12. Juli 2012

Rückkehr ins fränkische Seenland

Nach den Triathlons in Obernai und Kraichgau stand am vergangenen Wochenende mein grosser Triathlon-Saisonabschluss auf dem Programm. Es zog mich wiedermal zu meinem Lieblingstriathlon ins Triathlonmekka zum Challenge Roth. Es war im Vorfeld mal wieder sehr schwierig eine Unterkunft zu finden. Zum Glück konnte mir das Tourismusamt helfen und so war ich dank eines freundlichen Ferienwohnungsbetreibers zu meinem nunmehr siebten Besuch im Frankenland (sechte Wettkampfteilnahme, da ich 2002 nicht starten konnte) der Triathlonmetropole so nah wie noch nie zuvor. Die kurze Entfernung zu allen Strecken und Einrichtungen des Wettkampfs waren sehr angenehm und unzerrten den Stress am Vorwettkampftag im Vergleich zu meinen letzten Starts. Trotzdem kam ich am Vorabend des Starts etwas zu spät zum Schlafen.

Am Wettkampfmorgen war ich nicht ganz ausgeschlafen. Aber auch kein Wunder, wenn man um sonntags um halb 4 Uhr nachts aufsteht. Am Startbereich angekommen stelle sich wieder das besondere Kribbeln ein. Aus den Lautsprechern tönte dramatische Filmmusik, während sich die Wechselzone langsam füllte und die Athleten ihre Räder vorbereiteten. So langsam begann dann auch Sprecher, stellte die Athleten und Zuschauer auf den bevorstehenden Wettkampf ein. Um 6:30 Uhr erfolgte dann der Schwimmstart der Profis. Während Athleten der späteren Startwellen am Zaun dem Treiben im Wasser zuschauten, zog ich schon meinen Neoprenanzug an. So richtig bereit fühlte ich mich für den Start noch nicht - vielleicht fehlte einfach der morgendliche Kaffee oder eben ein kleines bisschen Schlaf. Als ich dann um kurz nach 7 selbst ins Wasser stieg wollte ich das Beste daraus machen. Leider positionierte ich mich ungeschickt und kam nach dem Startschuss voll in die "Waschmaschine" hinein, bekam Schläge ab und eine leichte Atemnot stellte sich bei mir ein. Ich musste an den Rand schwimmen, um wieder in Ruhe zu kommen und mein eigenes Tempo aufnehmen zu können. Ich nahm die Verfolgung rollte meine Gruppe nun von hinten auf. Ich kam relativ gut durch und nach ein paar hundert Metern kamen schon die langsamsten Schwimmer der Gruppe vor uns in Sicht. Leider habe ich zu keiner Zeit mal ein paar Beine gefunden, an die ich mich dranhängen und etwas Kräfte sparen konnte. Mit zunehmender Dauer wurden meine Arme immer schwerer. Irgendwann kamen wir auf der Gegenseite am Schwimmausstieg vorbei, doch ein bisschen war noch zu schwimmen. Das Stück zog sich länger als ich dachte. Bevor ich dann endlich zum Ausstieg kam, erhöhte ich nochmal meine Schlagfrequenz, um mich gleich gut auf Wechsel und Radfahren einzustellen. Leider hatte ich beim Ausstieg meine Schwimmzeit nicht. Offenbar hatte ich beim Start meine Uhr nicht richtig gestartet. Aber von so einer Kleinigkeit wollte ich mich nicht verrückt machen lassen. Mir war aber schon klar: eine Bestzeit war das nicht, dafür hatte ich kurz nach dem Start zu viel Zeit verloren.

Der erste Wechsel verlief besser als noch im Kraichgau. Nun folgte mit dem Radfahren meine Problemdisziplin. Der Wind war heftig, so hatte ich das in Roth noch nie erlebt! Man musste eigentlich die ganze Zeit auf dem Auflieger fahren und konnte nicht hoch gehen, weil man dann gleich im Wind hing. Zu diesem Zeitpunkt kam mir vielleicht etwas meine Erfahrung aus Lanzarote entgegen - ich hatte den Eindruck mit dem Wind besser zurecht zu kommen als andere. Meinen inzwischen gestarteten Tacho beachtete ich nur gelegentlich, aber ich versuchte das Tempo soweit möglich konstant über 30 km/h zu halten. Auf den Anstiegen fehlte mir etwas der Druck auf dem Pedal, doch das war vielleicht gar nicht so schlecht, so musste ich relativ konstant die Hügel erklimmen. Noch im Kraichgau war ich die Hügel noch wie verrückt hochgedonnert, diesmal musste ich zwangsläufig ruhiger fahren, weil es eben bergauf nicht schneller ging. Auf den Abfahrten war ich dafür diesmal der Überholende - bisher eine Schwäche von mir, aber ich hatte vor allem an meiner Kurventechnik gearbeitet. Normalerweise kommt auf Runde 2 dann bei mir zwischen km 120 oder 140 ein kleines Tief. Diesmal hatte nur das Wetter ein Tief und es tröpfelte etwas. Doch es blieb bei einem kurzen Niesel. Selbst die Rampe am Kalvarienberg kam ich noch ordentlich hoch – gefühlt fast besser als in Runde 1. Ich kann mich noch gut erinnern, wie ich hier beim letzten Start schon vor Erschöpfung fast Sternchen gesehen habe. Der Wind liess heute nie so richtig nach und gefühlt kam er meist von vorne oder von der Seite. Ich versuchte unbeeindruckt zu bleiben und spulte mein Programm ab. Auf den letzten Kilometern zum Ziel hin bin ich dann bewusst defensiv gefahren auch hier nochmal versucht eine höhere Frequenz zu treten, um die Beine für das Laufen wieder zu lockern. 

Der zweite Wechsel war dann eine kleine Katastrophe. Meine Beine waren nass und ich kam nicht in die Kompressionsstrümpfe hinein. Es dauerte eine gefühlte Ewigkeit. Als ich es dann endlich geschafft hatte, stürmte ich zügig auf die Laufstrecke und lief mit einem Schnitt um die 5 Min/km runter zum Kanal. Allerdings hatte ich auch schon im Gefühl, dass das nicht lange gut gehen würde. Inzwischen war es relativ warm geworden und der Wind war weiterhin omnipräsent. Nach der zweiten Kanalüberquerung läuft man eine kleine Rampe über ca. 250m auf den Deich rauf. Bis dahin war ich noch recht gut gekommen, wobei es mir immer schwerer fiel das Tempo aufrecht zu erhalten. Diese kleine Rampe hasse ich: hier leide ich jedes Mal!!! Auch dieses Mal sollte es mir nicht anders ergehen. Ich entschloss mich hinauf zu gehen und dann wieder weiter zu laufen. Doch Problem war, dass ich danach nicht mehr richtig in Tritt kam. Dann hatte ich noch ein kleines Verpfleungsproblem. Ich hatte versucht die ganze Zeit kein Cola zu trinken, weil ich damit schon einige Male Schwierigkeiten hatte. Doch an der Verpflegung hinter der kleinen Rampe griff ich mir dann einen vermeintlichen Iso-Becher, in dem Cola drin war. Trotzdem hinuntergestürzt – Hauptsache Flüssigkeit, denn ich hatte Durst. Es wurde trotzdem immer schlimmer: Durst, Hitze und Wind, leichte Krampfneigung, Seitenstechen, Magenprobleme .. dann noch ein unfreiwilliger Besuch auf dem Dixie .. . Ich hatte nicht den Eindruck, dass die Probleme an meiner Verpflegung lagen, darauf hatte ich wirklich geachtet. Ich glaube auch nicht, dass ich auf dem Rad zu schnell gefahren war - ein niedrigeres Tempo hätte es nicht einfacher gemacht. Aber der Wind hatte mich vielleicht einfach zu viele Körner gekostet. Irgendwann war es dann nur noch ein Wechselspiel zwischen Wandern und Laufschritt. So liess ich das Ziel einfach auf mich zukommen. Wie ich sehen konnte, erging es vielen anderen am heutigen Tag ähnlich Die letzten Kilometer lief ich mehr im Trance. Als es vom Kanal hoch nach Roth ging, wusste ich, dass ich es geschafft hatte - meine Lebensgeister kamen aber nur langsam wieder zurück. Irgendwann kam ich im Stadion an. Ich war so sehr mit mir selbst beschäftigt, dass ich von dem Drumherum nicht mehr viel mitbekam. Selbst meine Zeit interessierte mich nicht, ich nahm sie erst später auf der Urkunde wahr. Im Verpflegungszelt legte ich mir erstmal hin, machte meine Augen zu und liess das Ganze sacken, bevor ich mich am reichlichen Buffet versorgen konnte.

Trotz der Tortur am Ende und den vielen kleinen Problemen, die ich hatte, bleibt auch diese Teilnahme in positiver Erinnerung. Danken kann ich dafür nur der tollen Anfeuerung des Rother Publikums und dem unermütlichen Einsatz der Rother Helfer! Die Fahrt durch die Menschenmassen den Solarer Berg hoch ist auch nach so vielen Jahren immer wieder der Wahnsinn! Ich kenne keinen anderen Wettkampf mit so vielen kleinen und grossen Momenten, daran hat sich auch zu meiner nunmehr 6. Teilnahme nichts geändert. Challenge Roth - we are triathlon!

Keine Kommentare: