27. Oktober 2013

"Das Grauen hat einen Namen: Himmelsleiter"

So der Kommentar eines befreundeten Läufers nach dem heutigen Trailmarathon in Heidelberg. Der erste Marathon in meiner Heimatstadt .. und dann auch noch mit Trails .. da durfte ich natürlich nicht fehlen.

Die Wettervorhersagen waren furchteinflössend. Doch nach einem nächtlichen Gewitter meinte es Petrus gut mit uns: fast optimales Laufwetter - ein bisschen Schnee gab es auch, doch dazu gleich mehr.
Die ersten Kilometer durch die Heidelberger Altstadt bis zur Alten Brücke legte ich eine flotte Sohle hin, da ich auf der engen Rampe in der Hirschgasse nicht im Stau stehen wollte. Das klappte sehr gut. Danach nahm ich etwas die Intensität heraus, weil mir klar war, dass ich meine Körner noch für die weiteren Berge brauchen würde. Es lief daraufhin erst mal recht gut .. so gut man das bergauf einschätzen kann. Auf dem ersten Bergabtrail am Heiligenberg liess ich es dann kurz flotter laufen und liess prompt einige Läufer mit erstaunten Blicken hinter mir. Etwas weiter am hohen Nistler gab es gleich die Bestätigung von einem anderen Athleten, dass bei mir bergab ja kaum ein Hinterherkommen möglich wäre und es dann sehr mühsam wäre, sich bergauf wieder heran zu arbeiten. Schönes Kompliment, doch bei dem nächsten Aufstieg wurde mir schnell klar, dass meine Reserven heute für kein herausragendes Ergebnis mehr reichen würden - ich mutmasste, dass es nach der Neckarüberquerung am letzten Berg in Schlierbach für mich sehr schwer werden würde. Kurz nach dem Weissen Stein gab es eine kurze Schrecksekunde: nach einer Unachtsamkeit gab es den inzwischen fast schon obligatorischen Sturz. Doch gekonnt mit einer Rolle vorwärts abgefangen, ist nichts passiert. Die nächsten Kilometer spulte ich in Ruhe in meinem Tempo runter und liess mich auch nicht von Unebenheiten oder überholenden Läufern - vermutlich zum Grossteil Staffeln - verrückt machen. Dann kam die Brücke. Wie vorhergesagt wurde es in der nun folgenden Steigung hart - zwischenzeitlich war es mehr Speedhiking als Laufen. Etwas deprimierend, wenn ich an die letzten Trainingseinheiten hier denke, wo alles noch gut lief. Vielleicht hatte ich vorher etwas zu wenig Elektrolyte getrunken, doch leider gab es auf dem Weg bis zum Königstuhl nur eine Station mit Wasser. Der Weg zog sich. Plötzlich hörte ich hinter mir nur ein "oh weh". Ich fragte war los war, doch dann sah ich den Grund: vor uns kam die Himmelsleiter. Mir ging es inzwischen immer schlechter und jetzt wurde mir auch noch übel. Zweimal musste ich an der Seite anhalten und mich kurz sammeln. Irgendwann hat alles ein Ende und nach einer gefühlten Ewigkeit kam ich oben an der Aussichtplattform an. Hier hatte man doch tatsächlich Schnee hingekippt! Zwar konnte man darauf nur schlecht laufen, doch ich fand es witzig. Jetzt ging es sowieso nur noch um den Spass und das Ankommen. Jetzt bekam ich endlich mein Iso und eine Cola genehmigte ich mir auch. Sofort ging es mir wieder besser und das war gut so, denn nun musste ich mich konzentrieren. Auf diesen  folgenden Abschnitt hinunter nach Heidelberg hatte ich mich die ganze Zeit gefreut. Was nun folgte war ein Downhillgeschwindigkeitsrausch sondergleichen - in den technischen Trails konnte ich endlich meine ganze Erfahrung ausspielen. Ich kann mich nicht erinnern, dass in den technischen Abschnitten jemand an mir vorbeizog - vielleicht ein oder zwei frische Staffelläufer, aber das war es dann auch.  Auf einem kleinen Zwischenanstieg hatte ich zwar nochmal leichte Schwierigkeiten, aber dann ging es wieder in Highspeed über Molkenkur und Schloss hinunter in die Altstadt. Am Schloss wurde es richtig böig und ich fand mich kurzerhand in einer Wolke aufgewehter Blätter wieder. In der Hauptstrasse genoss ich die letzten Meter dann nur noch und liess es bis ins Ziel ausrollen. 

Am Ende kam mit einer Zeit von 4:15 Std. ein 118. Platz von 660 Männern (25. von 112 in meiner Altersklasse) heraus. Eigentlich wollte mehr erreichen. Doch heute war nach der langen Saison einfach nicht mehr drin und das ist ok so - ich hatte auf jeden Fall viel Spass. Und auf jeden Fall war es ein herrlicher Saisonabschluss. Dank allen, die uns unterwegs angefeuert haben! Danke auch an das ganze Orgateam - es gibt noch Verbesserungspotential, aber das war eine super Premiere - Fortsetzung erwünscht!

