14. Januar 2013

Über die Höhen der Bergstrasse

Den Winter nutze ich gerne für lange Dauerläufe. Gerne erkunde ich dabei die Region, lerne neue Orte, Wege und Sehenswürdigkeiten kennen. Nicht immer muss es sich dabei um einen Rundkurs handeln. Wenn man seine Route geschickt plant, dann kommt man relativ schnell mit dem öffentlichen Nahverkehr zu einem Ort in der Region oder von dort wieder zurück nach Heidelberg. Dieses Wochenende habe ich mich für eine längere Strecke über die Berge an der Bergstrasse bis nach Weinheim entschieden. Von dort kommt man relativ schnell mit der Linie 5 des RNV wieder zurück ins Heidelberger Stadtzentrum.

HD-Altstadt vom Ob. Philosophenweg
Startpunkt der Route ist die Haltestelle Bergstrasse am nördlichen Heidelberger Neckarufer. Auf dem Albert-Überle-Weg, den auch Heidelberger Halbmarathon und Triathlon nutzen, führt die Route hinauf zum Philosophenweg. Doch anstatt dort länger zu verweilen oder entlang zu laufen geht es über die Bismarcksäule hinauf in den Wald. Über den weniger bekannten Oberen Philosophenweg und den Brandplattenweg kommt man zum Aussichtpunkt "Fuchsrondell". Über den trailigen Zollstockweg arbeitet man sich hoch bis zur "Hochstrasse", einem gut ausgebauten Forstweg auf der Bergkuppe. Auf ihr laufen wir vorbei an der Holdermannseiche bis zum Stickelsplatz, wo sich mehrere Wege treffen.
Siebenwege
Nun geht die Route weiter bergauf auf den Oberen Jagdhausweg. Erst als der Jagdhaus-Fussweg abzweigt und es wieder etwas bergab geht, kann man kurz etwas verschnaufen. Doch nicht lange, dann führt der Untere Jagdhausweg wieder leicht bergauf. Wir kommen an einen weiteren Platz auf dem viele unterschiedliche Waldwege aufeindertreffen. In der Mitte steht ein Stein mit Richtungsmarkierungen: der Ort nennt sich "Siebenwege". Es geht weiter auf Forstwegen erst bergauf in den Wald, etwas später dann wieder bergab und mehr in Richtung Rheintal. Über Forstwege kommt man durch das Brenkenbachtal und das Mantelbachtal zur Schauenburg oberhalb von Dossenheim.
Schauenburg
Blick von der Schauenburg
Laut der Hinweistafel vor der Burgruine war die erste Erwähnung der Anlage im 12. Jahrhundert. Im Laufe der Jahre stellten die Schauenberger einen Bischof in Speyer und einen Abt in Lorsch. Die Burg wurde dann später im Krieg von Pfalzgraf Siegfried dem Siegreichen im 15. Jahrhundert zerstört und diente den Dossenheimern später zum Sammeln von Baumaterial. Die heutigen Überreste wirken fast unscheinbar, eine Grösse der ganzen Anlage wie sie auf der Hinweistafel zu sehen ist, hätte man da kaum noch vermutet. Nun geht es auf einem verblockten Pfad wieder steil bergauf. Nach einigen Schlenkern kommt man zum Startplatz für hiesigen Gleitschirmflieger. Von der Plattform hat man einen tollen Ausblick über die Rheinebene. Leider war die Sicht heute nicht ganz so gut, sonst hätte man wahrscheinlich bis hinüber zum Pfälzer Wald und bis zum Donnersberg blicken können. Hinter dem Startplatz führte mich die Route zum alten Schriesheimer Steinbruch.
Schriesheimer Steinbruch
Leider musste ich feststellen, dass kein öffentlicher Weg durch das Areal führt. So musste ich mich erstmal neben den Steinbruch durch den Wald weiter nach oben arbeiten, bis ich das Areal oberhalb passieren konnte. Beim nächsten Mal würde ich ab der Strahlenburg gleich einen Weg suchen, der nach hier oben führt; zwangsläufig müsste man dann aber auch die Sackgasse auslassen, die zum Gleitschirmstartplatz führt. Wenn man dann oberhalb des Steinbruchs den höchsten Punkt des Ölbergs passiert hat, geht es auf einem schmaleren Trail hinunter in Richtung Schriesheim. Man kommt nach einiger Zeit an das Blockhaus an der Schwedenschanze: von hier hat man ebenfalls einen schönen Blick auf die umliegenden Berge, Schriesheim und die Bergstrasse. Vin hier geht der Pfad weiter in engen Serpentinen über Wurzeln und Steine bergab. Kurz nachdem man einen breiteren Forstweg erreicht hat öffnet sich dann der Wald, man kommt an einen Weinberg und kann auf einer der nordwestlichen Flanke des Ölbergs die Strahlenburg über dem Ort Schriesheim thronen sehen.
Strahlenburg
