28. Dezember 2010

Kein Silvesterlauf an der Bergstrasse (Update)

Dieses Jahr wollte ich nach längerer Pause endlich mal wieder beim Silvesterlauf in Heddesheim starten, doch was muss ich da heute auf der Veranstalterseite lesen:

"Aufgrund der Witterungsverhältnisse entfällt der Silvesterlauf in diesem Jahr. Nicht nur die Laufstrecke, auch die Verhältnisse im Stadion für die Zuschauer sind zu gefährlich, zumal mit weiteren Niederschlägen gerechnet werden muß.

Wir danken allen für ihr Verständnis.
"

Update: der nächstgelegene Silvesterlauf auf der anderen Seite des Rheins in Schifferstadt wurde inzwischen ebenfalls "aufgrund der Witterung abgesagt".

Schade.

22. Dezember 2010

Laufen im Schnee

"BRUTAL-WINTER! Flug- & Bahn-Chaos. Fällt Weihnachten für Millionen aus?" (BILD online), "Winter-Chaos ohne Ende" (RNZ online) - so oder so ähnlich lauten dieser Tage die Schlagzeilen in einschlägigen Medien. Bei der Schneefront letzte Woche redete man gar von einer "Schneewalze". Man könnte wirklich glauben Deutschland hätte noch nie einen Winter erlebt. Aber vermutlich werden die gleichen Medien im kommenden Sommer auch wieder von "Hitzewelle" oder "Brutalo-Sommer" schreiben. Wäre ich Chefredakteur, würde ich meinen Redakteuren als erstes beibringen entsprechende Vokabeln und Superlative aus dem Wortschatz zu streichen. Wer einen Blick in die Statistiken wirft, der wird feststellen, dass dieser Winter auch nicht dramatischer ist als andere schon dagewesene. Und als Läufer darf man schon gar nicht jammern. Das Laufen vorgestern war wiedermal ein Traum! Was gibt es beim Laufen für einen besseren Untergrund als frisch gefallenen Neuschnee? Die weisse Pracht verwandelt die wohlbekannte Hausstrecke in kürzester Zeit zu einer ganz neuen Erlebniswelt. Abstriche muss man natürlich beim Tempo machen, dafür werden andere Reize speziell an Kraft und Koordination gesetzt. Der Fuss muss sich seinen festen Boden für den Abdruck erst suchen, auf Unebenheiten reagieren und die Oberschenkelmuskulatur muss mehr arbeiten, da die Beine im Schnee automatisch höher angehoben werden. Natürlich ist dabei auch eine gewisse Vorsicht geboten, damit man sich nicht verletzt: Sehnen, Bindegewebe und Gelenke sind bei Kälte weniger gut durchblutet, so ist das Verletzungsrisiko höher als normal. Am besten läuft man auf ungeräumten Feld- oder Waldwegen, dann ist der Untergrund halbwegs eben und die Gefahr des Umknickens nicht ganz so gross wie auf freiem Feld. Achten sollte man natürlich auch auf eine passende Kleidung: nicht zu kalt, aber auch nicht zu warm. Wenn es einen beim loslaufen leicht fröstelt, ist es genau richtig - nach den ersten Minuten wird einem schon warm werden. Eine Kopfbedeckung ist auch von Vorteil, schliesslich werden 40 Prozent der Körperwärme über den Kopf abgegeben. Für den Rest des Körpers ist Funktionskleidung mit einem guten Feuchtigkeitstransport Pflicht, bei nasser Baumwollkleidung wäre eine Erkältung vorprogrammiert. Für ein gemässigtes Tempo spricht ausserdem noch das gesteigerte Erkältungsrisiko. Kalte, trockene Luft ist für Bronchien und Nebenhöhlen nicht so gut, deswegen raten Sportmediziner bei Kälte nicht so viel durch den Mund sondern mehr durch die Nase einzuatmen. In der Nase wird die eingeatmete Luft befeuchtet und vorgewärmt. Laufen wir zu schnell, kann sie diese Aufgaben nicht mehr zufriedenstellend erledigen, deshalb lieber mal bei Kälte einen Gang rausnehmen. Vom Schuhwerk her nutze ich bei tieferem Schnee gerne meine Trailschuhe. Mein Modell gibt es wahlweise mit- aber auch ohne Gore-Tex Mebran. Ich habe das ohne Membran, aber ich komme trotzdem meist mit trockenen Füssen nach Hause. Bei wenig Schnee oder Schneematsch laufe ich auch mit den normalen Trainingsschuhen. Vereiste Böden meide ich. Es gibt zwar Spikes und anderes Material, dass das Laufen bei entsprechendem Untergrund etwas einfacher machen soll. Aber länger mit solchen Hilfsmitteln zu laufen, soll nicht allzu gesund sein, deshalb spare ich mir das gleich. Wichtig ist es nach dem Laufen bei Kälte schnell in trockene Kleidung zu wechseln, da der Körper nkurz danach besonders anfällig für Erkältungen ist. Aber genug der Risiken: wie man ebenfalls immer wieder lesen kann soll Sport bei Kälte auch eine immunstimulierende Wirkung haben. Hinzu kommen die anfangs erwähnten positiven Nebeneffekte für Bänder, Muskeln und Sinnesorgane. Wer also an solchen Tagen die Kälte scheut und auf's Laufband flüchtet, der verpasst meiner Ansicht nach etwas.

10. Dezember 2010

I'm training for an Ironman

Für einen Aussenstehenden muten wir Triathleten mit unseren drei Disziplinen sicher schon manchmal etwas komisch an. Und ein paar von uns machen auch noch sowas wie einen Ironman!

Video vom Ironman in Cozumel

Und hier noch ein Video von Ironman in Mexiko.

9. Dezember 2010

Ironman Cozumel 2010

Heute muss ich etwas weiter ausholen. Im Frühjahr im Triathlontrainingscamp erzählte mir ein österreichischer Profi beiläufig von einem neuen Triathlon der Ironman-Serie in Mexiko. Sein Fazit: wer im Herbst bei einer Langdistanz starten möchte, sollte nach Mexiko, denn das ist mit Abstand der schönste Wettkampf von allen derzeit im Herbst angebotenen. Ich schaute mir den Wettkampf im Netz näher an, beschäftigte mich dann aber erstmal nicht weiter damit. Herbst 2010: mein Marathon in München steht kurz bevor und mich plagt mal wieder eine Erkältung. Erklären kann ich es mir nicht, aber ändern kann ich es auch nicht. Meine Zielzeit für den Lauf kann ich auf jeden Fall vergessen, es wäre gesundheitlich riskant beim Marathon an mein Limit zu gehen. So bin ich nur locker durchgelaufen, war danach aber auch von der erreichten Form überzeugt. Nur schade, dass ich diese Form nicht ausreizen konnte .. . Da kam mir wieder der Ironman Cozumel in Mexiko ins Gedächtnis. Das wäre schon ein Abenteuer .. so eine kurze Vorbereitungszeit hatte ich für eine Langdistanz noch nie und ich würde bis dahin vorallem wieder am Radfahren arbeiten müssen, das in der Marathonvorbereitung eher etwas kurz kam .. . Kurz überlegt, dann ging alles richtig schnell und ich war als Nachrücker für den Ironman registriert.

Die Vorbereitung lief trotz der jahreszeitlich bedingten Schwierigkeiten und anderer Termine, die mir immer wieder reinkamen, doch noch relativ gut. So ging es Mitte November zwar mit dem notwendigen Respekt vor dem Wettkampf aber doch auch mit einem gewissen Optimismus nach Cozumel.
Streckenübersicht Ironman Cozumel
Die Lokation entpuppte sich in jeder Hinsicht als ideale Wahl für den Herbsttriathlon: Schwimmen an der karibischen Küste ist ein Traum, die Radstrecke des Ironman ist absolut flach, bietet viel Natur und einen herrlichen Abschnitt direkt an der etwas wilderen Ostküste der Insel. Die Laufstrecke an der Promenade von San Miguel ist ebenfalls flach und versprach schon im Vorfeld eine tolle Stimmung. Der Urlaub „aussenrum“ kkommt auch nicht zu kurz: an den Sandstränden im Süden der Insel kann man herrlich relaxen und wer sich für Geschichte interessiert findet auf der Insel wenige, auf dem Festland sehr viele Zeugnisse der Maya. Wer möchte kann auch mal einen Tag im Ort shoppen gehen. Nebenbei bieten sich die Küsten auch als traumhaftes Schnorchel- und Tauchrevier an.
Viel Natur an der Ostküste
Meine Vorbereitungen vor Ort verliefen nach Plan. Wer so einen Strand vor der Haustür hat, der schwimmt liebend gerne und auch fast täglich. Im Gegensatz zum heimischen „Kachelnzählen“ kann man hier schon nach wenigen Schritten ins Wasser exotischen Fischschwärmen, Schildkröten, Rochen und allerhand andere Meeresbewohner beobachten; Schrochel- oder Tauchgänge als kleine Abwechslung sind auf jeden Fall auch sehr empfehlenswert. Bei den Radausfahrten ist die einzige Wahl, die man zu treffen hat, fährt man im- oder gegen den Uhrzeigersinn – die Strasse ist auf jeden Fall immer die Gleiche. Irgendwann kommt man auf der etwas über 63 Kilometer langen Runde dann an den herrlichen, karibischen Stränden im Osten vorbei, aber auch die Fahrt durch den Busch ist allemal schöner als durch irgendwelche mitteleuropäischen Stadtschluchten oder Industriegebiete. Der Verkehr beim Laufen in Hotelnähe hielt sich ebenfalls in Grenzen. Einzige Schwierigkeit bei alledem: man musste bei allen sportlichen Aktivitäten so gut es ging mit den tropischen Bedingungen zurecht kommen. Mir gelang das recht gut, zumindest fühlte ich im Gegensatz zu ein paar Trainingskameraden keine grossen Beeinträchtigungen durch Luftfeuchtigkeit und Hitze. Die Abholung der Startunterlagen, Wettkampfbesprechung und Einchecken in der ersten Wechselzone wurden von Veranstalterseite sehr professionell geregelt. Um das gleich vorwegzunehmen: auch wenn das erst die zweite Ausgabe dieses Ironman war, so war die ganze Veranstaltung sehr professionell organisiert und es gab kaum etwas auszusetzen. Die Helfer waren jederzeit hilfsbereit, aufmerksam und freundlich; da könnte sich manch anderer Veranstalter ein Scheibchen von abschneiden. Wenn es etwas zu bemängeln gibt, dann höchstens, dass das Rahmenprogramm (Wettkampfbesprechung und Awardparty) etwas lieblos runtergespult wurden. Über die Aufstockung des Feldes und die damit einhergehenden Regeländerungen (Windschattenbox von 5 Meter) kann man ebenfalls geteilter Meinung sein, zumindest griffen die anwesenden Wettkampfrichter bei grösseren Gruppen gut durch und verteilten offenbar nicht zu wenig moderate Zeitstrafen (4 Minuten). Ich für meinen Teil konnte mit der Regeländerung gut leben.

