27. August 2014

Eiskalt erwischt

Vor einigen Jahren war ich schon mal kurz in Kopenhagen und Dänemark, dieses Jahr hatte ich beim Ironman Kopenhagen die Möglichkeit Land und Leute endlich besser kennenzulernen. Schon am ersten Tagen ist mir die entspanntere Atmosphäre im Lande aufgefallen: alles läuft weniger hektisch und aggressiv ab, die Menschen sind freundlich, hilfsbereit, sie lächeln und lachen mehr. Schon auf der Autobahn geht es entspannter zu, was nicht ausschliesslich an der zugelassenen Höchstgeschwindigkeit liegen muss. Auch in der Stadt ist der Umgang miteinander viel entspannter. Eine Atmosphäre, in der sich leben lässt und die sich zum Teil auch auf die Athleten übertrug – vieles ging trotz der hohen Teilnehmerzahl von über 3000 Athleten schon im Vorfeld viel entspannter zu. Alles war so organisiert, dass es meist kein grosses Gedränge und keine langen Schlangen gab. Die 3 Wettkampfstrecken waren aus Athletensicht ähnlich gut gewählt, so dass sich der Stress für die am Wettkampf Unbeteiligten hoffentlich auch weitgehend in Grenzen hielt. 

Einchecken am Schwimmstart
Zu meinem eigenen Rennen .. ein Rennen, das ich lieber schnell vergessen will. Es war meine inzwischen 15. Langdistanz und leider mit Abstand meine schlechteste. Eine Erklärung habe ich noch nicht. Manch einer in meinem Umfeld vermutet eine gewisse Erschöpfung nach den Vorbelastungen, die ich hatte, doch das erklärt mir nicht den drastischen Leistungsabfall zu allen vorherigen Rennen, den ich vom Start an erlebt habe. Nach dem Landstart ins ca. 15°C kalte Eiswasser zeigte mein Körper nach wenigen Metern eine Art Schockreaktion wie ich sie noch nicht erlebt habe, die über die normale Panik im Anfangsgewühl weit hinausging. 2x musste ich mich deshalb im flacheren Bereich in Ufernähe sammeln, überlegte auszusteigen und verkündete das sogar einem der begleitenden Kajakfahrer. Als ich mich beruhigt hatte, setzte ich das Rennen dann doch in gemässigtem Tempo fort. Endlich auf dem Rad besserte sich mein Zustand kaum und ich konnte leider zu keiner Zeit meine normale Leistung abrufen. Ich konnte mich gedanklich damit abfinden, dass es heute um nichts anderes als das Finishen gehen konnte – nie zuvor habe ich bei einem Rennen so oft an das Aussteigen denken müssen. Das Einzige, was mich aufmunterte, war zu sehen, dass andere nicht viel schneller waren und ich noch eine reelle Chance hatte, das Rennen zu beenden – zumindest wollte ich nochmal die Laufstrecke kennenlernen. Beim Marathon setzte sich das grausame Spiel fort und der 3-Stunden-Marathoni mutierte hier zu einem knapp 6-Std-Power-Walker. Die Unterstützung der Menschen war, egal ob es regnete oder die Sonne schien, immer wieder toll. Und gerade als es nach hinten heraus auf der Strecke leerer wurde, harrten einige immer noch einige Hartgesottene aus, feuerten uns unermüdlich an und leisteten dabei ihren eigenen harten Ironman. Einige waren so beharrlich, dass ich geschunden wie ich war trotzdem gar nicht anders konnte, als mal wieder einige Meter zu laufen. Letztendlich habe ich mein Rennen ins Ziel gebracht, mir Finishermedaille und –hemd abgeholt.

Die Organisation des Wettkampfs war sehr gut. Beim Schwimmen fand ich die Streckenangaben an den Brücken klasse, Wellengang war kein Problem. Die Radstrecke war toll: erst die wunderschöne Küstenstrasse gen Norden und dann über das sehr ländliche Hinterland zurück; hier hätte ich mir nur manchmal eine komplette Strassensperrung gewünscht, da es auf der einen Strassenseite mit dem oft schlechten, rechten Strassenrand und den vielen Radfahrern doch arg eng wurde. Mitunter war es recht windig und kalt, aber nichts anderes hatte ich in Skandinavien erwartet - mir war das sogar gar nicht so unrecht. Die Laufstrecke führte an zahlreichen Sehenswürdigkeiten Kopenhagens vorbei und wer bis dahin die Stadt noch nicht gesehen hatte, der bekam spätestens jetzt die Hauptstadt gezeigt. Nachdem wir auf unseren Runden ganze 8 Mal daran vorbeikamen, hätte ich mir allerdings gewünscht, dass mir die Eis- und Waffelbäcker in Nyhavn mal zur Abwechslung ein leckeres Eis in frischgebackenen Waffel aus dem Laden bringen und ich nicht nur auf die Wettkampfverpflegung angewiesen wäre. Spass beiseite: auch an dieser Strecke gab es aus meiner Sicht nichts auszusetzen.

Fazit: eine top Veranstaltung, etwas familiärer und entspannter als woanders in Mitteleuropa, Langdistanz Nr. 15 bzw. "Ironman" Nr. 9 gefinisht, eine tolle Stadt und ein schöner Urlaub – danke Dänemark!!!