14. März 2011

Halbmarathon im Bienwald

Es ist schon eine ganze Weile her, dass ich einen kürzeren Volkslauf auf Zeit gelaufen bin. In letzter Zeit tendiere ich doch eher zu Landschaftsläufen, die man nicht ohne weiteres miteinander vergleichen kann und bei denen das Tempo nicht ganz so wichtig ist. Am Wochenende habe ich es dann doch mal wieder auf Zeit probiert, wobei "kurz" im konkreten Fall eher relativ ist. Die Pfalz ist für mich bei Volksläufen meist ein ganz gutes Pflaster und auch dieses Mal kann ich mich über das Ergebnis beim Halbmarathon in Kandel kaum beschweren. 

Was die Streckenführung angeht führt die Runde auf den ersten Kilometern aus Kandel auf der Hauptstrasse hinüber zum Nachbarort Minfeld. In Anschluss geht es dann in den namensgebenden Bienwald. Prägendes Element für den Marathon fast noch mehr als für den Halbmarathon ist die fast gerade Strasse K15, auf der es dann in beiden Richtungen durch den Wald geht. Ich kann mich noch gut an meine Teilnahme 2006 erinnern. Ohne mir die Streckenkarte genau angeschaut zu haben, war ich damals davon ausgegangen, dass der Wendepunkt der Halbmarathonstrecke nach der Hälfte der Strecke bei ca. 10,5 Kilometern kommen müsste. Als es dann doch einiges länger dauerte, war ich mental durch diese Fehlkalkulation doch schon etwas angeschlagen. Das sollte mir heuer nicht mehr passieren. Aber fangen wir vorne an. 

Vor dem Lauf lief ich mich wie üblich im Bienwald ein wenig ein. An Kleidung hatte ich mich für T-Shirt mit Unterhemd und kurze Hose entschieden.  Beim Einlaufen kam ich schnell in Schwitzen und entschied mich kurzfristig auf die Variante oben nur mit einem dünnen, ärmellosen Singlet. Schon ungewohnt für die Jahreszeit, aber von der Temperatur waren wir gut im zweistelligen Bereich und ich sollte in Folge nicht frieren. Aufgrund des kurzfristigen Bekleidungswechsels ordnete ich mich erst knapp vor dem Start in den Startblock ein. Da ich mich nur recht schwer einschätzen konnte, sortierte ich mich nicht ganz so weit vorne ein. Dann der Start. Zu Beginn heisst es erstmal Ruhe bewahren, Stürze im Anfangsgetümmel vermeiden, freilaufen und das eigene Tempo finden - bloss nicht von anderen Läufern treiben lassen. Als Richtgeschwindigkeit hatte ich mir 4:15 pro Kilometer vorgenommen, das wäre eine Zeit unter 1:30 Stunden. Das Tempo hatte ich überraschend schnell gefunden. In Minfeld überholte ich meinen Vereinskameraden Klemens - normalerweise wesentlich schneller als ich, aber er hatte sich heute die Marathondistanz vorgenommen und hielt sich etwas zurück. Hinter Minfeld führte ich auf dem freien Feld eine Gruppe an. Die meisten meiner Mitläufer schienen mir ähnlich stark zu sein, aber hier versteckte sich jeder etwas vor dem Wind. Ich hätte Tempo rausnehmen können, aber noch empfand ich es nicht als anstrengend und wollte deshalb nicht langsamer werden, ausserdem unterbot ich mit jedem gelaufenen Kilometer die anvisierten 4:15. Vielleicht hätte ich ja später die Chance mich auch mal bei ihnen dranzuhängen. Irgendwann kamen wir dann auf die schon erwähnte lange Gerade. Unsere Gruppe hatte sich auf ca. 5 Läufer, die mal mehr mal weniger weit auseinander waren zusammengeschrumpft. An der Verpflegung bei Kilometer 10 löste sich der kleine Verband dann komplett auf. Es dauerte bis nach dem Wendepunkt, bis sich wieder eine neue Gruppe gefunden hatte. Von hinten waren 2 Läufer auf mich aufgelaufen, einen weiteren sammelten wir etwas weiter vorne ein. Diese 4er Gruppe sollte nun länger bestehen bleiben. Ich konnte währenddessen auf der anderen Seite das folgende Feld beobachten. Klemens lief am Wendepunkt ungefähr eine halbe Minute hinter mir vorbei und war auf unter-3-Stunden-Marathonkurs; für ihn eigentlich ein Leichtes, aber leider sollte das an diesem Tag nicht ganz klappen. Ein paar weitere bekannte Gesichter folgten - die meisten recht gut unterwegs. Meine Gruppe arbeitete derweil wortlos sehr gut zusammen: die Führung wechselte häufiger je nach dem, wer sich gerade entsprechend fühlte. Die lange Gerade hatten wir irgendwann hinter uns gelassen; ich war froh, dass ich diesmal keinen solchen inneren Kampf wie anno 2006 zu kämpfen hatte. Natürlich wurde es von Kilometer zu Kilometer schwieriger das Tempo zu halten, doch der Wille jedes einzelnen in unserer Gruppe zu bleiben und nicht abreissen zu lassen, hielt das Tempo bei uns allen relativ konstant. Erst als wir den Wald verliessen und wieder mehr dem Wind ausgesetzt waren, liess der Erste abreissen. Keine 1000 Meter weiter wurden die nächsten beiden langsamer. Sofort übernahm ich die Führung, doch leider konnte mir keiner der anderen folgen. Etwas weiter vorne konnte ich dafür meinen Kollegen Michael erkennen. Auch er hatte offenbar eine Schwächephase, denn ich kam zügig näher bis ich schliesslich direkt hinter ihm lief. Überholen wollte ich ihn nicht, denn bis ich ihn eingeholt hatte, hatte er sich wieder gefangen und sein Tempo passte nun gut zu meinem. Nach 500 Metern merkte er, dass ihm jemand folgte. Ich sprach ihn zwar an, aber er erkannte meine Stimme nicht. Anstattdessen versuchte er seinen Verfolger loszuwerden. Das Tempo wollte ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht mitgehen. Erst einen Kilometer vor dem Ziel versuchte ich wieder an ihn heranzulaufen. Leider schaffte ich es nicht mehr ganz an ihn heranzukommen. Erst als der Stadionsprecher mich ankündigte, realisierte er, wer da sein Verfolger war. Im Ziel waren wir beide mit rund 1:28 Stunden. Ich hatte mein Soll also voll erfüllt, meine Zeit aus 2006 hatte ich um mehr als 3 Minuten verbessert und war vor allem aufgrund der Konstanz über den kompletten Kurs mehr als zufrieden. Auch die Erschöpfung hielt sich in Grenzen. Viel schneller hätte ich vermutlich nicht laufen können - für die Zeit im Jahr war die Zeit absolut in Ordnung auch wenn mir zu meiner Bestzeit immer noch knapp 2 1/2 Minuten fehlten, die hatte ich mal im Herbst gelaufen. Michael hingegen war mit seiner Zeit eher unzufrieden - so kann sich die Zufriedenheit über nahezu die gleiche Zeit soch unterscheiden .. . Auf jeden Fall war es für beide ein ordentlicher Vorbereitungslauf für unsere weiteren Saisonziele.

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