10. März 2011

Erste Schritte im Streakrunning

Steak Runner“? Nein Streak – mit „r“ – Streak, sprich „strieck“, nicht „Stäik“!!! So oder so ähnlich begannen die Gespräche in den letzten Wochen, wenn ich ihnen von meinem neuesten sportlichen Experiment erzählt habe. Am sinnvollsten kann man „Streak“ in diesem Zusammenhang wohl mit Strähne, Streifen oder Serie übersetzen. Man kann es als eine lange Laufserie von möglichst vielen Läufen bezeichnen, Umfänge oder Tempo spielen dabei keine Rolle, viel mehr Konstanz. Ziel ist es über einen möglichst langen Zeitraum täglich zu laufen. Minimum nach den Regularien ist 1 Meile, das sind umgerechnet 1,6 Laufkilometer, die innerhalb eines Tages ohne Hilfsmittel gelaufen werden müssen (Nordic Walking würde also beispielsweise nicht zählen). Wer auf die Gesundheit achtet und sich durch die Lauferei nicht überstrapazieren möchte, der sollte nach meiner Erfahrung an manchen Tagen auch wirklich nahe am Minimum laufen. Oft gibt es Tage, da ist es zeitlich kaum anders einzurichten, denn letztendlich muss man selbst für eine so kurze Strecke mit Vor- und Nachbereitung mindestens eine halbe Stunde im Tagesablauf einplanen. In den USA gibt es einen Verband der Streakrunner (USRSA, United States Running Streak Association), ihre Internetseite hat den sprechenden Namen http://www.runeveryday.com/. Inzwischen gibt es auch in Deutschland eine kleine Community der Streakrunner. Für Informationen und einen Austausch im deutschen Sprachraum gibt es ein Internet-Forum, in dem der Begriff „Streak Running“ und die Regularien dieser Disziplin näher beschrieben sind.