Mit dem Bau der Burg wurde Im Jahre 1235 begonnen. Als Baumaterial für die Festungsanlage wurden Porphyr und der Granit verwendet, die u.a. auch in den banachbarten Steinbrüchen abgebaut wurden. Wann die Burg dann genau zerstört wurde, ist noch nicht geklärt - vermutlich im Zeitraum zwischen 1470 und 1500. Der Weg hinunter würde in den Ort führen. Meine Route führt aber wieder zurück hinauf in den Wald. Auf einem Forstweg geht es wieder ein Stück hinauf in das Tal des Kanzelbachs. Hier sollte man sich de Kräfte gut einteilen und nicht seinen letzten Körner verschiessen, denn noch mindestens ein weiterer anstrengender Anstieg wird nach dem kurzen Lauf durch das Tal noch folgen! Hinunter in den Talgrund geht es auf gut zu laufenden, flüssigen Trails. Nach einem kurzen Asphaltstück an der recht stark befahrenen Talstrasse geht es hinüber auf die Nordseite des Tals. Hier zweigt das "Weite Tal" ab, Schilder weisen hier auch den Weg hinein zum Naturfreundehaus. Der folgende Anstieg ist mühsam. Das einsame Tal zieht sich erst moderat, dann immer steiler nach oben. Viel zu sehen gibt es nicht, der Forstweg ist mässig spannend, dafür ist man hier ungestört und kann die Natur geniessen. Oben angekommen trifft man dann auf einen kleinen Asphaltweg. Dieser führt wieder leicht bergab zur Ursenbacher Höhe. Einsam liegt der Ort Ursenbach umrahmt von den grünen Odenwaldhügeln etwas unterhalb. Nach Überquerung der Strasse führt die Route hinüber auf den Steinberg.
Steinberg
Auf der höchsten Kuppe des Steinbergs befinden sich zahlreiche Felsen aus Granodiorit - teils angeordnet in Gruppen. Bei einer der Felsgruppen, der sogenannten "Keltenschanze", vermutet man, dass es sich um eine uralte Fluchtburg oder eine keltische Kultstätte handelt. Der gut zu laufende Pfad führt hinüber zum Waldparkplatz "Bildstock". Von hier geht es einige Meter auf Asphalt bergauf, bevor wieder ein kleiner Pfad von der Strasse abzweigt. Nach einem kurzen Anstieg geht es flacher weiter. An einigen den Bäumen kann man inzwischen einen roten Querbalken auf weissem Grund sehen - die Markierung für den Weitwanderweg Odenwald - Vogesen.
Blick auf den Odenwald
Die Zeichen werden uns bis nach Weinheim begleiten. Der Weg führt nun hinüber zum Bergsattel zwischen den Ortschaften Ritschweier und Kunzenbach, der Sattel wird "Kalter Hergott" genannt. Diesen Namen verdankt er dem eiskalten Wind, der hier im Herbst und Winter ungeschützt hinüberblasen kann. An einer kleinen Kreuzung trifft man auf einen alten Bildstock, vermutlich einen der ältesten im ganzen Odenwald aus dem 16. oder 17 Jahrhundert, der früher als Betsäule genutzt wurde. Um diesen Bildstock und Ort ranken sich noch zahlreiche Sagen. Ausser auf ein paar Wanderer trifft man heute aber auf nichts ausgewöhnliches. Der Weg führt nun hinüber zum Goldkopf (324m über NN), dem letzten Berg auf der heutigen Route - nun geht es nur fast nur noch bergab. Über den Oberen Gaiersbergweg läuft man hinüber zum Weinheimer Exotenwald. Dieses Arboretum wurde im Jahre 1872 gegründet. Einige der hier gepflanzten Schläge zählen zu den ältesten Vorkommen exotischer Baumarten in Deutschland. Unter den 170 Baum- und Straucharten findet man u.a Mammutbäume von bis zu 60 Metern Höhe. Am Wegesrand sieht man Schilder, die die verschiedenen Pflazen näher beschreiben. Die heutige Strecke war aber lange genug, deshalb geht es ohne eine Ehrenrunde im Exotenwald hinunter nach Weinheim.
Schlosspark Weinheim
Schloss Weinheim
Im Ort trifft man gleich zu Beginn auf das das Weinheimer Schloss. Das Schloss und sein Park stammen aus dem 15. und 16. Jahrhundert und wurde von den Kurfürsten erbaut. Im Gegensatz zu den anderen beiden auf dieser Tour besuchten Burgen wurde das Schloss nicht zerstört und beherbergt heute die Weinheimer Stadtverwaltung. Meine Strecke führt mich durch den Schlosspark und dann hinunter zum OEG-Bahnhof. Hier ist die heutige Tour nach 33 Kilometern und rund 1300 Höhenmetern zu Ende. Mit der Linie 5 kann man zurück nach Heidelberg fahren. Wer Lust hat und die Strecke im Sommer gelaufen ist, der kann sich auch in einem der Lokale oder Cafés auf dem schönen Weinheimer Marktplatz eine Erfrischung gönnen.

Leider war das Wetter nur abschnittsweise gut. Trotzdem hatte man immer wieder tolle Ausblicke über den Odenwald. Die Strecke ist zu grossen Teilen auf Waldwegen, der Asphaltanteil bleibt auf ein Minimum beschränkt. Der Anteil echter Trails liegt aber vermutlich auch nur bei ca. 5% - die machen aber Spass und geben einen Einblick darin, was im Odenwld möglich ist. Mit knapp 1300 auf mehreren Anstiege gut verteilte Höhenmetern sollte man sich die Strecke gut einteilen. Auch sollte man genügend Verpflegung dabei haben: Brunnen habe ich unterwegs nur wenige gesehen, Kioske, Tankstellen oder Supermarkte gibt es auch nicht - die Strecke verläuft weitgehend abseits bewohnter Gebiete im Wald.

Keine Kommentare: