22. Dezember 2010

Laufen im Schnee

"BRUTAL-WINTER! Flug- & Bahn-Chaos. Fällt Weihnachten für Millionen aus?" (BILD online), "Winter-Chaos ohne Ende" (RNZ online) - so oder so ähnlich lauten dieser Tage die Schlagzeilen in einschlägigen Medien. Bei der Schneefront letzte Woche redete man gar von einer "Schneewalze". Man könnte wirklich glauben Deutschland hätte noch nie einen Winter erlebt. Aber vermutlich werden die gleichen Medien im kommenden Sommer auch wieder von "Hitzewelle" oder "Brutalo-Sommer" schreiben. Wäre ich Chefredakteur, würde ich meinen Redakteuren als erstes beibringen entsprechende Vokabeln und Superlative aus dem Wortschatz zu streichen. Wer einen Blick in die Statistiken wirft, der wird feststellen, dass dieser Winter auch nicht dramatischer ist als andere schon dagewesene. Und als Läufer darf man schon gar nicht jammern. Das Laufen vorgestern war wiedermal ein Traum! Was gibt es beim Laufen für einen besseren Untergrund als frisch gefallenen Neuschnee? Die weisse Pracht verwandelt die wohlbekannte Hausstrecke in kürzester Zeit zu einer ganz neuen Erlebniswelt. Abstriche muss man natürlich beim Tempo machen, dafür werden andere Reize speziell an Kraft und Koordination gesetzt. Der Fuss muss sich seinen festen Boden für den Abdruck erst suchen, auf Unebenheiten reagieren und die Oberschenkelmuskulatur muss mehr arbeiten, da die Beine im Schnee automatisch höher angehoben werden. Natürlich ist dabei auch eine gewisse Vorsicht geboten, damit man sich nicht verletzt: Sehnen, Bindegewebe und Gelenke sind bei Kälte weniger gut durchblutet, so ist das Verletzungsrisiko höher als normal. Am besten läuft man auf ungeräumten Feld- oder Waldwegen, dann ist der Untergrund halbwegs eben und die Gefahr des Umknickens nicht ganz so gross wie auf freiem Feld. Achten sollte man natürlich auch auf eine passende Kleidung: nicht zu kalt, aber auch nicht zu warm. Wenn es einen beim loslaufen leicht fröstelt, ist es genau richtig - nach den ersten Minuten wird einem schon warm werden. Eine Kopfbedeckung ist auch von Vorteil, schliesslich werden 40 Prozent der Körperwärme über den Kopf abgegeben. Für den Rest des Körpers ist Funktionskleidung mit einem guten Feuchtigkeitstransport Pflicht, bei nasser Baumwollkleidung wäre eine Erkältung vorprogrammiert. Für ein gemässigtes Tempo spricht ausserdem noch das gesteigerte Erkältungsrisiko. Kalte, trockene Luft ist für Bronchien und Nebenhöhlen nicht so gut, deswegen raten Sportmediziner bei Kälte nicht so viel durch den Mund sondern mehr durch die Nase einzuatmen. In der Nase wird die eingeatmete Luft befeuchtet und vorgewärmt. Laufen wir zu schnell, kann sie diese Aufgaben nicht mehr zufriedenstellend erledigen, deshalb lieber mal bei Kälte einen Gang rausnehmen. Vom Schuhwerk her nutze ich bei tieferem Schnee gerne meine Trailschuhe. Mein Modell gibt es wahlweise mit- aber auch ohne Gore-Tex Mebran. Ich habe das ohne Membran, aber ich komme trotzdem meist mit trockenen Füssen nach Hause. Bei wenig Schnee oder Schneematsch laufe ich auch mit den normalen Trainingsschuhen. Vereiste Böden meide ich. Es gibt zwar Spikes und anderes Material, dass das Laufen bei entsprechendem Untergrund etwas einfacher machen soll. Aber länger mit solchen Hilfsmitteln zu laufen, soll nicht allzu gesund sein, deshalb spare ich mir das gleich. Wichtig ist es nach dem Laufen bei Kälte schnell in trockene Kleidung zu wechseln, da der Körper nkurz danach besonders anfällig für Erkältungen ist. Aber genug der Risiken: wie man ebenfalls immer wieder lesen kann soll Sport bei Kälte auch eine immunstimulierende Wirkung haben. Hinzu kommen die anfangs erwähnten positiven Nebeneffekte für Bänder, Muskeln und Sinnesorgane. Wer also an solchen Tagen die Kälte scheut und auf's Laufband flüchtet, der verpasst meiner Ansicht nach etwas.

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