um das gleich vorwegzunehmen: auch wenn das erst die zweite Ausgabe dieses Ironman war, so war die ganze Veranstaltung sehr professionell organisiert und es gab kaum etwas auszusetzen. Die Helfer waren jederzeit hilfsbereit, aufmerksam und freundlich; da könnte sich manch anderer Veranstalter ein Scheibchen von abschneiden. Wenn es etwas zu bemängeln gibt, dann höchstens, dass das Rahmenprogramm (Wettkampfbesprechung und Awardparty) etwas lieblos runtergespult wurden. Über die Aufstockung des Feldes und die damit einhergehenden Regeländerungen (Windschattenbox von 5 Meter) kann man ebenfalls geteilter Meinung sein, zumindest griffen die anwesenden Wettkampfrichter bei grösseren Gruppen gut durch und verteilten offenbar nicht zu wenig moderate Zeitstrafen (4 Minuten). Ich für meinen Teil konnte mit der Regeländerung gut leben.

Der Wecker klingelte am Wettkampftag um 4 Uhr morgens. Mein Zimmerkamerad und ich waren zu dem Zeitpunkt allerdings schon beide wach. Durch die Zeitverschiebung machte uns das frühe Aufstehen überhaupt nichts aus, so hatten wir genügend Zeit, um die letzten Vorbereitungen zu treffen. Das Frühstücksbuffet unseres Hotels hatte für die Triathleten ebenfalls früher geöffnet und bot die bekannte Auswahl dar. Als es losgehen sollte gab es dann eine kleine Geduldsprobe: unser Bus war nicht wie verabredet erschienen, um uns an den Start zu bringen. Doch die Athleten vor dem Hotel blieben gelassen – die Ruhe und Gelassenheit der Menschen hier hatte sich offenbar schon auf die Athleten übertragen. Unser Veranstalter organisierte kurzfristig andere Fahrmöglichkeiten, so dass doch noch alle rechtzeitig zum Schwimmstart kamen – der bestellte Bus wart an diesem Morgen übrigens nicht mehr gesehen. In der Morgendämmerungen nochmal ein letzter Check des Materials in der Wechselzone, einreiben mit Sonnecreme und dann ging es an den Start – ohne Neoprenanzug, den wir aufgrund der Wassertemperaturen nicht brauchten.

Schwimmen
Der Wasserstart der Profis war um 6:40 Uhr. Unsereiner verfolgte das Ganze vom Ufer aus, denn der auf das Wasser hinausführende Steg war neben den Profis bis dahin nur einigen Presseleuten und anderen Offiziellen zugänglich. Kaum war der Start erfolgt, wurde der Rest von uns dann über den Steg hinaus auf das Wasser gescheucht. Die Hektik die jetzt von Veranstalterseite kurze Zeit herrschte erschien etwas unpassend, zumal man im Wasser noch einige Minuten verharren musste, bis schliesslich auch unser Start um 7 Uhr erfolgte.
Nördlicher Teil der Schwimmstrecke
Aus der bei Ironman-Veranstaltungen berühmtberüchtigten „Waschmaschine“ hielt ich mich weitgehend raus. Der Startbereich war aber auch breit genug, dass es zu Beginn nicht zu allzu heftigen Positionskämpfen kommen musste. Erst bei der ersten Wendeboje das übliche Gerangel, aber auch das habe ich schon schlimmer erlebt. Vielleicht waren viele von dem abgelenkt, was sich unter uns so alles abspielte. Das Wasser war trotz der vielen Schwimmer so klar, dass man gut allerhand Fische und den Meeresboden unter uns beobachten konnte. Die Sicht war so klar, dass man um einen herum die anderen Schwimmer gut erkennen konnte. Es reichte sich an Neben- oder Vorderleuten auszurichten, so musste man sich nicht allzuoft über der Wasserfläche orientieren. Zudem nervte einen nicht die sonst so unvermeitliche schwarze Gummihaut names Neoprenanzug – es war einfach herrlich! So fand ich auch sehr schnell in einen relativ guten Schwimmrhythmus, der nicht durch ständige Orientierungen oder Bojen unterbrochen werden musste. Der Wellengang war etwas stärker als noch im Mai auf Lanzarote, doch es war nicht so schlimm, dass man sich als Spielball der Wellen fühlen musste. Erst gegen Ende, als das Feld sich in die Länge gezogen hatte, musste ich mich dann doch häufiger mal neu orientieren - ein kleiner Frischwasserzufluss von der Insel versetzte uns etwas hinaus auf das Meer, so dass wir unsere Schwimmlinie dann doch häufiger korrigieren mussten. Meine Schwimmzeit vor dem Rennen einzuschätzen war schwierig, war ich doch noch nie einen Ironman im Meer ohne Neoprenanzug geschwommen. Meine Wunschzeit war unter einer Stunde, aber mir war schon klar, dass das schwierig werden würde. Als ich dann am Schwimmausstieg die Treppe zum Steg hinaufkletterte und meine Uhr eine Schwimmzeit von knapp über einer Stunde anzeigte, schwankte mein Stimmung kurz zwischen Ärger, über die verfehlte Bestzeit, und Freude über die doch recht gute Schwimmzeit. Dann überwog aber doch schnell die Genugtuung, dass die Zeit und Platzierung in Anbetracht der Umstände gar nicht so schlecht und eine gute Grundlage für eine neue persönliche Bestzeit waren.