Der Wecker klingelte am Wettkampftag um 4 Uhr morgens. Mein Zimmerkamerad und ich waren zu dem Zeitpunkt allerdings schon beide wach. Durch die Zeitverschiebung machte uns das frühe Aufstehen überhaupt nichts aus, so hatten wir genügend Zeit, um die letzten Vorbereitungen zu treffen. Das Frühstücksbuffet unseres Hotels hatte für die Triathleten ebenfalls früher geöffnet und bot die bekannte Auswahl dar. Als es losgehen sollte gab es dann eine kleine Geduldsprobe: unser Bus war nicht wie verabredet erschienen, um uns an den Start zu bringen. Doch die Athleten vor dem Hotel blieben gelassen – die Ruhe und Gelassenheit der Menschen hier hatte sich offenbar schon auf die Athleten übertragen. Unser Veranstalter organisierte kurzfristig andere Fahrmöglichkeiten, so dass doch noch alle rechtzeitig zum Schwimmstart kamen – der bestellte Bus wart an diesem Morgen übrigens nicht mehr gesehen. In der Morgendämmerungen nochmal ein letzter Check des Materials in der Wechselzone, einreiben mit Sonnecreme und dann ging es an den Start – ohne Neoprenanzug, den wir aufgrund der Wassertemperaturen nicht brauchten.

Schwimmen
Der Wasserstart der Profis war um 6:40 Uhr. Unsereiner verfolgte das Ganze vom Ufer aus, denn der auf das Wasser hinausführende Steg war neben den Profis bis dahin nur einigen Presseleuten und anderen Offiziellen zugänglich. Kaum war der Start erfolgt, wurde der Rest von uns dann über den Steg hinaus auf das Wasser gescheucht. Die Hektik die jetzt von Veranstalterseite kurze Zeit herrschte erschien etwas unpassend, zumal man im Wasser noch einige Minuten verharren musste, bis schliesslich auch unser Start um 7 Uhr erfolgte.
Nördlicher Teil der Schwimmstrecke
Aus der bei Ironman-Veranstaltungen berühmtberüchtigten „Waschmaschine“ hielt ich mich weitgehend raus. Der Startbereich war aber auch breit genug, dass es zu Beginn nicht zu allzu heftigen Positionskämpfen kommen musste. Erst bei der ersten Wendeboje das übliche Gerangel, aber auch das habe ich schon schlimmer erlebt. Vielleicht waren viele von dem abgelenkt, was sich unter uns so alles abspielte. Das Wasser war trotz der vielen Schwimmer so klar, dass man gut allerhand Fische und den Meeresboden unter uns beobachten konnte. Die Sicht war so klar, dass man um einen herum die anderen Schwimmer gut erkennen konnte. Es reichte sich an Neben- oder Vorderleuten auszurichten, so musste man sich nicht allzuoft über der Wasserfläche orientieren. Zudem nervte einen nicht die sonst so unvermeitliche schwarze Gummihaut names Neoprenanzug – es war einfach herrlich! So fand ich auch sehr schnell in einen relativ guten Schwimmrhythmus, der nicht durch ständige Orientierungen oder Bojen unterbrochen werden musste. Der Wellengang war etwas stärker als noch im Mai auf Lanzarote, doch es war nicht so schlimm, dass man sich als Spielball der Wellen fühlen musste. Erst gegen Ende, als das Feld sich in die Länge gezogen hatte, musste ich mich dann doch häufiger mal neu orientieren - ein kleiner Frischwasserzufluss von der Insel versetzte uns etwas hinaus auf das Meer, so dass wir unsere Schwimmlinie dann doch häufiger korrigieren mussten. Meine Schwimmzeit vor dem Rennen einzuschätzen war schwierig, war ich doch noch nie einen Ironman im Meer ohne Neoprenanzug geschwommen. Meine Wunschzeit war unter einer Stunde, aber mir war schon klar, dass das schwierig werden würde. Als ich dann am Schwimmausstieg die Treppe zum Steg hinaufkletterte und meine Uhr eine Schwimmzeit von knapp über einer Stunde anzeigte, schwankte mein Stimmung kurz zwischen Ärger, über die verfehlte Bestzeit, und Freude über die doch recht gute Schwimmzeit. Dann überwog aber doch schnell die Genugtuung, dass die Zeit und Platzierung in Anbetracht der Umstände gar nicht so schlecht und eine gute Grundlage für eine neue persönliche Bestzeit waren.
Über den folgenden Wechsel lässt sich wenig sagen. Im Zelt hätte ich vielleicht etwas schneller sein können, aber die meiste Zeit verlor man hier sowieso durch die langen Laufwege bis zum Start der Radstrecke. Meinen Pulsgurt liess ich im Wechselbeutel, nachdem ich beim Wasserausstieg festgestellt hatte, dass das Gerät im Wasser meine Herzfrequenz verloren hatte und auch nach dem Ausstieg nicht mehr fand. Im Grunde genommen war mir das ganz recht, hatte ich mir doch bei vergangenen Wettkämpfen mit dem Gurt immer die Brust aufgescheuert. Nun musste ich mich also auf mein Gefühl verlassen und hatte nicht mehr die Kontrolle über die Herzfrequenz.

Radfahren
Das Aufsteigen auf das Rad klappte problemslos. Doch gleich zu Beginn der Radstrecke bemerkte ich dann, dass auch meine Geschwindigkeitsanzeige nicht funktionierte. Kurz vor dem Gang ins Wasser lief sie beim letzten Bike-Check noch; keine Ahnung, warum an diesem Tage diverse Funktionen meiner Uhr ihren Dienst versagten. So war ich noch mehr auf mein Gefühl angewiesen, aber darin sah ich kein grosses Problem, sondern mehr eine Chance; ich musste mich nicht zum Sklaven irgendwelcher Zahlen machen und konnte vollkommen auf meinen Körper hören. Auf dem Rad fand ich ebenfalls recht schnell in meinem Rhythmus. Ich versuchte die erste Runde nicht zu schnell anzugehen, denn 180 Kilometer sind auch flach eine weite Strecke und ich würde meine Körner bei dem hier mittags auffrischenden Wind noch brauchen. Zudem wollte ich endlich auch mal einen guten Marathon in der dritten Disziplin anschliessen. So verlief die erste Runde fast nach Wunsch. Auf der Radstrecke war der lange Strandabschnitt bei jedem Passieren ein absolutes Highlight; das konnte man auch in den Gesichtern der Teilnehmer ablesen, die in dieser Phase des Rennens neben dem Wettkampf auch einen Blick für die Umgebung hatten. Verpflegungstationen gab es ungefähr alle 10 Kilometer. Um nicht zu dehydrieren versuchte ich regelmässig zu trinken und nahm abwechselnd Wasser und Gatorade zu mir. Die gereichten Getränke mischte ich dann in meiner Lenkerflasche mit etwas verdünntem Gel aus meiner zweiten Radflasche. Die Windschattenbox hielt ich wie gewohnt weitgehend ein, nur gegen Ende der erste Runde kam ich in eine etwas grössere Gruppe, in der regelkonformes Fahren kaum noch möglich war. Nach der nächsten Verpflegung liess ich sie ziehen und setzte mein Rennen ohne Gruppe fort. Übrigens erfuhr ich nach dem Rennen, dass ein Kampfrichter wohl genau diese Gruppe wenig später gut aufmischte und einige Strafen verteilte – richtig so! Doch auch jetzt war ich nicht ganz alleine. Einige andere fuhren ein ähnliches Tempo wie ich, so sah man sich unterwegs immer wieder – mal überholte der eine, dann der andere. Allerdings versuchten fast alle in meiner Nähe weitgehend regelkonform zu fahren. Nach der Hälfte der Strecke nahm ich dann meinen Verpflegungsbeutel auf und tauschte meine zweite Flasche gegen eine neue Flasche mit verdünntem Gel. Es lief bei mir immer noch alles sehr gut. Der Wind frischte wie erwartet etwas auf, doch noch störte mich das nicht weiter. Gefühlt kam der Wind aus Osten und somit bei 2/3 der Strecke mehr oder minder von vorn. Gleichzeitig brutzelte von oben die Sonne auf dem schattenlosen Kurs immer stärker auf uns herab. Ich erreichte inzwischen zum zweiten Mal den Hauptort San Miguel. Als es in Runde 3 ging, musste ich doch etwas kämpfen und fühlte mich etwas unwohl. Ich hatte merkliche Probleme meine Geschwindigkeit zu halten und auch die Aeroposition machte mir zunehmens Probleme. An Überholern konnte ich mich ebenfalls nur noch mit Mühe (regelkonform) festbeissen, doch ich kämpfte mich weiter durch.
Karibikfeeling an der Radstrecke
Offenbar zeigte das Wetter doch langsam seine Wirkung bei mir. Der Abschnitt bis zum Meer zog sich. Der Wind nervte so langsam, konnte der nicht auch mal wieder von hinten kommen? Zwischenzeitlich hatte ich das Gefühl, mich wieder etwas zu fangen. Dann kam ich ans Meer. Den herrlichen Ausblick konnte ich kaum noch geniessen, zu sehr war ich gezeichnet vom Wettkampf. Hier kämpfte jetzt wirklich fast jeder alleine mit sich und dem Wind. Ich sehnte schon den Abschnitt durch den Busch herbei, auf dem mich der Rückenwind zur zweiten Wechselzone tragen würde. Doch dann ungefähr bei Kilometer 150 passierte es: ohne lange Vorwarnungen fand sich im nächsten Moment ein Teil meines Mageninhalts auf der Strasse wieder. Erklären konnte ich es mir nicht: war es die Hitze, die ich vielleicht doch nicht so gut verkraftete, oder doch irgendetwas an der Ernährung ..? Ich hielt jedoch nicht an, sondern fuhr weiter – bisher lief es einfach zu gut als dass ich jetzt Zeit verlieren wollte. Doch noch einige Male wiederholte sich das Spiel bis der Magen vermutlich nahezu ganz geleert war. Dann legte ich mich wieder auf den Aerolenker, um den Magen und Oberkörper ruhig zu stellen. Weitere Getränke ausser Wasser und auch meine übrigen Riegel widerstrebten mir. Ich entschloss mich nur mit Wasser bis zur (zum Glück nicht mehr ganz so weiten) zweiten Wechselzone zu fahren und mich dort etwas zu sammeln. Auf dem Rückenwindabschnitt zum Ort fand ich dann noch einen Fahrer, dessen Tempo ich halten konnte. So folgte ich ihm in sicherem Abstand: dranbleiben und nur nicht abreissen lassen, so war ich dann nicht ganz alleine mit meinem Leiden, hatte Ablenkung. Die Tatsache, dass ich einem anderen Athleten folgen konnte, baute auch wieder etwas auf. So langsam ging es mir auch besser. Kurz vor der Wechselzone schlüpfte ich wie üblich noch fahrend aus meinen Schuhen, stieg ab, griff meinen Wechselbeutel und rannte in das Zelt.

Laufen
Man kann nicht sagen, dass ich mir im Zelt Zeit liess, aber übertrieben schnell war ich auch nicht gerade. Ein Helfer cremte mich während des Umziehens mit Sonnencreme ein (das sollte leider nicht viel helfen, einen Sonnenbrand bekam ich trotzdem). Als ich dann meine Radsachen in den Beutel packen wollte, war ich irritiert: wo waren meine Radschuhe? Ich fragte einen Helfer, der gerade neben mir einen Beutel einräumte, doch der Helfer wirkte ratlos. Ich vermutete, dass die Schuhe unbeabsichtigt in den Beutel eines anderen Athleten gewandert waren, als ich gerade unaufmerksam war. Ich fragte ihn, wo denn nach dem Rennen die „Lost & Found“-Station wäre, dann lief ich los. Ich glaubte die Schuhe nie wiederzusehen. Erst nach dem Wettkampf wurde mir klar, dass ich die ja wie üblich am Rad hängen gelassen hatte .. ein weiteres Zeichen dafür wie sehr ich zu diesem Zeitpunkt „durch den Wind“ war. Die Stimmung hier im Stadtzentrum war auf jeden Fall der Hammer (und das sollte auch bis zum Ende meines Rennens so bleiben). Die Anfeuerung vom Publikum war der Wahnsinn und vor dem Einkaufzentrum spielte eine Kapelle karibische Rhythmen. Leider konnte ich das Spektakel nur zum Teil geniessen. Eigentlich wollte ich Uwe aus dem Nachbarverein einholen und mit ihm gemeinsam laufen; er hatte mit mir gewechselt und das Zelt nur kurz vor mir verlassen. Doch an Laufen war bei mir nicht zu denken – der Magen wollte nicht. So waren die ersten Kilometer eher ein Walk & Run. Ich versuchte an den zahlreichen Aid Stations Cola zu trinken. Das half tatsächlich. Nach 4-5 Kilometern konnte ich wieder so halbwegs rennen. Nicht das Tempo, das ich gerne laufen wollte, aber zumindest ging ich nicht mehr. An sonstiger Nahrung futterte ich nur noch die kleinen Salzbrezeln und gelegentlich Erdnüsse. Alles Süsse .. Gels, Powerbars oder gar Gatorade .. widerstrebte mir; einmal versuchte ich ein Gel, daraufhin musste ich mich fast wieder übergeben. Mir war klar: nur auf Cola, Wasser und Salzbrezeln kann man keinen Marathon laufen. Da es aber nicht anders ging, lief ich, und lief, und lief .. . An den Verpflegungsstationen ging ich immer ein Stück: lieber etwas langsamer unterwegs, dafür aber ausreichend mit dem was ich aufnehmen kann versorgt war meine Devise. Als ich nach ca. 14 Kilometern wieder zurück ins Stadtzentrum kam, hatte sich mein Magen beruhigt. Ich spielte mit dem Publikum und es machte mit .. und wie!!! Selbst einige Bekannte unter den Zuschauern erzählten mir nach dem Rennen wie toll die Stimmung bei meinem ersten Durchlauf gewesen war. So setzte ich meinem Lauf fort. Meine Halbmarathonzeit war ernüchternd, aber da war die lange Gehphase am Anfang und an den Verpflegungsstation enthalten, also wunderte mich das wenig. Ziel war es nun, den zweiten Teil etwas konstanter und somit schneller zu gestalten. Über dem Meer konnte man langsam die Sonne untergehen sehen. Es war wunderschön! Die Luft war nun auch nicht mehr ganz so heiss wie unter der Nachmittagssonne. Inzwischen war ich fleissig am Überholen und kam auf dem Weg zurück in Richtung Innenstadt annähernd an mein Wunschtempo heran. So rannte ich euphorisiert vielleicht etwas zu schnell durch die letzte Verpfegung vor dem Zentrum und nahm nicht ganz so viel auf wie vorher. Eigentlich dachte ich, da käme vor dem Zentrum noch eine Verpflegung. Doch auf diese wartete ich vergebens. Anstattdessen bekam ich Seitenstechen – eine eindeutige Mangelerscheinung. Wenn ich nicht schnell etwas bekommen würde, dann hätte ich ein richtige Problem. Die Seitenstechen zwangen mich schnell wieder zum Gehen. Das Zuschauerspalier wurde immer dichter, erkannten offenbar mein Leid und feuerten mich an. Ich wollte ihnen etwas zurückgeben und entsprechend weiterlaufen, aber ich war leer .. jeder Ansatz zu laufen brachte mich nur tiefer in mein Loch .. die Seitenstechen waren höllisch .. es ging nichts mehr. Irgendwann gab ich die Laufversuche auf und ging fortan etwas beschämt meinen Weg – Ziel war es nur noch irgendwie die nächste Verpflegung zu erreichen. Irgendwann kam sie dann und ich nahm was ging. Am Strassenrand sass eine ältere Frau. Ich hatte sie vorhin schon bemerkt und sie feuerte uns immer noch nun schon seit Stunden aus ihrem Stuhl an – ich bewunderte sich für ihr Durchhaltevermögen und ihren Enthusiasmus, den sie uns entgegenbrachte. Ich dankte ihr mit einem Lächeln und einem „Gracias“. Ein bisschen baute sie mich mit ihrem Eifer wieder auf. Etwas weiter sah ich meinen Zimmerkameraden Steffen ebenfalls gehen. Ich schloss zu ihm auf und unterhielt mich mit ihm. Er musste auch kämpfen – die Hitze nagte an ihm. Wir munterten uns gegenseitig auf, die Ablenkung tat gut. Wir verabschiedeten uns und ich lief weiter. Meine Seitenstechen waren zwar noch nicht ganz weg, aber es wurde besser. Dann holte ich einen anderen Teilnehmer unserer Reisegruppe ein. Auch mit ihm lief ich ungefähr einen Kilometer und lenkte mich noch etwas ab. Danach hatte ich mich entgültig gefangen und wurde umso schneller umso näher ich dem Ziel kam. Der Blick auf die Uhr war wie während des ganzen Marathon etwas deprimierend, weil es immer später wurde und ich eine Wettkampf- und Laufzeit sah, zu der ich ursprünglich schon längst im Ziel sein wollte. Zumindest konnte ich auf eine Gesamtzeit unter 12 Stunden hoffen und auch die Marathonzeit hätte schlimmer sein können. Inzwischen war es dunkel geworden. Einige Läufer hatten Lichter auf dem Kopf gespannt. Der Rest musste sich mit Strassenbeleuchtung zufrieden geben. Auf dem Weg zwischen einem Laternenschein zum nächsten konnte man kaum noch jemanden erkennen, so wurden die Gespräche zwischen den Athleten seltener. Auffällig war nur, dass sich inzwischen einige Pärchen gefunden hatten, die nun gemeinsam liefen. In Gedanken liess ich den Wettkampf Revue passieren und freute mich auf den Zieleinlauf - wie der wohl sein würde? Viel konnte ich vom Zielbereich auf meinen bisherigen Runden nicht sehen. Ob noch viel Publikum da sein würde? An der letzten Verpflegung trank ich nochmal: ich wollte nicht wieder so einen Einbruch wie in der Vorrunde erleben. Nochmal Kleidung zurecht gerückt und auf dem Laufstil geachtet, dann ging es in den Zielkanal. In mehreren Reihen stand das Publikum immer noch dicht gedrängt. Einige Zuschauer strecketen die Hände in den Innenraum. Ich liess es mir nicht nehmen, lief in Schlangenlinien von den rechten Seite zur linkten Seite und klatschte so viele Hände wie möglich ab – ein kleines Dankeschön meinerseits für die tolle Unterstützung während des ganzen Wettkampfs. Gemeinsam mit einem anderen Athleten lief ich auf die Zielrampe hinauf und dann hörten wir die magischen vier Worte: „YOU are an Ironman!

Die Zielverpflegung war sehr gut. Besonders lecker schmeckte mir die Pizza, von der ich mir nicht nur ein Stück genehmigte. Auch alles andere Organisatorische liess wenig Wünsche offen. Ich hatte zugebenermassen nach meinen Erfahrungen bei anderen Wettkämpfen mit viel mehr organisatorischen Unzulänglichkeiten gerechnet, doch hier hat man es geschafft innerhalb kurzer Zeit eine tolle und gut organisierte Veranstaltung auf der Insel zu etablieren. Da kann man nur den Hut ziehen. Verbesserungspotential gibt es immer (bspw. wäre echtes Iso anstatt dieser Gatorade-Plörre wünschenswert), aber das soll den guten Gesamteindruck nicht schmälern. Ein toller Triathlon - viva Mexico muchas gracias Cozumel!

18. November 2010

Street trials riding

Es hat zwar nichts mit Ausdauersport zu tun, aber das Sportgerät ist doch ähnlich und die Bilder sind schön anzuschauen.

14. November 2010

7000er-Marke geknackt!

Und wieder ist eine Marke geknackt! Diesmal ist die 7000-Jahreskilometer-Grenze mit dem Rad überschritten, dabei sind die Runden auf dem Spinningbike noch gar nicht mitgezählt. Dafür sind bei den Jahreskilometern sind so exquisite "Touren" wie der Ironman Lanzarote, der Dreiländergiro und meine Transalp vom Karwendel zum Monte Grappa dabei.
Wäre ich Luftlinie nach Osten gefahren, dann wäre ich kurz vor Peking, nach Süden wäre ich schon über die Grenze nach Namibia gefahren. Nach Westen hin hätte ich New York und Washington weit hinter mir gelassen und würde inzwischen durch die Kornkammer Nordamerikas radeln. Ein Radprofi würde über diese Kilometerzahl vermutlich nur müde schmunzeln, ich als Freizeitradfahrer freue mich trotzdem die Marke mal geknackt zu haben.

8. November 2010

Kraftausdauer am Königstuhl (mit Update)

Bei meiner Trainingseinheit heute hatte ich mal wieder eine "Begegnung der anderen Art". Eigentlich gar nicht so ungewöhnlich, für mich aber eine Premiere und situationsbedingt doch etwas dramatisch.

