7. April 2010

Sportlicher Osterausflug in die Lombardei

Die passenden Vorbereitungswettkämpfe für einen frühen Ironman im Jahr zu finden, ist gar nicht so einfach. Die Multisportsaison in Mitteleuropa fängt abgesehen von einigen Crosstriathlons erst im Mai an. Nach einiger Recherche bin ich bei einer Mitteldistanz in Italien nahe dem Comer See fündig geworden. Der Ort Barzanò liegt in der Provinz Lecco in der Lombardei. Geschwommen wird im örtlichen Hallenbad. Die Strecken draussen wurden zu der 2010er Ausgabe des Triathlons kurzfristig komplett geändert, was bei uns Unwissenden am Vortag zu einigen Verwirrungen führte. Rad- und Laufstrecke sind sehr profiliert. Ein Zeitfahrrad bringt auf der alten wie auch auf der neuen Radstrecke definitiv keine grossen Vorteile gegenüber einem normalen Rennrad, auf jeden Fall sollte das Rad aber "berggängig" sein. Die Strecken sind teilgesperrt, Autos waren also unterwegs immer wieder zugegen, die Behinderungen der Veranstaltung hielten sich aber in Grenzen - die Streckenposten machten insgesamt einen sehr guten Job. Anscheinend fand am gleichen Tag eine Art Radtourenfahrt statt, auf jeden Fall begegnete man unterwegs in bestimmten Abschitten zahlreichen anderen Radsportlern in grösseren Gruppen, die die Strassen etwas gemütlicher gemeinsam abradelten. Überhaupt war die Organisation beim Triathlon eher südeuropäisch locker, familiär - nicht nur die Strecken wurden kurzfristig geändert .. . Aber man sollte auch nicht den Fehler machen, nach Italien zu fahren und eine vollkommen durchorganisierte Veranstaltung wie in Deutschland zu erwarten. Gerade das ab und zu etwas Spontane und Chaotische machte die Veranstaltung im Grunde auch symphathisch. Lediglich bei der Organisation der Wechselzone sehe ich eindeutigen Verbesserungsbedarf für zukünftige Veranstaltungen. Publikum gab es leider kaum. Ob das nun an mangelndem Interesse der Bevölkerung oder fehlender Werbung lag, ist schwer zu sagen. Das Organisationsteam und die Helfer gaben sich auf jeden Fall die grösste Mühe den Teilnehmern einen tollen Wettkampf zu bescheren. Neben der Mitteldistanz wurde als weitere Distanz übrigens auch eine Sprintdistanz angeboten.

Nach einer kurzen Einführung (nur auf Italienisch) und Bahneneinteilung ging es morgens mit etwas Verspätung im Becken los. Ich sortierte mich auf meiner Bahn an 2ter Stelle ein. Das Niveau der Teilnehmer war recht unterschiedlich, so versuchte ich primär nur mein eigenes Tempo konstant durchzuschwimmen. Beim ersten Wechsel liess ich mir etwas mehr Zeit mit dem Anziehen meiner Radausrüstung, schliesslich war es Anfang April so früh am Morgen doch noch recht frisch. Die Radstrecke war wie schon erwähnt profiliert (am Ende zeigte meine Uhr 1275 Höhenmeter alleine auf dem Rad) an, kurvig, gespickt mit einigen Geschwindigkeitshemmern, teilweise gutem-, mitunter aber sehr schlechtem, löchrigem Strassenbelag. Kampfrichter sah ich unterwegs nicht, aber bei dem Kurs war Windschattenfahren auch kein Thema. Was das Profil anging, so machte besonders eine ca. 1 Kilometer lange, steile Rampe den Teilnehmern auf den 3 Runden arg zu schaffen. Zwischendurch überholten mich ein paar Sprintdistanzler auf ihren Hightechrädern, ein ganz kleines bisschen sehnte ich mir in diesem Moment auch kurz so eine Feile her, war ich doch mit meinem normalen Alu-Trainingsrennrad hier. Aber letztendlich kommt die Geschwindigkeit aus den Beinen und weniger aus dem Material, so versuchte ich mein Bestes. Unterwegs kam man ab und zu kurz mal mit den Tourenradlern oder anderen Teilnehmern während des Überholens ins Gespräch. Die Unterhaltungen dauerten aber aufgrund der unterschiedlichen Geschwindigkeiten und auch wegen Sprachproblemen nicht besonders lange. Das abschliessende Laufen bestand dann aus 4 Runden mit nach meiner Uhr 166 Höhenmetern - grösstenteils in Barzanò selbst. Der Kurs hatte mehrere Wendepunkte und verlief meist auf Asphalt, nur ein kurzer Abschnitt ging über einen befestigten Feldweg. Ich fühlte mich nach wie vor nicht allzu gut, aber versuchte ein halbwegs zügiges Tempo zu halten. Nach 2 Runden merkte ich auch noch deutlich eine neue Blase am Fuss. Etwas ungewohnt für mich war, dass ich bei der letzten Disziplin doch einige Male überholt wurde, das lag vielleicht auch etwas an den anstrengenden Trainingswochen zuvor. Erst auf der 4ten und letzten Runde "sammelte" dann so einige Teilnehmer ein. Fast mit letzten Kräften erreichte ich das Ziel. Dort hatte ich mit dem 12. Gesamtplatz doch noch eine recht ordentliche Gesamtplatzierung. Kaum durch den Bogen durfte ich dem Veranstaltungsmoderator live durch die Anlage ein Interview geben: mir fehlten zu Beginn etwas die Worte - was soll man auch Sinnvolles nach solchen Strapazen so kurz nach dem Zieldurchlauf sagen? Ein paar Sätze brachte ich in Englisch dann doch zusammen. Später bei der Siegerehrung erfuhr ich noch, dass ich meine Altersklasse gewonnen hatte, damit hatte ich heute nach diesem Verlauf nun wirklich nicht gerechnet. Realistisch gesehen ist bis zum grossen Triathlon im Mai für mich noch einiges an Trainingsarbeit notwendig, um dort auch ein gutes Ergebnis zu erzielen.

Der Osterausflug in die Lombardei hatte vorbereitungstechnisch trotzdem einiges für sich. Wo sonst kann man zu dieser Zeit in Mitteleuropa schon einen Mitteldistanztriathlon machen? Was den Wettkampf auszeichnete waren sicher sein familiäres Flair und das grandiose Alpenpanorama, dass sich uns besonders auf der Radstrecke bot. Das Ergebnis war für mich eigentlich eher zweitrangig, aber so ein Ausgang ist natürlich mehr als erfreulich. Die Region eignet sich unabhängig vom Triathlon auch so für die ein oder andere nette Trainingsgrunde, allerdings sollte man mit einigem Verkehr rechnen. Die Leute in der Region zeigten sich uns gegenüber insgesamt als sehr freundlich und nebenbei bieten sich einem natürlich auch viele andere schöne Ablenkungen, Genüsse und Erlebnisse abseits vom Sport.

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Hey Markus,
aber das hört sich doch echt gut an! Erster in der AK, was will man mehr? :-)
Gruß
Jan

Blog-Archiv