26. Oktober 2008

Frankfurt Marathon 2008

Oder "ein Marathon hat 2 Hälften - die ersten 30 km und die zweiten 12,2 km". Aber von vorne.

Vorwettkampfgeplänkel
Nach einer nach eigenem Empfinden durchwachsenen Triathlon-Saison, beschloss ich mich im Herbst wieder auf meine Kerndisziplin das Laufen zu konzentrieren und einen Marathon zu laufen. Die Wahl fiel auf meinen "Hausmarathon" in Frankfurt. Der Alpencross Anfang September fiel genau in die Marathonvorbereitung, doch das wollte ich mir nicht nehmen lassen. Um die Vorbereitung für den Lauf möglichst optimal zu gestalten und dem Ganzen noch etwas Würze zu geben, erstellte ich mir erstmals einen eigenen Trainingsplan, der von meinem Lauftrainer Mario noch an der ein oder andere Stelle korrigiert wurde.
Die Vorbereitung verlief nahezu nach Plan. Meine Zielzeiten bei den einzelnen Einheiten stimmten und ich blieb von Erkältungen und Verletzungen verschont; zu Trainingsausfällen kam es auch kaum. Nach mehrfach wechselnden Wettervorhersagen, gestaltete sich das Wetter am Wettkampftag fast optimal. Lediglich der Wind war relativ böig und sollte es uns Läufern an der ein oder anderen Stelle etwas schwierig machen. Organisatorisch lief auch alles reibungslos, aber der Lauf in Frankfurt ist für seine gute Organisation bekannt.

Der Marathon
Ich startete erstmals aus dem ersten Block der Spitzenläufer. Was mir auf den ersten Kilometern gleich positiv auffiel war, dass sehr viele Läufer genau mein Tempo liefen, das machte das Laufen einfach - kein kräftezehrendes Hin- und Herspringen, Beschleunigen und Abbremsen wie sonst so oft. Bei mir lief es sehr gut, ich fühlte mich wohl und lief ein gutes Tempo. Ich versuchte mich zu bremsen und ein Tempo knapp über 4 Minuten/ km zu laufen, was mir recht gut gelang. Bei der Halbmarathonmarke war ich genau in meinem Zielkorridor doch ich merkte auch schon, dass es schwierig werden würde. Bei km 25 lief es gerade noch, aber ab km 30 war es hart das Tempo noch zu halten. Meine Kilometerzeiten wurden immer langsamer und ich merkte wie mein Puffer auf die 3 Stunden Marke schmolz. Ich versuchte mich nochmal aufzuraffen, aber da waren kaum noch Reserven mehr, die ich mobilisieren konnte. Also versuchte ich so gut es ging das Tempo hoch zu halten. Wenige Kilometer vor dem Ziel überholte mich der Zugläufer für die 3-Stunden-Marke. Eigentlich wollte ich mit ihm ins Ziel laufen. 1-2 Kilometer konnte ich mit ihm laufen, doch dann war "Flasche leer". Sein Ballon verschwand langsam im Feld vor mir. Ich rechnete mir aus, dass es für eine Zeit knapp über 3 Stunden reichen müsste. Nachdem ich km 40 passiert hatte, versuchte ich in meine Geschwindigkeit wieder Konstanz zu bringen. Von hier an begann der Triumpflauf: die letzten 2 Kilometer zu meiner neuen persönlichen Bestzeit wollte ich geniessen. Ich lauschte im vorbeirennen den Bands, klatsche Kinderhände ab und spielte mit dem Publikum. Ich versuchte nochmal Mitläufer zu finden, aber hier kämpfte jeder nur noch tief in sich gekehrt mit sich selbst. Dann die letzten Kurve - der Messeturm kam in Sicht. Zu seinem Fusse die Festhalle mit dem Zieleinlauf. Die Meter zogen sich, ich sollte die Entfernung ja kennen, aber nach so vielen zügigen Laufkilometern verschieben sich schonmal tatsächliche Distanz und persönliche Empfindung. Der letzte Schwenk am Messeturm vorbei - dann ging es rein in die Messehalle. Dieser Moment ist es, warum sich die ganze Schinderei vorher gelohnt hat. Diesen Moment vergisst man nicht! Ich sparte mir den obigatorischen Zielsprint und genoss die Stimmung auf den Rängen - riss die Arme in die Höhe - breitete sie unter dem Zieltor nochmal aus als wollte ich beide Pfeiler berühren, dann lief ich mit neuer persönlicher Bestzeit knapp über 3 Stunden ein.
Die magische 3-Stunden-Marke hatte ich nicht geknackt, aber ich hatte meine Bestzeit mit eigenem Trainingsplan um über 5 Minuten verbessert. Und ich hatte gemerkt, was für ein Potential da noch schlummerte. Ich weiss nicht, ob ich jemals diese Marke noch knacken werden kann, aber das war in diesem Moment egal: ich war trotz allem Schmerz unterwegs ein tolles Rennen gelaufen und war glücklich und stolz auf meine Leistung.

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