Auf dem Plan stand ein Koppeltraining: Radfahren und im Anschluss Laufen. Da die Wettervorhersage Regen angekündigt hatte und es draussen den ganzen Tag nass und kalt war, entschloss ich mich bei meiner Radrunde nicht zu weit zu fahren und mehr qualitativ zu trainieren. Hierzu fuhr ich mehrere Male Kraftausdauer auf den Königstuhl, jeweils immer über eine andere Auffahrt. Zuerst ging es von der Westseite über den Speyerer Hof und den Unteren Sankt-Nikolaus-Weg zu den Drei Eichen. Über Gauangeloch und Bammental ging es dann zur östlichen Auffahrt über Waldhilsbach durch den dichten Wald zum Kohlhof.  Durch die Bäume zogen schon bei der ersten Auffahrt leichte Nebelschwaden. Richtig hell wurde es heute sowieso nicht, dunkle Wolken legten einen grauen Schleier über die Landschaft. Als ich die zweite Auffahrt  abgeschlossen hatte, den Kohlhof und den Turm Posselslust hinter mir gelassen hatte, passierte es dann. Im rechten Augenwinkel konnte ich durch das Geäst zwei dunkle Schatten beobachten wie sie sich schnell der Strasse näherten. Ich vermutete zwei Rehe, war mir so etwas auf meinen Touren durch die Heidelberger Wälder doch schon häufiger vorgekommen. Würden sie und ich Kurs und Tempo beibehalten würde es zwangsläufig zur Kollision kommen, so bremste ich schon mal leicht an. Plötzlich tauchten vor den 2 Schatten aus einer Kuhle weitere dunkle Schatten auf und sprangen im nächsten Moment auf die Strasse. Da sah ich erst, dass es sich nicht um Rehe, sondern um ausgewachsene Wildschweine handelte. Gerade rechtzeitig kam ich noch zum Stehen. Nur wenige Meter vor mir rannten laut grunzend ca. 8-10 in einem Affentempo über die Strasse. Das laute Grunzen empfand ich in diesem Moment als Warnsignal - für mich oder den Rest der Rotte - das war mir nicht ganz klar. Zum Glück fühlten sie sich von mir offenbar nicht weiter bedroht, denn kurz darauf war die ganze Rotte hinter dem nächsten Busch auf der anderen Strassenseite verschwunden und stürmte durch das Laub unüberhörbar weiter den Berg hinunter. Hätte eines der Schweine mich anvisiert, hätte ich bei deren Geschwindigkeit sicher keine Fluchtmöglichkeit gehabt. Ein ausgewachsenes Wildschwein kann bis zu 50 km/h schnell laufen - so schnell hätte ich es sicher nicht geschafft das Rad zu wenden und in die entgegengesetzte Richtung zu flüchten. Ich machte nun schnell, dass ich weiterkam. Die letzte Auffahrt zum Königstuhl machte ich dann über die nördliche Auffahrt von der Heidelberger Altstadt aus bis hinauf auf den Königstuhl. Das sollte dann für das Radfahren heute reichen, nach ca. 2 1/2 Stunden war ich zuhause und schloss dann noch eine Laufeinheit an. Das Laufen ging überraschend gut, nach dem Kraftausdauertraining hätte ich etwas "schwerere" Beine erwartet, doch es lief sich von Beginn an sehr flüssig.

Insgesamt war das wieder eine sehr guter Trainingstag. Leider musste ich heute abend mit Bedauern lesen, dass einer der grössten Ausdauersportler unserer Zeit, Haile Gebrselassie, beim New Yorker Marathon verletzungsbedingt austeigen musste und nach dem Rennen seinen Rücktritt aus dem Profisport erklärte. Über Profisportler und ihre Leistungen besonders in Grenzbereichen kann man geteilter Meinung sein. Haile Gebrselassie ist aber auf jeden Fall durch seine positive Ausstrahlung und durch sein soziales Engagement in seinem Land eine Bereicherung für die Szene gewesen und für viele ein Vorbild. Auch wenn seine ganz grosse Zeit vielleicht schon vorbei ist, hätte ich ihm trotzdem einen besseren Abschluss seiner Karriere gewünscht. Ein grosser Sportler tritt heute ab - mein Respekt ist ihm auf jeden Fall sicher und ich wünsche ihm, dass er auch weiterhin als Privatmann ähnlich erfolgreich am Aufbau seines Landes mitarbeiten kann.

Update 15.11.2010:  Haile hat jetzt den Rücktritt von Rücktritt erklärt und wird seine Karriere doch fortsetzen. Geplant sind wohl Starts in Tokio und bei den Olympischen Spielen 2012 in London. So kann er vielleicht doch noch seiner Karriere ein krönendes oder zumindest ordentliches Ende geben und wir haben die Möglichkeit noch etwas länger diesen herausragenden Sportler auf der Marathonszene zu erleben.

21. Oktober 2010

Guerilla Running @ Heidelberg

1,609344 Kilometer sind eine Meile. Wer mal ausprobieren wie schnell er die Rennen kann, der hat jetzt die Möglichkeit dazu. Am 25. Oktober - also nächsten Montag - findet in Heidelberg die Mzungo Mile statt. Gelaufen wir auf einer meiner Hausstrecken zwischen Bismarckplatz und alter Brücke. Aber Obacht: mit Baumaschinen, Absperrungen, Verkehr und allerhand Touristen ist zu rechnen!

Zeit:  18:30 Uhr
Start: Theodor-Heuss Brücke
Ziel:  Karl-Theodor Brücke (= Alte Brücke)

Strongman-Run war gestern!

11. Oktober 2010

München Marathon 2010: lebe den Moment

Manchmal kommt es anders als man denkt, mein Herbstmarathon war wieder ein Beispiel dafür. Wie bisher berichtet lief die Vorbereitung recht gut. Mein letztes Intervalltraining am vergangenen Mittwoch fiel mir dann aber doch etwas schwerer als erwartet. Donnerstag morgen realisierte ich langsam, dass etwas nicht stimmte und ich entschied mich kurzfristig den kleinen geplanten Lauf zu streichen. Nach vielen Jahren Ausdauersport habe ich ein gewisses Feingefühl meinen Körper entwickelt. Es dauerte nicht lange, da bemerkte ich in meinem Hals ein leichtes Kratzen. Aus Vermutung wurde schnell Gewissheit und schon bald begann die Nase zu laufen - ich hatte mir eine Erkältung eingefangen. Alles weitere Training war damit hinfällig geworden: ich gehöre zu den Leuten, die bei Erkältung allzu anstrengenden Sport vermeiden. Nicht nur, dass man bei weiterem anstrengenden Sport die Krankheiten verschleppen kann, auch nimmt man damit ein viel höheres Gesundheitsrisiko in Kauf. Das Thema persönliche Bestzeit war damit für München schnell abgehakt. Lange überlegte ich mir, ob ich den Lauf überhaupt unter den gegebenen Umständen machen sollte; anreisen würde ich auf jeden Fall, denn das Hotel war gebucht und ein schönes Wochenende in München könnte man auf jeden Fall haben. Freitag und Samstag wäre ich angeschlagen wie ich war wohl nicht an den Start gegangen. Sonntag morgen war die Atmung frei, deshalb entschied ich mich zu laufen. Mein Ziel war einfach nur "Ankommen", auf Bestzeit zu laufen wäre viel zu riskant gewesen. Nachdem ich schon die Marathons in Berlin, Köln, Hamburg und Frankfurt gefinisht hatte, fehlte mir nur noch München in der Liste der 5 grössten deutschen Marathons; wenn ich den finishen würde, dann hätte ich doch auch schon ein schönes Ziel erreicht. Ausserdem wollte ich einmal durch das Marathontor in das Olympiastadion. Laufen wollte ich also „nur“ in einem Wohlfühltempo, dass mich nicht zu sehr stresste. Mir war recht unklar, was das letztendlich für eine Geschwindigkeit sein und wie die Zielzeit aussehen würde, ich vermutete etwas zwischen 3:40 und 4 Stunden.

Am Wettkampftag war herrliches Herbstwetter: die Sonne schien bei morgentlichen Temperaturen im unteren zweistelligen Bereich, Laub segelte durch die Sonnenstrahlen goldgelb und braun auf die Strasse herab. Nur das Gras des Olympiaparks war immer noch saftig grün. Vom Olympiastadion hatten wir noch etwa 1,5 Kilometer zum Start zu gehen, die Athleten sortierten sich dort in die 2 Startgruppen ein. Am Start war mir doch noch etwas mulmig: war das wirklich eine gute Entscheidung heute zu laufen? Ich fühlte mich nicht mehr krank, also war die Entscheidung gefühlsmässig richtig. Dann der Start, die ersten Schritte fielen mir leichter als gedacht. Ich versuchte meinen Rhythmus zu finden, ohne zu überzocken. Vorne entschwand so langsam der 3-Stunden-Tempomacher mit seinem roten Ballon. Ursprünglich wollte ich mich an diesen halten, nun musste ich erst schauen, welches Tempo ich laufen konnte. Mein Kilometerschnitt pendelte sich schnell bei ca. 4:30 Minuten pro Kilometer ein. Anstatt dem roten Ballon tanzte nun vor mir der gelbe Ballon für 3:15 Stunden herum. Das war wesentlich schneller als ich erwartet hatte und würde eine Zeit weit unter 4 Stunden bedeuten. Ich wollte mich aber jetzt noch nicht auf diese Zeit festlegen - die Gesundheit ging vor und ich würde einfach nach Gefühl weiterlaufen, egal was für eine Zeit rauskommen würde – „Ankommen ist alles“ mahnte mich immer wieder meine innere Stimme. Das lockere, wenig ambitionierte Laufen machte Spass. Der längere Abschnitt durch den Englischen Garten wirkte auf mich fast mehr wie ein Lauftreff im Park und nicht wie ein Wettkampf. Bei der Halkbmarathonmarke fühlte ich mich noch deutlich besser als 1 Jahr zuvor in Frankfurt, von Müdigkeit noch keine Spur. Etwas später Kilometer nahm ich dann doch kurzzeitig etwas raus, weil ich das Gefühl hatte, es könnte für meinen Gesundheitszustand vielleicht doch etwas schnell sein. Kurz darauf fühlte ich mich aber schon wieder besser und ich lief wieder im ursprünglichen Tempo. Schon weit jenseits der 30-Kilometer-Marke fühlte ich mich immer noch relativ gut und zog an anderen Läufern vorbei. Immer mehr Leute blieben gezeichnet vom Wettkampf am Rand der Strecke stehen oder gingen. Mir kam es fast vor als würde ich fliegen; mein Laufstil erschien mir immer noch locker. Ungefähr bei Kilometer 35 fand ich eine Begleiterin mit der ich die nächsten Kilometer gemeinsam laufen sollte. So langsam wurde es warm und es kam dann auch die Zeit, zu der einem die Strecke zwischen den einzelnen Verpflegungsstellen etwas länger als am Anfang vorkam. Meine Laufpartnerin und ich wechselten wenig Worte, doch wenn einer mal an den Verpfelgungsstellen oder unterwegs zu sehr trödelte, kamen gleich aufmunternde Worte vom anderen - das war einer dieser Momente, die diesen Sport so spannend machen: jeder kämpft seinen eigenen Kampf, doch wenn es einem nicht so gut geht, dann sind andere da, die einem weiterhelfen. Einige Male zeigte meine Laufpartnerin schwache Momente, bei denen es schien als würde sie gleich stehenbleiben. Doch sie zeigte Willen und vielleicht auch angetrieben von mir, kämpfte sie sich immer wieder heran. Ungefähr bei Kilometer 39 machte ich den Fehler, dass ich einen der Streckenposten fragte, ob noch eine Verpflegungsstation käme - in der Mittagshitze hätten wir beide vor dem Zieleinlauf doch noch gerne mal etwas gehabt. Als Antwort kam ein überzeugendes "nein, leider nicht". Diese Antwort entsprach nicht dem was wir erwartet hatten und es zog uns beide mental etwas runter. Erst sie, dann als sie sich gerade wieder aufraffte mich. Mein Wille war gebrochen und und ich sagte mir, dass doch ich sowieso schon viel besser war als ich noch am Start gehofft hatte. So liess ich mich etwas hängen und als meine Laufpartnerin es gerade nicht bemerkte, verringerte ich mein Tempo. Als dann doch noch eine Verpflegung kam, war mein mentales Loch zwar überstanden, doch meine Laufpartnerin hätte ich nur noch mit grosser Anstrengung wieder einholen können, was ich auch jetzt auf den letzten Kilometern nicht mehr wagen wollte. So legte ich den letzten Abschnitt alleine zurück. Etwa 1500 Meter vor dem Ziel schallte aus den Lautsprechern die gerade aktuelle Single von Christina Stürmer. Eine gute Songwahl, der Text passte, es war als für sie das Lied gerade nur für mich singen:

