24. August 2009

Schöne Herausforderung im Allgäu

Als ich die Ausschreibung und Internetseite des Allgäu-Panorama-Ultra-Trail sah, war ich gleich begeistert - genauso so einen Lauf wollte ich schon lange mal machen. Als dann knapp 1 Woche vor dem Lauf klar war, dass ich starten konnte, war die Anmeldung schnell draussen.

Der Lauf führt zu Beginn von Sonthofen im Allgäu kurz an der Iller entlang. Dann geht er westlich über die Hörnergipfelgruppe in Richtung des Kleinwalsertals. Die Bodenbeschaffenheit reicht von Strassen, über Schotterwegeund satte, grünen Wiesen bis zu schmalen Trails und glitschigen Bohlen - trailtaugliche Schuhe, mit denen man nicht auf jeder Wurzel und jedem Stein ausrutscht, sind also sehr zu empfehlen! Auf dem Rückweg aus dem Kleinwalsertal bieten sich einem unterhalb des Rubihorns dann schöne Ausblicken in Richtung Fischen und der vorher überquerten Hörnerkette. Man läuft am Freibergsee mit seiner Schanze vorbei und kommt schliesslich nach Oberstdorf. Von hier sind es nur noch 21 Kilometer bis ins Ziel - 21 sehr harte Kilometer! In teilweise recht steilen Pfaden geht es auf das "Dach des Ultra-Trail": den 1712 Meter hohen Sonnenkopf. Hier bietet sich den Athleten ein herrlicher Rundumblick auf die umliegenden Gipfel und Täler. Hinter dem Gipfel geht es dann meist auf Schotterwegen zurück in Richtung Sonthofen. Kurz vor Sonthofen läuft man noch einmal sehr schön am Schwarzenbach entlang und erst wenn man aus dem Wald heraus kommt, kann man das Ziel schon in wenigen hundert Metern sehen.

Leider musste ich in der Woche vor dem Lauf noch mit muskulären Problemen kämpfen, die wohl nach längerer Laufpause aus dem Wiedereinstieg in das Lauftraining resultierten. Doch pünktlich zum Wettkampftag waren sie zum Glück überstanden und konditionell hatte ich trotz der Pause auch keine grossen Bedenken, brachte ich doch eine gute Basis aus dem Triathlon-Training und auch vom Radfahren der letzten Wochen mit. Etwas unschlüssig war ich lediglich wegen des mitzunehmenden Materials. Welche Schuhe? Trinkrucksack oder eher Flaschengürtel? Ärmelloses Hemd oder doch normales Laufshirt? Im Startblock morgens um 6 Uhr konnte man sehen, dass es zu diesen Materialfragen sehr unterschiedliche Antworten gab und teils auch recht individuelle Lösungen gab. Ich nahm auf jeden Fall noch eine Kompaktkamera mit, um ein paar Erinnerungsphotos zu machen - die Wettervorhersage versprach einen tollen Sommertag und Ambitionen hatte ich aufgrund der suboptimalen Vorbereitung sowieso nicht. So früh am Morgen konnte man das gute Wetter allerdings bestenfalls erahnen, ein dunkler Schleier lag noch über dem Tal.