Über den folgenden Wechsel lässt sich wenig sagen. Im Zelt hätte ich vielleicht etwas schneller sein können, aber die meiste Zeit verlor man hier sowieso durch die langen Laufwege bis zum Start der Radstrecke. Meinen Pulsgurt liess ich im Wechselbeutel, nachdem ich beim Wasserausstieg festgestellt hatte, dass das Gerät im Wasser meine Herzfrequenz verloren hatte und auch nach dem Ausstieg nicht mehr fand. Im Grunde genommen war mir das ganz recht, hatte ich mir doch bei vergangenen Wettkämpfen mit dem Gurt immer die Brust aufgescheuert. Nun musste ich mich also auf mein Gefühl verlassen und hatte nicht mehr die Kontrolle über die Herzfrequenz.

Radfahren
Das Aufsteigen auf das Rad klappte problemslos. Doch gleich zu Beginn der Radstrecke bemerkte ich dann, dass auch meine Geschwindigkeitsanzeige nicht funktionierte. Kurz vor dem Gang ins Wasser lief sie beim letzten Bike-Check noch; keine Ahnung, warum an diesem Tage diverse Funktionen meiner Uhr ihren Dienst versagten. So war ich noch mehr auf mein Gefühl angewiesen, aber darin sah ich kein grosses Problem, sondern mehr eine Chance; ich musste mich nicht zum Sklaven irgendwelcher Zahlen machen und konnte vollkommen auf meinen Körper hören. Auf dem Rad fand ich ebenfalls recht schnell in meinem Rhythmus. Ich versuchte die erste Runde nicht zu schnell anzugehen, denn 180 Kilometer sind auch flach eine weite Strecke und ich würde meine Körner bei dem hier mittags auffrischenden Wind noch brauchen. Zudem wollte ich endlich auch mal einen guten Marathon in der dritten Disziplin anschliessen. So verlief die erste Runde fast nach Wunsch. Auf der Radstrecke war der lange Strandabschnitt bei jedem Passieren ein absolutes Highlight; das konnte man auch in den Gesichtern der Teilnehmer ablesen, die in dieser Phase des Rennens neben dem Wettkampf auch einen Blick für die Umgebung hatten. Verpflegungstationen gab es ungefähr alle 10 Kilometer. Um nicht zu dehydrieren versuchte ich regelmässig zu trinken und nahm abwechselnd Wasser und Gatorade zu mir. Die gereichten Getränke mischte ich dann in meiner Lenkerflasche mit etwas verdünntem Gel aus meiner zweiten Radflasche. Die Windschattenbox hielt ich wie gewohnt weitgehend ein, nur gegen Ende der erste Runde kam ich in eine etwas grössere Gruppe, in der regelkonformes Fahren kaum noch möglich war. Nach der nächsten Verpflegung liess ich sie ziehen und setzte mein Rennen ohne Gruppe fort. Übrigens erfuhr ich nach dem Rennen, dass ein Kampfrichter wohl genau diese Gruppe wenig später gut aufmischte und einige Strafen verteilte – richtig so! Doch auch jetzt war ich nicht ganz alleine. Einige andere fuhren ein ähnliches Tempo wie ich, so sah man sich unterwegs immer wieder – mal überholte der eine, dann der andere. Allerdings versuchten fast alle in meiner Nähe weitgehend regelkonform