8. November 2010

Kraftausdauer am Königstuhl (mit Update)

Bei meiner Trainingseinheit heute hatte ich mal wieder eine "Begegnung der anderen Art". Eigentlich gar nicht so ungewöhnlich, für mich aber eine Premiere und situationsbedingt doch etwas dramatisch.

Auf dem Plan stand ein Koppeltraining: Radfahren und im Anschluss Laufen. Da die Wettervorhersage Regen angekündigt hatte und es draussen den ganzen Tag nass und kalt war, entschloss ich mich bei meiner Radrunde nicht zu weit zu fahren und mehr qualitativ zu trainieren. Hierzu fuhr ich mehrere Male Kraftausdauer auf den Königstuhl, jeweils immer über eine andere Auffahrt. Zuerst ging es von der Westseite über den Speyerer Hof und den Unteren Sankt-Nikolaus-Weg zu den Drei Eichen. Über Gauangeloch und Bammental ging es dann zur östlichen Auffahrt über Waldhilsbach durch den dichten Wald zum Kohlhof.  Durch die Bäume zogen schon bei der ersten Auffahrt leichte Nebelschwaden. Richtig hell wurde es heute sowieso nicht, dunkle Wolken legten einen grauen Schleier über die Landschaft. Als ich die zweite Auffahrt  abgeschlossen hatte, den Kohlhof und den Turm Posselslust hinter mir gelassen hatte, passierte es dann. Im rechten Augenwinkel konnte ich durch das Geäst zwei dunkle Schatten beobachten wie sie sich schnell der Strasse näherten. Ich vermutete zwei Rehe, war mir so etwas auf meinen Touren durch die Heidelberger Wälder doch schon häufiger vorgekommen. Würden sie und ich Kurs und Tempo beibehalten würde es zwangsläufig zur Kollision kommen, so bremste ich schon mal leicht an. Plötzlich tauchten vor den 2 Schatten aus einer Kuhle weitere dunkle Schatten auf und sprangen im nächsten Moment auf die Strasse. Da sah ich erst, dass es sich nicht um Rehe, sondern um ausgewachsene Wildschweine handelte. Gerade rechtzeitig kam ich noch zum Stehen. Nur wenige Meter vor mir rannten laut grunzend ca. 8-10 in einem Affentempo über die Strasse. Das laute Grunzen empfand ich in diesem Moment als Warnsignal - für mich oder den Rest der Rotte - das war mir nicht ganz klar. Zum Glück fühlten sie sich von mir offenbar nicht weiter bedroht, denn kurz darauf war die ganze Rotte hinter dem nächsten Busch auf der anderen Strassenseite verschwunden und stürmte durch das Laub unüberhörbar weiter den Berg hinunter. Hätte eines der Schweine mich anvisiert, hätte ich bei deren Geschwindigkeit sicher keine Fluchtmöglichkeit gehabt. Ein ausgewachsenes Wildschwein kann bis zu 50 km/h schnell laufen - so schnell hätte ich es sicher nicht geschafft das Rad zu wenden und in die entgegengesetzte Richtung zu flüchten. Ich machte nun schnell, dass ich weiterkam. Die letzte Auffahrt zum Königstuhl machte ich dann über die nördliche Auffahrt von der Heidelberger Altstadt aus bis hinauf auf den Königstuhl. Das sollte dann für das Radfahren heute reichen, nach ca. 2 1/2 Stunden war ich zuhause und schloss dann noch eine Laufeinheit an. Das Laufen ging überraschend gut, nach dem Kraftausdauertraining hätte ich etwas "schwerere" Beine erwartet, doch es lief sich von Beginn an sehr flüssig.

Insgesamt war das wieder eine sehr guter Trainingstag. Leider musste ich heute abend mit Bedauern lesen, dass einer der grössten Ausdauersportler unserer Zeit, Haile Gebrselassie, beim New Yorker Marathon verletzungsbedingt austeigen musste und nach dem Rennen seinen Rücktritt aus dem Profisport erklärte. Über Profisportler und ihre Leistungen besonders in Grenzbereichen kann man geteilter Meinung sein. Haile Gebrselassie ist aber auf jeden Fall durch seine positive Ausstrahlung und durch sein soziales Engagement in seinem Land eine Bereicherung für die Szene gewesen und für viele ein Vorbild. Auch wenn seine ganz grosse Zeit vielleicht schon vorbei ist, hätte ich ihm trotzdem einen besseren Abschluss seiner Karriere gewünscht. Ein grosser Sportler tritt heute ab - mein Respekt ist ihm auf jeden Fall sicher und ich wünsche ihm, dass er auch weiterhin als Privatmann ähnlich erfolgreich am Aufbau seines Landes mitarbeiten kann.

Update 15.11.2010:  Haile hat jetzt den Rücktritt von Rücktritt erklärt und wird seine Karriere doch fortsetzen. Geplant sind wohl Starts in Tokio und bei den Olympischen Spielen 2012 in London. So kann er vielleicht doch noch seiner Karriere ein krönendes oder zumindest ordentliches Ende geben und wir haben die Möglichkeit noch etwas länger diesen herausragenden Sportler auf der Marathonszene zu erleben.

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