Die ersten 2,5 Kilometer entlang der Iller verliefen noch recht flach. In Anbetracht dessen, was noch auf das Feld wartete, war es hier schon recht zügig unterwegs. Ich ging mit, wunderte mich aber doch etwas über den guten Schnitt. Nach einer Kurve führte der Weg dann in Richtung Hüttenberg bergauf. Das Feld zog sich sogleich in die Länge und arbeitete sich so langsam nach oben. Als wir nach einer kurzen Waldpassage wieder ins Freie kamen, boten sich einem tolle Ausblicke. Hinter den Berggipfeln im Osten lugte die Sonne hervor und tauchte das Land in ein schönes Morgenlicht, im Tal lag noch eine dichte Wolkendecke, die erst im Laufe des Tages verschwinden sollte. Kurze Zeit später überquerten wir eine grössere Weidefläche. Einige Kühe fühlten sich offenbar animiert und liefen eine längere Strecke bis zum Ende des Weidezauns mit uns mit. Die Herde verabschiedete uns mit lauten Glockengeläut auf unseren weiteren Weg. Bis Kilometer 11 war ich auf den Wurzelpfaden und Trails leider schon 2 mal leicht gestürzt, meine Schuhe boten offensichtlich auf diesem Untergrund kaum Halt. Ich ärgerte mich, dass ich sie vorher nicht mehr auf den heimischen Trails getestet hatte. Aber wegen meiner Muskelprobleme war es besser gewesen vor dem Wettkampf nicht mehr laufen zu gehen. So lief ich fortan etwas vorsichtiger und liess schnellere Läufer lieber passieren als mich von ihnen hetzen zu lassen. Überhaupt bieten sich einem unterwegs immer wieder so tolle Ausblicke, da wäre es fast zu schade mit Tunnelblick einfach durchzurennen. Immer wieder wechselten sich einfachere Wege, auf denen man die Landschaft besser geniessen konnte, und konzentriert zu laufende Trails ab. Am Weiherskopf kamen wir zur Gabelung zwischen Marathonstrecke und Ultra-Trail, mir taten an dieser Stelle die Marathonis fast leid, die diese tolle Berglandschaft hier wieder ins Tal verlassen mussten, um dort zurück nach Sandhofen zu laufen. Am Hörnlepass kam mit den glitschigen Bohlen noch eine neue "Bodenvariante" hinzu - mit meinen Schuhen leider sehr schlecht zu laufen so landete ich wieder mit beiden Beinen je ein mal tief im Schlamm. Der Veranstalter hatte wohlweislich am folgenden Gasthof eine Station eingerichtet, bei der man die Schuhe wechseln konnte. Ich hatte die Situation etwas falsch eingeschätzt und konnte von dieser Möglichkeit die Schuhe zu wechseln leider keinen Gebrauch machen. Die nächsten Kilometer ging es aber wieder harmloser durch das Kleinwalsertal hindurch, bevor Wanderwege wieder nach oben führten und es auch wieder gen Norden in Richtung Oberstdorf ging. Am Hang entlang bot sich einem immer wieder ein tolles Panorama. Vor dem Freibergsee tauchte das Läuferfeld wieder in den Wald ein und wurde erst am Fusse des Berges wieder aus diesem ausgespuckt. Eine kurze Flachpassage führte dann in Richtung, bevor wir im Innenraum der Erdinger Skisprungarena einliefen - ein Sprecher kündigte die Läufer an, nachdem unsere Namen und Nummern vorher von den Streckenposten durchgegeben wurden. Nach einer kurzen Stärkung ging es auf die letzten 21 Kilometer. Doch wer dachte, das würde jetzt schnell gehen, der hatte sich getäuscht - beinhalteten diese 21 Kilometer doch nochmal rund 1000 Höhenmeter und besonders die letzte Passage hoch zum Gipfel Sonnenkopf forderte von einigen das Letzte. Konditionell fühlte ich mich noch in Ordnung, aber meine Beine machten immer mehr zu. Bänder, Waden oder Oberschenkel - immer wieder spürte ich einen anderen Teil. Auf den sehr schwierigen und langsamen Passagen kam ich allerdings auch wieder mehr mit anderen Läufern ins Gespräch und konnte mich so von diesen Zipperlein etwas ablenken und kam letztendlich überglücklich an. Oben fühlte ich mich wie ein Bergsteiger und liess mich von ein paar Wanderern am Gipfelkreuz photographieren. Dann ging es wieder bergab - nun wieder alleine, so machte sich die Belastung mehr bemerkbar. Sich auf den letzten holprigen Abschnitten zu konzentrieren fiel mir echt schwer. Ich musste an den Spruch denken ".. soweit die Füsse tragen" und dachte mir "wie weit sie mich wohl noch tragen würden". Ich begegnete zum Glück wieder dem ein oder anderen bekannten Gesicht, kam mit ihnen ins Gespräch und wurde so wieder etwas abgelenkt. Doch erst am Schwarzenbach fand ich zirka 2 Kilometer vor dem Ziel wieder zu mir und auch zu einem halbwegs ordentlich Laufstil zurück. Und als ich das Ziel mit dem Photographen sah, war ich schon wieder zu Scherzen aufgelegt.

Rückblickend betrachtet muss ich sagen hat dieser Lauf alle meine Erwartungen - besonders was die Strecke angeht - voll erfüllt. Die Organisation war sehr professionell und die Helfer sehr motiviert. Ich selbst hatte doch einiges länger gebraucht, als ich es mir vorher ausgerechnet hatte; einige der Gründe dafür habe ich oben ja schon beschrieben. Trotzdem war ich mit dem Erreichen des Ziels sehr zufrieden. Die Vergleiche der anderen erfahrenen Läufer zu anderen Läufen ("Der Swiss Alpin in Davos ist ein Kindergeburtstag oder eine Autobahn dagegen") und auch meine eigenen Vergleichsmöglichkeiten machten mich schon ein bisschen stolz ob dem blossen Erreichen des Ziels.

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