zu fahren. Nach der Hälfte der Strecke nahm ich dann meinen Verpflegungsbeutel auf und tauschte meine zweite Flasche gegen eine neue Flasche mit verdünntem Gel. Es lief bei mir immer noch alles sehr gut. Der Wind frischte wie erwartet etwas auf, doch noch störte mich das nicht weiter. Gefühlt kam der Wind aus Osten und somit bei 2/3 der Strecke mehr oder minder von vorn. Gleichzeitig brutzelte von oben die Sonne auf dem schattenlosen Kurs immer stärker auf uns herab. Ich erreichte inzwischen zum zweiten Mal den Hauptort San Miguel. Als es in Runde 3 ging, musste ich doch etwas kämpfen und fühlte mich etwas unwohl. Ich hatte merkliche Probleme meine Geschwindigkeit zu halten und auch die Aeroposition machte mir zunehmens Probleme. An Überholern konnte ich mich ebenfalls nur noch mit Mühe (regelkonform) festbeissen, doch ich kämpfte mich weiter durch.
Karibikfeeling an der Radstrecke
Offenbar zeigte das Wetter doch langsam seine Wirkung bei mir. Der Abschnitt bis zum Meer zog sich. Der Wind nervte so langsam, konnte der nicht auch mal wieder von hinten kommen? Zwischenzeitlich hatte ich das Gefühl, mich wieder etwas zu fangen. Dann kam ich ans Meer. Den herrlichen Ausblick konnte ich kaum noch geniessen, zu sehr war ich gezeichnet vom Wettkampf. Hier kämpfte jetzt wirklich fast jeder alleine mit sich und dem Wind. Ich sehnte schon den Abschnitt durch den Busch herbei, auf dem mich der Rückenwind zur zweiten Wechselzone tragen würde. Doch dann ungefähr bei Kilometer 150 passierte es: ohne lange Vorwarnungen fand sich im nächsten Moment ein Teil meines Mageninhalts auf der Strasse wieder. Erklären konnte ich es mir nicht: war es die Hitze, die ich vielleicht doch nicht so gut verkraftete, oder doch irgendetwas an der Ernährung ..? Ich hielt jedoch nicht an, sondern fuhr weiter – bisher lief es einfach zu gut als dass ich jetzt Zeit verlieren wollte. Doch noch einige Male wiederholte sich das Spiel bis der Magen vermutlich nahezu ganz geleert war. Dann legte ich mich wieder auf den Aerolenker, um den Magen und Oberkörper ruhig zu stellen. Weitere Getränke ausser Wasser und auch meine übrigen Riegel widerstrebten mir. Ich entschloss mich nur mit Wasser bis zur (zum Glück nicht mehr ganz so weiten) zweiten Wechselzone zu fahren und mich dort etwas zu sammeln. Auf dem Rückenwindabschnitt zum Ort fand ich dann noch einen Fahrer, dessen Tempo ich halten konnte. So folgte ich ihm in sicherem Abstand: dranbleiben und nur nicht abreissen lassen, so war ich dann nicht ganz alleine mit meinem Leiden, hatte Ablenkung. Die Tatsache, dass ich einem anderen Athleten folgen konnte, baute auch wieder etwas auf. So langsam ging es mir auch besser. Kurz vor der Wechselzone schlüpfte ich wie üblich noch fahrend aus meinen Schuhen, stieg ab, griff meinen Wechselbeutel und rannte in das Zelt.

Laufen
Man kann nicht sagen, dass ich mir im Zelt Zeit liess, aber übertrieben schnell war ich auch nicht gerade. Ein Helfer cremte mich während des Umziehens mit Sonnencreme ein (das sollte leider nicht viel helfen, einen Sonnenbrand bekam ich trotzdem). Als ich dann meine Radsachen in den Beutel packen wollte, war ich irritiert: wo waren meine Radschuhe? Ich fragte einen Helfer, der gerade neben mir einen Beutel einräumte, doch der Helfer wirkte ratlos. Ich vermutete, dass die Schuhe unbeabsichtigt in den Beutel eines anderen Athleten gewandert waren, als ich gerade unaufmerksam war. Ich fragte ihn, wo denn nach dem Rennen die „Lost & Found“-Station wäre, dann lief ich los. Ich glaubte die Schuhe nie wiederzusehen. Erst nach dem Wettkampf wurde mir klar, dass ich die ja wie üblich am Rad hängen gelassen hatte .. ein weiteres Zeichen dafür wie sehr ich zu diesem Zeitpunkt „durch den Wind“ war. Die Stimmung hier im Stadtzentrum war auf jeden Fall der Hammer (und das sollte auch bis zum Ende meines Rennens so bleiben). Die Anfeuerung vom Publikum war der Wahnsinn und vor dem Einkaufzentrum spielte eine Kapelle karibische Rhythmen. Leider konnte ich das Spektakel nur zum Teil geniessen. Eigentlich wollte ich Uwe aus dem Nachbarverein einholen und mit ihm gemeinsam laufen; er hatte mit mir gewechselt und das Zelt nur kurz vor mir verlassen. Doch an Laufen war bei mir nicht zu denken – der Magen wollte nicht. So waren die ersten Kilometer eher ein Walk & Run. Ich versuchte an den zahlreichen Aid Stations Cola zu trinken. Das half tatsächlich. Nach 4-5 Kilometern konnte ich wieder so halbwegs rennen. Nicht das Tempo, das ich gerne laufen wollte, aber zumindest ging ich nicht mehr. An sonstiger Nahrung futterte ich nur noch die kleinen Salzbrezeln und gelegentlich Erdnüsse. Alles Süsse .. Gels, Powerbars oder gar Gatorade .. widerstrebte mir; einmal versuchte ich ein Gel, daraufhin musste ich mich fast wieder übergeben. Mir war klar: nur auf Cola, Wasser und Salzbrezeln kann man keinen Marathon laufen. Da es aber nicht anders ging, lief ich, und lief, und lief .. . An den Verpflegungsstationen ging ich immer ein Stück: lieber etwas langsamer unterwegs, dafür aber ausreichend mit dem was ich aufnehmen kann versorgt war meine Devise. Als ich nach ca. 14 Kilometern wieder zurück ins Stadtzentrum kam, hatte sich mein Magen beruhigt. Ich spielte mit dem Publikum und es machte mit .. und wie!!! Selbst einige Bekannte unter den Zuschauern erzählten mir nach dem Rennen wie toll die Stimmung bei meinem ersten Durchlauf gewesen war. So setzte ich meinem Lauf fort. Meine Halbmarathonzeit war ernüchternd, aber da war die lange Gehphase am Anfang und an den Verpflegungsstation enthalten, also wunderte mich das wenig. Ziel war es nun, den zweiten Teil etwas konstanter und somit schneller zu gestalten. Über dem Meer konnte man langsam die Sonne untergehen sehen. Es war wunderschön! Die Luft war nun auch nicht mehr ganz so heiss wie unter der Nachmittagssonne. Inzwischen war ich fleissig am Überholen und kam auf dem Weg zurück in Richtung Innenstadt annähernd an mein Wunschtempo heran. So rannte ich euphorisiert vielleicht etwas zu schnell durch die letzte Verpfegung vor dem Zentrum und nahm nicht ganz so viel auf wie vorher. Eigentlich dachte ich, da käme vor dem Zentrum noch eine Verpflegung. Doch auf diese wartete ich vergebens. Anstattdessen bekam ich Seitenstechen – eine eindeutige Mangelerscheinung. Wenn ich nicht schnell etwas bekommen würde, dann hätte ich ein richtige Problem. Die Seitenstechen zwangen mich schnell wieder zum Gehen. Das Zuschauerspalier wurde immer dichter, erkannten offenbar mein Leid und feuerten mich an. Ich wollte ihnen etwas zurückgeben und