".. Wir laufen durch die Straßen 
in einer bewegten Welt
und jeden Tag seh'n wir aufs neue
Es ist jede Sekunde die zählt
Atme ganz tief ein
Wir leben den Moment
mitten drin im Leben
und die Endorphine spiel'n verrückt 
Das mitten im Moment
dafür alles geben,
uns hält nichts mehr zurück...

Die Wege waren nun gesäumt von Publikum. Neben uns tauchte das Olympiastadion auf. Unser Weg führte uns noch etwas aussen herum. Vor dem Marathontor wartete nochmal eine grössere Menschenmenge, dann ging es hinein in das Stadion. Im Tor war eine Lichtanlage aufgebaut und Musik dröhnte aus den Lautsprechern. In der Luft lag Nebel, schemenhaft konnte ich Photographen auf der Seite erkennen. Dann ging es raus auf die Laufbahn in das Stadionrund. Ich suchte meine beiden treuen Begleiter, doch es waren zu viele Menschen – teilweise bis auf die oberen Ränge - es war schwer hier jemanden zu finden. Also genoss ich die einzigartrige Runde im Stadionrund: ich freute mich, dass ich es bis hierher trotz der gesundheitlichen Probleme geschafft hatte. Und dann auch noch mit einer Zeit von 3:18 Stunden, ohne mich gross zu verausgaben – manch einer wäre froh, wenn er diese Zeit überhaupt mal erreichen würde! Vielleicht war es ganz gut so wie es gekommen ist. Lieber ein schöner Lauf mit Spass, als bis zum Äussersten angestrengt und dann das Ziel doch um wenige Sekunden verfehlt zu haben. Auf jeden Fall war das ein Lauf, an den ich gerne zurückdenken werde.

3. Oktober 2010

Woche 5 der Marathonvorbereitung: letzter Feinschliff

Der Renntag naht. In der vergangenen Woche habe ich wie geplant die Trainingsumfänge heruntergefahren. Dafür war das Tempo im Schnitt höher als in den Vorwochen; Wochenziel war es, sich an das geplante Wettkampftempo zu gewöhnen. Während der kürzeren Einheiten gelang mir das recht gut. Die langen Läufe in der bisherigen Vorbereitung waren konditionell ebenfalls kein Problem. Aber ob ich das Tempo und die längere Distanz im Wettkampf in Einklang bringen und auch halten kann, da bin ich mir noch nicht so sicher. Aber eine Unsicherheit gehört immer dazu, schliesslich sind wir keine Maschinen. Und letztendlich ist der Lauf dieses Mal mit "nur" 6 Wochen spezifischer Laufvorbereitung auch sowas wie ein Experiment. Die Motivation stimmt auf jeden Fall: die Form ist annähernd so wie ich es gehofft habe, von gesundheitlichen Problemen blieb ich bisher verschont und ich freue mich einfach auf diesen für mich neuen Lauf - was will man mehr? Hoffen wir das es bis nächsten Sonntag so bleibt. In Summe sind nochmal 69 Wochenlaufkilometer zusammen gekommen. Interessant war dabei vorallem der Lauf gestern abend, als ich mangels Zeit den Tag über meinen Trainingslauf nahe der Mitternachtsstunde absolvierte. So manch ein Samstagabend-Ausflügler schaute da doch etwas verdutzt, als ich an ihm vorbeiflitzte.

1. Oktober 2010

Tyrannei des Augenblicks

Gerade vor Saisonhöhenpunkten richtet sich die eigene Aufmerksamkeit immer wieder verstärkt auf die richtige Ernährung und das richtige Gewicht. „Das richtige Gewicht“ ist relativ: manch einer probiert vorher nochmal verschiedene Diäten aus und hungert sich so auf ein Minimalgewicht herunter. Oder man versucht die körpereigenen Speicher zu einem idealen Verhältnis zu bringen (bspw. bei der Saltindiät – wer mehr darüber lesen möchte, dem sei die Lektüre von Greif empfohlen). Auch ich habe in dem Bereich schon so manches Experiment gemacht, doch Mensch wäre nicht Mensch, wenn er nicht aus Fehlern lernen würde. So bedeuten die richtige Ernährung und das richtige Gewicht für mich aktuell: gesund und ausgewogen ernähren (Obst und Gemüse) sowie das Gewicht durch weitgehenden Verzicht auf süsse Leckereien etwas zu verringern. Das ist auch viel einfacher umzusetzen als sich neben dem Trainingsplan noch um einen weiteren ausgeklügelten Ernährungsplan zu kümmern. Nur dumm, wenn das Umfeld da manchmal nicht mitspielt. Wenn man in so einer Phase beispielsweise häufig bei Anlässen oder Essen ist, wo die Verführung gross ist (Höchststrafe ist vermutlich ein Wettkampf ein Heiligabend – das gibt es!), wenn in den Wochen zuvor noch unzählige Weihnachtsfeiern zu bewältigen sind. Aber auch mir machen es die Kollegen aktuell nicht gerade einfach. Von dem übrig gebliebenen Geld unseres letzten Abteilungsausflugs wurden ein paar Haribo Snackboxen gekauft, bei denen sich jeder Kollege bedienen kann. Als ob das für mich in der Phase meiner süssen Askese nicht schon Strafe genug wäre, so stehen diese Boxen auch noch auf meinem Nachbartisch. Mein Versuch gestern eine der Boxen an einem anderen Platz zu platzieren ist nach kurzem gescheitert: manche Kollegen fühlten sich durch die exponierte neue Position der Boxen so sehr verführt, so dass die Weingummis inzwischen wieder an ihrem altem Platz stehen. Der preußische Geschichtsschreiber und Hofrat Friedrich Förster (1792 - 1868) sagte mal: "Aszese ist der Kampf gegen die Tyrannei des Augenblicks". Wie recht er doch hatte! Ich komme auch noch zu meinem Spass auch wenn die Boxen in einer Woche vielleicht schon leer sind. Wenn ich beim Marathon Spass habe und im Ziel mit einer ordentlichen Zeit einlaufe, dann hat sich das alles gelohnt!

26. September 2010

Woche 4 der Marathonvorbereitung: noch 2 Wochen

Die Woche war noch eine kleine Steigerung bei den Laufumfängen geplant. Nachdem es zwischendurch doch etwas mühsam ging, habe ich wieder 2 Schwimmeinheiten eingebaut (6100 Meter). Gesamt wurden es dann aber immer noch 89 Wochenkilometer; mehr als 2 Marathons - eine Entfernung an Luftlinie weit über Frankfurt oder Stuttgart hinaus. Mancheiner läuft das an einem Tag, aber seltener in dem Tempo.
In den nächsten zwei Wochen gehen die Umfänge wieder runter, damit ich für den Marathon fit bin. Jetzt habe ich das schon unzählige Male durchgespielt, aber das richtige Rezept für diese "Taperingphase" fehlt mir immer noch. Vielleicht habe ich es ja auch schon gefunden, aber diese Wochen so kurz vor dem Wettkampf sind immer von einer gewissen Unsicherheit begleitet. Deshalb muss man immer ganz besonders aufpassen, dass man sich nicht spontan zu Fehlern bei der Ernährung oder auch im Training hinreissen lässt. Diesmal ist es vielleicht einfacher, weil ich ohne ehrgeizige Zielvorgaben den Marathon doch etwas entspannter angehen kann.

19. September 2010

Woche 3 der Marathonvorbereitung: Halbzeit

Die Hälfte meines Marathonplans ist geschafft. Wie letztes Jahr habe ich als kleinen Leistungstest den langen 33 Kilometerlauf heute zum Kraichgaulauf nach Sinsheim-Rohrbach verlegt. Über den Sinn eines solchen profilierten Laufs in der Vorbereitung auf einen flachen Marathon kann man sicher streiten. Für mich ist dieser Lauf nach wie vor einer der schönsten Läufe, die ich kenne. Und die 33-Kilometer-Strecke eignet sich hervorragend für einen langen Lauf mit Verpflegung und sogar unter Wettkampfbedingungen.
HF-Kurve und Profil beim Kraichgaulauf
Der Lauf ist für mich alle mal motivierender als bspw. der flache aber relativ uninteressante Halbmarathon im Rahmen des Baden-Marathon in Karlsruhe, den ich auch einmal gemacht habe. Ich baue den Lauf im Kraichgau auch gerne als eine Art Fahrtspiel-Training im Bereich der anaeroben Schwelle in meine Trainingspläne ein - das absolviere ich eben nur im Rahmen eines Wettkampfs. Im Gegensatz zum Vorjahr, wo ich noch etwas mehr Zeit bis zum Marathon hatte, hielt ich mich heute mit dem Tempo etwas zurück und liess mich auch nicht auf irgendwelche Positionskämpfe ein. Trotzdem war ich nur wenig langsamer als damals, das lässt hoffen. Vorallem fühlte ich mich im Ziel noch deutlich frischer. Nach nur 3 Wochen gezielter Marathonvorbereitung scheine ich auf einem ähnlichen Niveau wie vergangenes Jahr nach wesentlich mehr Vorbereitungszeit angekommen zu sein. Demnach war der Test für mich erfolgreich. Die Woche lief was das Lauftraining anging insgesamt sowieso relativ rund: es gab endlich mal keine grösseren Wehwehchen, die Beine haben sich offenbar an die Laufbewegungen gewöhnt. Gesamtumfang diese Woche: 83 Kilometer (mit einigen Höhenmetern), dazu noch wenig Schwimmen als Ausgleich.

13. September 2010

Videos vom Transalpine-Run 2010

Eigentlich wollte ich letzte Woche ja durch die Alpen laufen, doch leider hat sich kein passender Laufpartner - geplant war eigentlich eine Laufpartnerin - gefunden. Vielleicht habe ich für 2011 ja mehr Erfolg. Dafür waren einige andere Bekannte wie unser Vereinslauftrainer Mario, mein MTB-Transalp-Guide 2008 Rainer und Astrid, die ich beim Allgäu-Ultratrail kennengelernt habe, beim Transalpine-Run 2010 dabei. Alle sind sie mit sehr guten Endergebnissen im letzten Etappenort Sexten in den Dolomiten angekommen. Aber was bedeuten da schon Ergebnisse? Wer das Rennen schafft, hat schon mit seinem Finish den höchsten Respekt verdient! Die Video-Zusammenfassungen gibt es hier.

12. September 2010

Woche 2 der Marathonvorbereitung: langsam geht es aufwärts

Die zweite Woche der Marathonvorbereitung ist geschafft. Den geplanten Trainingsumfang konnte ich leider nicht umsetzen. Dienstag ging es erstmals seit Monaten wieder auf die Bahn. Schon beim vierten 2000-Meter-Intervall merkte ich wie meine Wade langsam zu machte. Nach dem fünften Intervall brach ich ab und trabte langsam heim. An der Ernährung ist dieser Tage wenig auszusetzen, deshalb liegt die Vermutung nahe, dass die Probleme ursächlich mit den doch relativ schnell gesteigerten, höheren Laufumfängen zusammenhängen. Die Regenerationsmassnahmen im Anschluss an meine Bahneinheit brachten nur temporär Besserung. Schon beim nächsten Dauerlauf am Donnerstag machten sich die Waden wieder bemerkbar. Anstatt das Training wie geplant fortzusetzen, wechselte ich an den Folgetagen die Disziplin und trainierte auf dem Rad. Es ärgerte mich zwar schon das ich meinen langen Lauf als Schlüsseleinheit für diese Woche nicht machen konnte, dafür war ich heute beim Laufen schmerzfrei. Von daher bin ich rückblickend mit der Entscheidung 2 Tage in den Sattel zu wechseln ganz zufrieden. Auch zeigt das Training im Vergleich zur Vorwoche langsam Wirkung. Gefühlt sind die Bewegungsabläufe flüssiger und die Läufe nun weniger anstrengend. So stehen als Wochenergebnis 59 Laufkilometer sowie als Ergänzung 136 Kilometer auf dem Rad zu buche.

6. September 2010

Beginn der Marathonvorbereitung

Die Sommerpause ist vorbei. Inzwischen habe ich auch ein Zwischenziel für den Herbst in Form eines Marathons im Oktober definiert. "Zwischenziel" deswegen, weil danach vermutlich noch eine längere Distanz kommt. Für's erste wird aber erstmal für den Herbstmarathon trainiert. Mein Trainingsplan steht. In der vergangenen Woche musste ich noch mit Anfangsschwierigkeiten kämpfen. Neben den Problemen mit den Schuhen war das auch ganz schön Muskelkater. Trotzdem sind 43 Laufkilometer zusammengekommen. Die fehlenden Laufeinheiten habe ich durch ein Touren mit dem Rad ersetzt, um meine Muskeln und Bänder nicht gleich in Woche 1 zu überfordern. Die konditionellen Grundlagen sind zum Glück schon da, so kann ich - sobald sich der Körper wieder an die Laufbewegung gewöhnt hat - mit dem spezifischen Maratontraining einsteigen. Im Vergleich zu den Vorjahren habe ich dieses Mal in meinen Plan mehr Alternativtraining - Schwimmen, Radfahren oder Stabi - eingebaut. Das reine Marathontraining der vergangenen Jahre empfand ich körperlich vorallem gegen Ende doch recht belastend. Mental ist es sicher auch einfacher mal ab und zu etwas anderes zu machen.

1. September 2010

Wiedereinstieg ist schwer

Nach dem Triathlon in Antwerpen habe ich erstmal eine sportliche Auszeit genommen und keine weiteren Wettkämpfe mehr bestritten. Ich war zugegebenerweise nach all den Wettkämpfen etwas müde und brauchte auch mental eine Auszeit, um wieder neue Motivation zu sammeln. Ausserdem wollte ich meinem einem Fuss ebenfalls eine Pause gönnen, weil ich immer noch zeitweise meine Sehnenverletzung aus dem Winter spürte. Sport also nur noch nach Lust und Laune. So war ich im August fast nur noch Radfahren, auch wenn das Wetter mal nicht ganz so gut war. Kurz vor meinem Urlaub schnürte ich zum ersten Mal wieder die Laufschuhe und begann mit für mich eher kürzeren Laufeinheiten über 25-30 Minuten. Manch einer mag es kaum glauben, aber diese ersten Läufe haben sich richtig anstrengend angefühlt! Die Bewegung war fast schon ungewohnt, die Muskulatur musste sich erst wieder darauf einstellen. Ausserdem lief ich für die lange Laufpause eigentlich viel zu schnell mit einem Schnitt zwischen 4 und 5 Minuten pro Kilometer. Aber das ist ja nicht der erste Wiedereinstieg den ich mache, so kenne ich diese Anfangsschwierigkeiten. Wenn man in das Laufen erstmal wieder eine gewisse Regelmässigkeit bekommen hat, dann fallen einem sogar längere Läufe wieder leichter und man schafft es zudem besser sein Tempo unterwegs zu kontrollieren. Anfang dieser Woche habe ich mich dann an meinen ersten Lauf über einer Stunde gewagt, konditionell lief das schon wieder ganz gut, wenngleich ich wieder etwas zu schnell war. Dafür hatte ich ein anderes Problem, von dem ich ansonsten weitgehend weitgehend verschont bleibe  .. ich hatte mir mal wieder Blasen gelaufen. Nicht eine, nicht zwei, gleich 5!

Blasen sind ein Schutzmechanismus des Körpers und entstehen im Sport meist dann, wenn Strümpfe und Haut im Schuh aneinander reiben. Durch die Blasen wird das Gewebe dann wie von einem Ballon geschützt. Schon komisch: in andere Schuhe des gleichen Herstellers kann ich fast barfuss reinschlupfen und losrennen, aber bei diesem Paar Schuhe habe ich seit dem Kauf Probleme. Dabei habe ich schon mehrfach die Schnürung korrigiert und die Einlagen ausgetauscht - eine gute Passform und Fussbettung sind das A und O, um Blasen zu vermeiden. Trocken sind Schuhe und Füsse vor dem Lauf auch jedes Mal und Falten haben die Strümpfe bei mir in der Regel auch nicht. Als Vorbeugemassnahme könnte ich die Füsse vorher noch mit Vaseline, Melkfett oder Hautöl einreiben, aber wieso sollte ich, wenn es in anderen Schuhen auch ohne geht? Gleiches gilt für Blasenpflaster. Vielleicht probiere ich es nochmal mit den Schuhen, aber ich vermute so langsam, dass ich dieses Paar als Fehlkauf aussortieren muss. Ärgerlich ist ausserdem, dass die Blasen nun eine schnellere Intensivierung des Lauftrainings behindern, da ich inzwischen doch wieder eine Marathondistanz im Herbst anvisiere.

29. August 2010

Sommerwetter 2010

Nach einer Woche Erholungsurlaub an der Nordsee habe ich mich heute mal wieder auf den Rennradsattel geschwungen, um eine Runde im Odenwald zu drehen. Spass hat die Tour schon gemacht und am Ende sind es zwar nicht ganz 100 km geworden, allerdings hatte die Tour so schon über 1000 Höhenmeter - war also nicht ganz ohne. Doch eine Sache muss ich mal loswerden: das Wetter nervt!!!! Wann wird es denn endlich mal wieder schön - nicht nur für ein paar Minuten oder Stunden - sondern auch für eine längere Zeit? Das der Winter lang und streng war, kann vorkommen. Dass das Frühjahrstrainingslager auf Lanzarote zur Hälfte ins Wasser fiel, habe ich mal unter Pech abgehakt. Und auch die Regentage im Frühjahr sind jetzt noch nicht ungewöhnlich. Der Juli hat dann endlich mal etwas Sommer gebracht. Doch nach nicht mal einem Monat war es dann schon vorbei; seither gab es keine längere Schönwetterperiode mehr. Ich will schwer hoffen, dass September und Oktober wieder etwas besser werden, bevor uns vielleicht wieder so ein Winter erwartet. Heute habe ich irgendwann aufgehört zu zählen wie oft ich unterwegs in Regenschauer kam. Ich bin ja wirklich kein Schönwetterfahrer, aber Petrus könnte uns nach all den Wetterkapriolen ruhig mal einen schönen Spätsommer gönnen. Die Freibäder haben mit erheblichen Einbrüchen bei den Besucherzahlen zu kämpfen. Und heute konnte man auf der Tour überall noch die Spuren der letzten Unwetter erkennen. Es reicht jetzt echt! Regen ist ja mal gut. Aber zu viel muss es dann doch nicht sein.

18. August 2010

Sonntägliche Radtour im Ländle

Am Wochenende haben uns unsere Wege zu einer RTF in den Schwarzwald geführt. Wir hatten in Magstadt die Auswahl unter sage und schreibe 5 unterschiedlichen Distanzen (234/ 154/ 111/ 78/ 43 km), die längste Strecke passenderweise mit dem Namen Nordschwarzwald-Radmarathon. Wir entschieden uns aufgrund des eher schlechten Wetters, der längeren Anfahrt und der zur Verfügung stehenden Zeit für die 154 Kilometer. Leider sind die Highlights, Dobel und Kaltenbronner Wand, nur auf der Marathonstrecke dabei.  Bei der Kaltenbronner Wand handelt es sich um die Westrampe bis zur Passhöhe Schwarzmiss - im Mittelteil mit bis zu 16% Steigung -, sie ist sicher einer der spektakulärsten Anstiege im Nordschwarzwald und wurde 2005 sogar von der Tour de France befahren. Aber wir hatten auch so schon über 2000 Höhenmeter zu überwinden. Die Strecke war schön gewählt, ist sehr gut ausgeschildert und der Verkehr auf den zu befahrenden Strassen hielt sich in Grenzen. Organisatorisch machte der Veranstalter seine Sache recht gut. Die Positionierung der Verpflegungsstellen war etwas ungleichmässig, dafür war die Ausstattung derer sehr gut. Mit Ausnahme von Tee, den meine Mitfahrer schmerzlich vermisste; waren alle möglichen Kaltgetränke in ausreichender Menge zu bekommen. Im Gegensatz zu anderen RTFs war auch das Essensbuffet sehr reichhaltig, was wir vermutlich dem Radmarathon zu verdanken hatten. Ungewöhnlich war allerdings, dass man für sämtliche Speisen zahlen sollte – sogar für die gereichten Bananen. Wenigstens hier hätten wir erwartet, dass diese wie bei jeder anderen RTF im Startgeld inklusive wären, da das Startgeld keineswegs niedriger als bei anderen RTFs ist. So blieb am Ende doch nur ein gespaltener Eindruck was die Organisation anging: viel Licht, aber die Basics jeder anderen RTF, Tee und Obst, zu bezahlen geht eigentlich gar nicht. Zumindest das Wetter war besser als man nach der Wettervorsage erwarten konnte, nur ab und zu nieselte es mal leicht. So wurde es insgesamt ein gelungener RTF-Sonntag auf für uns neuer Strecke.

14. August 2010

TrailTransalp Karwendel - Monte Grappa

Im Juli ging es wieder mit dem MTB auf Alpencross. Diesmal führte uns die Route vom Karwendel über Zillertaler Alpen, Belluner Dolomiten an den Monte Grappa. Ausgeschrieben war die Tour vom Veranstalter als "TrailTransalp" und die Bezeichung war Programm: mit zahlreichen anspruchsvollen Singletrails. Gemäss Singletrail-Skala war die Tour mit S2 ausgeschrieben, tatsächlich waren aber auch einige S3-Trails dabei. Wer die beschriebene "sehr gute Kondition und absolute Bikebeherrschung" also nicht hatte, der musste ab und zu auch mal schieben oder sogar tragen. Als Belohnung erwarteten einen auf der Route dafür traumhafte Bergpanoramen auf den hochalpinen Übergängen.

1. Etappe Seefeld – Schwaz
Karwendel
Los ging es in Seefeld. Nach einigen Kilometern entlang der Bahnlinie geht es durch das Karwendeltal zu Karwendelhaus und Hochalmsattel. Auf der ersten Abfahrt zum kleinen Ahornboden war ich teils auf groben Schotter noch etwas unsicher - wer den Grossteil des Jahres nur Rennrad fährt, der muss sich nicht wundert, wenn die Sicherheit auf unwegsamen. und lockerem Grund nicht von Beginn an da ist. Im Anschluss folgte dann der Aufstieg zur Falkenhütte. Unser Guide war recht aufmerksam und hatte meine Unsicherheit auf der Abfahrt bemerkt. Er baute beim nächsten Hüttenstopp Bremse und Schaltung an meinem Lenker dahingehend um, dass er Schalthebel und Bremsgriff gerade vertauschte. Tatsächlich ging es mit der leicht verändertern Griffposition im Anschluss besser.  Einige der anderen Teilnehmer nutzen die Pause für eine regionale Zwischenstärkung: Kaspressknödl. Zwar nicht gerade kalorienarm (u.a. aus Bergkäse und Kartoffeln) zeigte der Snack trotzdem seine Wirung und gestärkt folgte dann der zweite Teil mit weiterem Auf und Ab bis zu unserem Etappenziel in Schwaz.
Für eine erste Etappe war der Tag mit mehreren kleineren Anstiegen schon relativ anstrengend ,was allerdings auch am Gruppentempo hängen konnte. Das sollte sich zum Glück an den Folgetagen etwas normalisieren.

2. Etappe Schwaz - Mayrhofen
War der Vortag gekennzeichnet durch einen häufigen Wechsel zwischen Auf- und Abfahrten, so gab es heute auf dem Weg nach Mayrhofen mit dem Sidanjoch (2127m) nur einen grösseren Berg zu erklimmen. Bergauf wurde es mitunter so steil, dass schieben angesagt war. Dafür ging es dann auf relativ flüssigen Trails, Wald- oder Forstwegen gen Tal. Die Gruppe hatte sich inzwischen gefunden. Jeder einzelne Teilnehmer fuhr sich so langsam ein, gewann gerade auf den Abfahrten an Sicherheit und wusste wo es für ihn an welcher Position am besten zu fahren war. So stieg auch bei mir langsam der Spassfaktor, während ich am Vortag durch das vorgelegte Tempo und den Schwierigkeitsgrad der Wege doch noch etwas genervt war. Nur beim abschliessenden "Höllenritt" nach Mayrhofen hinunter zog ich es dann ab und zu doch wieder vor freiwillig zu schieben (im Netz findet man zu dem benannten MTB-Downhill zahlreiche Berichte und sogar Videos).  Unter Bikern ist der Trail bekannt, Schilder weisen den Abschnitt ausdrücklich als MTB-Strecke aus, auf dem nicht gewandert werden sollte. Unseren Zielort Mayrhofen fand ich persönlich etwas abschreckend. Unsere Herberge war in Ordnung, aber den ursprünglichen Charme eines Bergdorfes sucht man hier vergeblich. Anstattdessen reihen sich an der Hauptstrasse Partylocations und Shops aneinander.

3.Etappe Mayerhofen – Ahrntal
Am 3ten Tag stand nur ein einziger Berg zwischen uns und unserem nächsten Etappenziel. Der sollte es aber in sich haben. Unser Guide gab uns deshalb die Möglichkeit die erste Teilstrecke mit dem Bus zu fahren - keiner wollte. Wir sattelten also unsere zweirädrigen Rösser und los ging es. Durch den Zillergrund kletterten wir bis zu unserer ersten Station am Gasthof Bärenbad weitgehend auf Asphalt langsam bergauf. Zu beiden Seiten stürzten kleine Wasserfälle von den Bergen hinab und speisten den neben uns rauschenden Bach . An den Berghängen zogen sich Nadelbäume bis in die oberen Lagen empor, während unten im Tal die Küche auf ihren sattgründen Weiden grasten. Hier mit dem Bus einfach nur kurz durchzufahren wäre viel zu schade gewesen, so bereute auch keiner seine Entscheidung vom Morgen. Von Müdigkeit oder Kraftlosigkeit war (noch) keine Spur, so hatten wir sogar die Kraft zwischendurch einen steckengebliebenen Campingbus aus Morast und Gestrüpp am Strassenrand zu befreien. Nach dem Stopp am Gasthof wurde es dann etwas anstrengender: zwischen grasenden Kuherden hindurch ging es auf steiler werdenden Schotterstraßen bis zu einer kleinen, einsamen Alm. Hier war Endstation was das Fahren anging. Vor uns wartete ein endloses Felsenmeer, das es zu durchqueren galt. Nur selten wurde das Meer an Steinblöcken von kurzen Wiesen unterbrochen. Von nun an hiess es also tragen - tragen nicht nur des Rucksacks sondern auch des Bikes auf den Schultern bis zum Hundskehljoch hinauf. Zu Beginn empfand man das Tragen noch gar nicht so schlimm. Aber mit zunehmender Dauer schmerzten bei mir besonders Rücken und Ellbogen, mit denen ich immer wieder versuchte das Rad auf meinem Schultern in der richtigen Position zu stabilisieren. Dazu musste man noch aufpassen, wo man hintrat und wo der Weg weiter ging. Rund 2 Stunden dauerte das Martyrium bis wir endlich oben waren. Tröpfchenweise trudelte einer nach dem anderen hier ein, fertig waren alle mehr oder weniger. Ansonsten waren wir alleine: Wanderer verirren sich kaum in diese Ecke, da es hier oben auch keine Herberge gibt, in die man nach dem kräftezehrenden Antieg einkehren könnte. So manch einer aus unserer Gruppe würde den heutigen Anstieg auch erst noch am folgenden Tag wirklich zu spüren bekommen .. . Die Abfahrt war dann für technisch versierte Biker sicher ein Schmauss, für einige Mitglieder der Gruppe wie auch mich galt es allerdings gleich wieder zu schieben, weil der grösste Teil des diesseitigen Weges durch das Felsenmeer zu anspruchsvoll war (Level S3). Erst weiter unten bei den Almen konnte die ganze Gruppe wieder aufsitzen und weiterfahren.
Man kann sicher schon rauslesen, dass dies nicht "meine Etappe" war. Aber auch ich sollte auf den nächsten Tagen noch meinen Spass bekommen.

4. Etappe Ahrntal – Plätzwiese
Am vierten Tag stand die bis zu diesem Zeitpunkt längste Etappe mit Bergankunft im Naturpark Fanes auf dem Programm. Auf Schotterwegen und einem alten Militärpfad kurbelten wir langsam in die Höhe. Die Steigungsprozente waren so schon nicht ohne - so früh am Morgen wirkten sie aber nochmal etwas heftiger.
Hochalmen unter der Ochsenlenke
Über Almen und ein kleines Schneefeld erreichten wir dann den höchsten Punkt der Tour: der Ochsenlenke auf 2614 Metern. Von hier oben hatte man an diesem Tag einen herrlichen Rundumblick. Die Luft war relativ klar und wir konnten gut erkennen, wo uns die Wege noch hinführen würden.
In einer schnellen Abfahrt zum grossen Teil über Schotterstrassen ging es hinab nach Sand in Taufers und im Anschluss auf Radwegen gen Bruneck. Die Sonne brannte auf uns herab und das Tempo auf dem mehr oder minder flachen Abschnitt war ähnlich hoch wie am ersten Tag. In Bruneck gönnten wir uns eine Mittagspause bevor es in ähnlichem Tempo weiter durch das Pustertal ging. Es war kein Wunder, dass sich auf diesem einfacheren Abschnitt hauptsächlich die sonst eher Rennrad Fahrenden in der Gruppe vorne fanden und das Tempo machten. - unser Guide hat das schon vorhergesehen Hinten dann langsam zeigten die ersten Teilnehmer Ermüdungserscheinungen - vermutlich auch durch die anstrengende Etappe vom Vortag. Das Wasser ging in der sengenden Mittagshitze ausserdem schneller zur Neige als gewohnt und manch einer hatte seine Vorräte früh aufgebraucht. So kam  uns allen eine weitere Kaffeepause ganz gelegen.
Zum Abschluss der Etappe ging es hoch zur Hütte auf der Plätzwiese (ital. Prato Piazza). Die auf ca. 2000 Metern gelegene Plätzwiese im Naturpark Fanes-Senes-Prags ist ein Hochplateau in den Dolomiten, das umgeben ist von den Bergmassiven Hohe Gaisl, Drei Zinnen, Tofana und Monte Cristallo. Auch ich war inzwischen müde, rollte als einer der letzten los und versuchte zu Beginn des Anstiegs eher gemütlich aber konstant zu kurbeln. Der Weg war nicht zu verfehlen, so konnte jeder sein Wohlfühltempo fahren und musste sich nicht mehr an das Gruppentempo richten. Vor mir waren 2/3 der Gruppe. Nach und nach passierte ich dann doch die einzelnen Leute. Irgendwann fand ich mich dann doch wieder an der Spitze der Gruppe wieder. Obwohl wir alle den Tag über schon hart arbeiten mussten, entwickelte sich dann in der Spitzengruppe doch sowas wie ein Ausscheidungsfahren zur Bergankunft. Schon irgendwie bekloppt nach so einem langen Tag, aber es machte Spass. In Unkenntnis der verbleibenden Strecke lies ich dann aber ca. einen Kilometer vor dem Ziel von meinem letzten Begleiter abreissen, schliesslich sollten noch ein paar weitere harte Tage folgen und ich wollte nicht bei so einer Raserei meine letzten Körner lassen (in solchen Situation kommt dann doch die Vorsicht des Langdistanzler wieder durch). Die Aussicht oben auf die umliegenden Bergmassive war wieder beeindruckend. Bei unserem leckeren Abendessen draussen vor der Hütte  konnten wir sie noch einige Zeit geniessen, bevor es dann langsam dunkel wurde.

5. Etappe Plätzwiese – Alleghe
Die Nacht über hatte ich in der Gruppenunterkunft recht schlecht geschlafen - sei es wegen der Höhe oder auch wegen den Schnarchgeräuschen. Die Auswirkungen merkte ich leider erst beim losfahren - Kopfschmerzen! Jeder kleine Stein, jede Stufe hämmerte in meinen Kopf. Kopfschmerztabletten waren unterwegs natürlich Fehlanzeige. Zu allem Überdruss hatte ich nach kurzem Downhill schon meinen ersten Platten - zum Glück auch meinen einzigen auf der ganzen Tour. Der war mit der tatkräftigen Hilfe unseres Guides Bernie schnell behoben und dann ging es weiter. Weiter unten kamen wir auf dem "Bahnweg" - einer alten Eisenbahntrasse - nach Cortina di Ampezzo (u.a. Austragungsort der Olympischen Winterspiele 1956). Die Cappuccinopause im Ort hätte besser nicht besser liegen können, mein Kopf hatte etwas Zeit sich zu erholen. Danach wurde es heftig .. heftig steil! Die Schotterstrasse führte uns bis hinauf zur Hütte Croda die Lago.
Mittagspause an der Croda Die Lago
Normale Autos konnten hier kaum mehr hochfahren, hier brauchte man schon einen Jeep. Nach der Mittagspause ging es dann auf einem weniger steilen Trail hinüber zur Forcolla Ambrizzola (2227m) ebenfalls mit einem traumhaften Rundblick. An einem der höchsten Berge der Dolomiten entlang, dem Monte Pelmo, führte uns der Weg auf holprigen Pfaden und später einem Stück Strasse zum Staulanza Pass. Nach kurzer Cafépause in dem unfreundlichen Café am Pass folgte der letzte Aufstieg zum nicht mehr ganz so hohen Col die Baldi. Ab hier ging es dann auf flüssigen aber auch steilen Trails nur noch bergab zum nächsten Etappenziel am Lago di Alleghe. Das Kopfweh war inzwischen besser geworden, trotzdem fühlte ich mich noch nicht wieder ganz so fit. So kam es, dass ich in einem steinigen Trail kurz vor unserem Ziel etwas die Kontrolle verlor was den einzigen unfreiwilligen Abgang der Tour zur Folge hatte. Ausser ein paar kleinen Schrammen passierte aber zum Glück nichts weiter. Das war nicht so ganz mein Tag, aber letztendlich schaffte ich es dann doch gut ins Ziel.

6. Etappe Alleghe – Feltre
In Alleghe ging es morgens früh los, denn der Wetterdienst hatte wieder hohe Temperaturen angekündigt und die erste Hälfte unserer Strecke führte grösstenteils über schattenfreie Strassen. Aus der Region Trentino-Südtirol fuhren wir immer weiter nach Venetien hinein was man nicht nur an der sich verändernden Achitektur erkennen konnte - kam man vorher mit Deutsch noch halbwegs durch, so wurde hier durchweg italienisch gesprochen. Der erste Teil des Tages verlief soweit dann recht unspektakulär. Die Sonne brannte mit fortschreitender Stunde immer unerbärmlicher auf uns hinab und zu allem Überdruss für manchen Teilnehmer nahmen die Steigungsprozente auch immer mehr zu. Nach dem Mittagessen ging es dann hinauf zu den Hochalmen am Passo d'Alvis. Eigentlich ist der Weg hinauf noch fahrbar doch in der sengenden Mittagshitze entschlossen sich einige von uns abschnittsweise lieber zu schieben. Auf den Almen angekommen bot sich uns nochmal ein herrliches Bergpanorama. Die Berge rundherum sind nicht mehr ganz so kalkweiss wie man es noch weiter nördlich vorfindet; hier gibt es schon deutlich mehr grün. Auf der Alm tollten ein paar Maultiere herum. Die letzten Meter zum Pass hinauf durften wir dann unser Bike wahlweise wieder schultern oder schieben. Die Belohnung für den Aufstieg folgte dann auf der anderen Seite: ein kilometerlanger Downhill wie man ihn nur selten findet. Der obere Teil ist etwas heikel: der schmale Weg ist zwar grösstenteils fahrbar und nicht steil .. aber der Hang ist es! Man muss keine Höhenangst haben, um hier sehr vorsichtig zu werden. Neben uns fiel der Hang unvermindert in die Tiefe. Für einen versierten Biker ist der Weg sicher kein Problem, wer nicht ganz so sicher ist, der sollte hier besser an einigen Stellen schieben und insbesondere in den Kurven aufpassen. Erst ab dem nächsten Plateau wird es dann für alle wieder etwas einfacher zu fahren. So kamen wir dann irgendwann hinunter zum Lago della Stua. Von hier war es nicht mehr weit nach Feltre. Den Ort kannte ich bisher nicht. Mit seinen über 20.000 Einwohnern ist er allerdings gar nicht mehr so klein wie man denken mag. Und insbesondere die historische Altstadt mit Häusern aus der Renaissance und ihren sehenswerten Sgraffitoverzierungen ist absolut sehenswert; sie erinnert schon sehr stark an Venedig. Auch das Klima war an diesem Tage schon sehr mediteran. Auf den Strassen war am heutigen Tage ein Fest. Überall waren kleine Attraktionen aufgebaut und besonders die Kinder hatten auch zu später Stunde noch ihren Spass.

7. Etappe Feltre - Bassano del Grappa
Die letzte Etappe bestand nur noch aus der Überquerung eines Berges: des Monte Grappa (1775m). Dieser massive Gebirgsstock bildet den letzten Gipfel der Alpen vor der venezianischen Tiefebene. In den drei Piaveschlachten im ersten Weltkrieg kamen auf dem Monte Grappa und den umliegenden Bergen tausende Soldaten aus Italien und Österreich-Ungarn ums Leben. Die Spuren von damals sind heute noch allgegenwärtig. Überall findet man in den Fels gehauene Schützenlöcher, Gräben und Hänge mit Golfballmustern aus flachen Trichtern. Die Wege, auf denen man sich bewegt, sind meist nichts anderes als historische Militärpisten und Maultierpfade. Auf dem Gipfel errichtete man in den 1930er Jahren unübersehbar ein monumentales Denkmal für die Gefallenen. Das Santuario aus dem feinsten Carraramarmor hat ein Ausmaß von gut 500 Metern.
Mailtierpfade am Monte Grappa
Die Auffahrt von Norden zum Rifugio Bocchette ist durchgehend asphaltiert. Bis Chiesa Nuova ist es noch keine allzu grosse Herausforderung. Kurz dahinter erwartete uns dann aber die "Mutter aller Rampen" mit abschnittsweise 25% Steigung. So manch einer hätte sich hier zwischendurch vermutlich einen Beissring als weiteren Halt auf dem Lenker gewünscht. Natürlich war es auch heute wieder sehr heiss. So verwundert es nicht sehr, dass die Getränkevorräte manches Teilnehmers bis zum Rifugio nahezu aufgebraucht waren. Im Gegensatz zu unseren vorherigen Abschnitten sollten wir hier die wenigen Brunnen an dem Berg auch nicht zum Auffüllen der Trinkflaschen nutzen, das Wasser hier ist wohl eher schlecht. Hinter dem Refugio ging es dann auf den erwähnten Militärpisten weiter. Nach zwei Stopps am Denkmal und dem Gipfelbistro ging es dann wieder bergab zum Zielort. Eigentlich findet man rund um den Monte Grappa sehr gute Trails; ich selbst bin schon auf einer früheren Transalp einen tollen und flüssigen Trail hinuntergefahren. Heute probierten wir aber einen anderen Weg. Leider funktionierte das nicht ganz und nach mehreren Versuchen den richtigen Pfad wieder zu finden, gaben wir etwas entnervt auf und rollten mit den Rennradfahrern dann die Fahrstrasse hinunter.

Zurück bleibt auf jeden Fall ein schöner Gesamteindruck. Wir hatten ingesamt viel Glück mit dem Wetter. Die Strecke war sehenswert und so mancher Trail war wieder ein Erlebnis. Interessant war auch dieses Jahr wieder zu beobachten wie die Fahrsicherheit in unwegsamen Gelände von Tag zu Tag zunimmt. Ein Freerider oder Downhiller werde ich sicher nie, aber wenn die Wege auch wirklich fahrbar im Sinne des S2-Level sind, kann auch ich meinen Spass haben.

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