17. Oktober 2013

Vom Mont Blanc zum Matterhorn

Inzwischen hat der jährliche Mountainbike-Alpencross schon Tradition. Nachdem uns die Routen in den Ostalpen inzwischen schon wohlbekannt sind, ging es dieses Jahr erstmals in die Westalpen. Genaugenommen war es diesmal allerdings weniger ein „Alpencross“ als vielmehr eine „-querung“. Passend zu meinem grossen Ziel dem UTMB startete die Tour in Les Houches am Mont Blanc, führte um den Berg herum und zweigte dann im Aosta-Tal gen Osten zum Matterhorn ab. So hatte ich die Möglichkeit einige der Wege, die ich einen Monat später laufen sollte, schon mal mit dem Bike zu erkunden. Natürlich hatte ich wieder meine 2 Kameras dabei, um ein paar Momente dieser MTB-Tour um Mont Blanc und Matterhorn festzuhalten. Leider sind besonders die Abfahrten etwas verwackelt, doch ein schöner Rückblick für die Erinnerung ist es allemal.


Mont Blanc - Matterhorn von ironschoch

6. Oktober 2013

Schlammschlacht im Leiningerland

Seit dem Ultratrail du Mont Blanc musste ich kürzer treten - den umgeknickten Fuss merkte ich recht lange. Das heisst nicht, dass ich gar nicht laufen konnte, doch schwierige Trails waren eher die Ausnahme - bloss nichts riskieren! Und auch die Distanzen habe ich runtergefahren. Nach all den Ultraläufen dieses Jahr war es sowieso mal wieder an der Zeit etwas für die Geschwindigkeit zu tun. Nun war ich zwar beim Allgäu Panorama Marathon recht gut unterwegs, doch richtig kurz und schnell war der ja nun auch nicht. Nachdem ich diese Woche 2 schöne Trainingsläufe in schwierigem alpinem Gelände ohne Schmerzen absolviert hatte, juckte es mich nun meinen Fuss und meine Form in einem Rennen auszutesten. Sehr kurzfristig ergab sich die Möglichkeit beim Pfalztrail zu starten. Letztes Jahr war ich nicht sonderlich begeistert von der Strecke, doch der Veranstalter hatte auf die Kritik der Läufer reagiert, die Strecken zu diesem Jahr modifiziert und versprach einen höheren Trailanteil. Ich entschloss mich auf der 32,4 langen Strecke zu starten - dem sogenannten "Half-Trail". Und um das vorwegzunehmen muss ich dem Veranstalter diesmal bzgl. der Strecke ein grosses Lob aussprechen: die Strecke war dieses Jahr deutlich interessanter, technischer und abwechslungsreicher - so macht Trailrunning Spass!!! 

Leider war das Wetter alles andere als einladend. Morgens fuhr ich schon im Dauerregen hinüber in die Pfalz - ein wenig musste ich mit mir kämpfen, bei diesem Sauwetter wirklich zu starten. Zumal die Bodenverhältnisse sicher entsprechend schwierig werden würden und ich etwas Angst hatte zu stürzen. Doch ich war auf die neue Strecke gespannt und ein Lauf im Wettkampftempo passte gut in meinen Plan. Im Vorfeld wurde es mit der Nachmeldung etwas hektisch, da mein Parkplatz recht weit weg vom Start-Zielbereich mit Anmeldung war. Doch ich schaffte es gerade noch rechtzeitig zum Startschuss in das Läuferfeld. Aus dem hinteren Mittelfeld arbeitete ich mich sukzessive nach vorne. Ich versuchte das Ganze locker anzugehen, doch um mich herum dünnte das Feld immer weiter aus und bald war ich mit wenigen Läufern wohl recht weit vorne unterwegs. Mit dem matschigen und rutschigen Untergrund war ein schnelles Laufen nicht gerade einfach, doch genau das machte mir ziemlich Spass. Kurz vor der Burg Battenberg gab es eine erste Schrecksekunde, als ich nach einer rutschigem Downhill ohne Vordermann in einer Kurve erst in die falsche Richtung einbog und voll in die Banderole rannte. Schnell war ich wieder richtig unterwegs - gejagt von 3 Verfolgern, die ich kurz zuvor erst überholt hatte. Ein bisschen hatte mich das aus dem Konzept gebracht und die Schuhe hatten auf diesem äusserst matschigen Untergrund kaum mehr Grip. So passierte, was passieren musste: wenige Schritte später rutschte ich weg und landete mit meiner Vorderseite im frontal Modder. Es war zum Glück verletzungsmässig nichts passiert. Also ging es gleich weiter. Nur etwas vorsichtiger, da meine Schuhe noch keinen richtigen Grip hatten. Mein 3 Verfolger nutzen die Chance und zogen an mir vorbei, doch ärgerte mich zwar, aber war im Moment nicht zu ändern. Ich sah derweil aus wie ein braunes, rennendes Schokoladenmännchen. Was ich leider in der Hektik und vor lauter Schlamm nicht bemerkt hatte war, dass ich bei dem Sturz meine Startnummer verloren hatte. Das merkte ich erst an der nächsten Verpflegung, als man mich nach der Startnummer fragte. Ich konnte das Rennen trotzdem fortsetzen, musste lediglich an den Kontrollstellen meinen Namen mitteilen. Ein wenig nagte das an meiner Moral, denn ich wusste nicht, ob ich letztendlich in der Ergebnisliste auftauchen würde. Doch ich versuchte das als einen schnellen Trainingslauf zu sehen - deshalb war ich hier und so zog ich es durch. Im Ziel kam ich letztendlich immer noch dreckverschmiert mit einer Zeit von 2:56:18 Stunden an. Ich wurde tatsächlich doch noch in der Ergebnisliste geführt: die Zeit bedeutete den 27. Gesamtplatz von 239 Teilnehmern und ich war 6. in meiner Altersklasse. Es geht also doch noch!