entsprechend weiterlaufen, aber ich war leer .. jeder Ansatz zu laufen brachte mich nur tiefer in mein Loch .. die Seitenstechen waren höllisch .. es ging nichts mehr. Irgendwann gab ich die Laufversuche auf und ging fortan etwas beschämt meinen Weg – Ziel war es nur noch irgendwie die nächste Verpflegung zu erreichen. Irgendwann kam sie dann und ich nahm was ging. Am Strassenrand sass eine ältere Frau. Ich hatte sie vorhin schon bemerkt und sie feuerte uns immer noch nun schon seit Stunden aus ihrem Stuhl an – ich bewunderte sich für ihr Durchhaltevermögen und ihren Enthusiasmus, den sie uns entgegenbrachte. Ich dankte ihr mit einem Lächeln und einem „Gracias“. Ein bisschen baute sie mich mit ihrem Eifer wieder auf. Etwas weiter sah ich meinen Zimmerkameraden Steffen ebenfalls gehen. Ich schloss zu ihm auf und unterhielt mich mit ihm. Er musste auch kämpfen – die Hitze nagte an ihm. Wir munterten uns gegenseitig auf, die Ablenkung tat gut. Wir verabschiedeten uns und ich lief weiter. Meine Seitenstechen waren zwar noch nicht ganz weg, aber es wurde besser. Dann holte ich einen anderen Teilnehmer unserer Reisegruppe ein. Auch mit ihm lief ich ungefähr einen Kilometer und lenkte mich noch etwas ab. Danach hatte ich mich entgültig gefangen und wurde umso schneller umso näher ich dem Ziel kam. Der Blick auf die Uhr war wie während des ganzen Marathon etwas deprimierend, weil es immer später wurde und ich eine Wettkampf- und Laufzeit sah, zu der ich ursprünglich schon längst im Ziel sein wollte. Zumindest konnte ich auf eine Gesamtzeit unter 12 Stunden hoffen und auch die Marathonzeit hätte schlimmer sein können. Inzwischen war es dunkel geworden. Einige Läufer hatten Lichter auf dem Kopf gespannt. Der Rest musste sich mit Strassenbeleuchtung zufrieden geben. Auf dem Weg zwischen einem Laternenschein zum nächsten konnte man kaum noch jemanden erkennen, so wurden die Gespräche zwischen den Athleten seltener. Auffällig war nur, dass sich inzwischen einige Pärchen gefunden hatten, die nun gemeinsam liefen. In Gedanken liess ich den Wettkampf Revue passieren und freute mich auf den Zieleinlauf - wie der wohl sein würde? Viel konnte ich vom Zielbereich auf meinen bisherigen Runden nicht sehen. Ob noch viel Publikum da sein würde? An der letzten Verpflegung trank ich nochmal: ich wollte nicht wieder so einen Einbruch wie in der Vorrunde erleben. Nochmal Kleidung zurecht gerückt und auf dem Laufstil geachtet, dann ging es in den Zielkanal. In mehreren Reihen stand das Publikum immer noch dicht gedrängt. Einige Zuschauer strecketen die Hände in den Innenraum. Ich liess es mir nicht nehmen, lief in Schlangenlinien von den rechten Seite zur linkten Seite und klatschte so viele Hände wie möglich ab – ein kleines Dankeschön meinerseits für die tolle Unterstützung während des ganzen Wettkampfs. Gemeinsam mit einem anderen Athleten lief ich auf die Zielrampe hinauf und dann hörten wir die magischen vier Worte: „YOU are an Ironman!

Die Zielverpflegung war sehr gut. Besonders lecker schmeckte mir die Pizza, von der ich mir nicht nur ein Stück genehmigte. Auch alles andere Organisatorische liess wenig Wünsche offen. Ich hatte zugebenermassen nach meinen Erfahrungen bei anderen Wettkämpfen mit viel mehr organisatorischen Unzulänglichkeiten gerechnet, doch hier hat man es geschafft innerhalb kurzer Zeit eine tolle und gut organisierte Veranstaltung auf der Insel zu etablieren. Da kann man nur den Hut ziehen. Verbesserungspotential gibt es immer (bspw. wäre echtes Iso anstatt dieser Gatorade-Plörre wünschenswert), aber das soll den guten Gesamteindruck nicht schmälern. Ein toller Triathlon - viva Mexico muchas gracias Cozumel!

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