Wie bin ich zum Streak Running gekommen? Gelesen hatte ich vor ca. 1 Jahr mal im Internet, ohne mir vorstellen zu können, das selbst einmal zu probieren. Wie im letzten Winter habe ich aber auch dieses Jahr wieder beim Winterpokal mit ein paar Kollegen und Freunden mitgemacht, bei dem es grob zusammengefasst um eine halbwegs regelmässige Bewegung und eine bewusste Ernährung geht. In der Bewegungswertung kann man durch regelmässige Bewegung Punkte sammeln und hier kommen dann das Laufen als eine Disziplin ins Spiel. Als Ergänzung zu diesem Winterpokal habe ich dieses Jahr allerdings auch an einem weiteren Winterpokal in einem Triathlonforum teilgenommen, bei dem es ebenfalls über regelmässige Läufe Punkte zu sammeln gab. So konnte ich also mit einem Lauf bei 2 Winterpokalen punkten. Zu Beginn des Winters ging ich es eher locker an. Ich wollte nach den Aktivitäten im Spätherbst (Marathon und Ironman) erstmal den Kopf frei bekommen und mich nicht wieder zum Sklaven einen Trainingsplans oder eben solcher irgendwelcher Regularien in so einer Pokalwertung machen. Eines habe ich nämlich gelernt: Sport macht nur Spass, wenn man Lust darauf hat und man sich dazu zwingen muss. Und auch erst dann, kann man ihn regelmässig machen. Erst um Weihnachten herum war ich dann soweit und hatte wieder Lust auf  Training. Ich begann so langsam mit regelmässigem Lauftraining. Zwischen den Jahren machte die Schwimmhalle zu, Radfahren war aufgrund der Witterung auch kaum möglich, und ein Freund von Studiotraining bin ich auch nicht so. Es blieben also nur wenige Alternativen. Zuerst war meine Serie von täglichen Läufen nur klein und ein Streak war kein Thema. Da ich mir die Läufe geschickt einteilte hatte, merkte ich, dass das tägliche Laufen gesundheitlich gar keine so grosse Belastung darstellte und sogar ein paar angenehme Nebenwirkungen mit sich brachte: ich war gesund und die empfundene Belastung der Läufe wurde von Mal zu Mal geringer. Es war lediglich ein gewisses Organisationstalent gefragt, um die Läufe im Tagesablauf unterzubringen. Mitunter musste ich mit Gewohnheiten brechen und frühmorgens vor der Arbeit oder auch abends nach 23 Uhr noch laufen gehen, um die Serie nicht reissen zu lassen. So kam mit der Zeit neben den beiden Pokalen eine weitere Motivation für das tägliche Lauftraining dazu: die begonnene Serie wollte ich auf keinen Fall reissen vor Ende der Pokale lassen. Besonders interessant wurde es dann um den Lauf im Rodgau. Ich musste ohne echte Ruhetage davor in den Wettkampf hineingehen und auch gleich an den Folgetagen hiess es wieder Laufschuhe schnüren. Der Lauf ging überraschend gut und am Ende stand eine neue persönliche Bestzeit über 50 Kilometer. Ein Problem hatte ich unterwegs aber doch - trotz der häufigen Läufe waren relativ wenige längere Vorbereitungsläufe dabei; ich wollte mich ja nicht zu sehr anstrengen, um auch am Folgetag wieder laufen zu können. Da ich das aber schon vorher geahnt hatte, drosselte ich einfach während des Laufs mein Tempo etwas und kam so doch relativ gut ins Ziel. Der Lauf am Folgetag war dann aber nahe an einem Martyrium. Ich joggte zwar nur locker und das gerade mal 30 Minuten, aber gezeichnet vom Vortag war es schwer einen Fuss vor den anderen zu setzen - die Beine waren schwer. In den nächsten Tagen hielt ich mich weiterhin zurück, bis ich mich erholter fühlte - meine Serie setze ich ohne Unterbrechung eben nur mit kürzeren und lockeren Läufen fort. Die beiden Winterpokale endeten mit dem Februar. Mein Streak dauerte bis dahin seit Weihnachten schon über zwei Monate, ganze 65 tägliche Läufe mit über 592 Kilometern! Aus Sicht eines echten Streakrunners sind die 65 Tage vielleicht ein netter Anfang, mehr aber auch nicht. Ich hätte aber nie gedacht, dass ich so etwas mal machen würde und das so etwas nicht geradewegs zu einem Übertraining führen musste. Anfang März stand dann mein privater Umzug an. Im Zuge der Vorbereitungen musste ich den Streak dann leider doch reissen lassen. Ein bisschen traurig war ich schon, dass die Serie nun beendet war. Ein bisschen stolz war ich aber auch das überhaupt so lange geschafft zu haben, schliesslich war das ja ursprünglich gar nicht geplant.

Werde ich jetzt gleich eine neue Serie anfangen und versuchen das zu toppen? Ich habe es in naher Zukunft nicht vor und freue mich, dass ich nun wetterbedingt wieder mehr radfahren kann. Zum nächsten Winterpokal könnte ich mir einen neuen Anlauf vorstellen. Aber wer weiss, ob sich nicht doch mit den guten Erfahrungen aus dem normalen Training heraus heraus eine neue Serie als Selbstläufer entwickelt. Es war schon toll zu sehen wie sich der Körper auf das tägliche Laufen anpasste und es plötzlich nicht wie sonst üblich sowas wie Anlaufprobleme auf den ersten Kilometern gab - Laufen als Selbstverständlichkeit für Körper und Geist. Bei einem Streak stellt sich nicht mehr die Frage, ob man wegen der Witterung oder Bodenverhältnisse laufen gehen sollte oder nicht – man macht es einfach! Ich widerstand während des kleinen Streaks auch einigen Erkältungswellen, die durch mein Umfeld gingen. Es stellen sich also in vielerlei Hinsicht Erleichterungen ein. Und gerade zu Uhrzeiten und Witterungsverhältnissen, wo man sonst seltener vor die Tür gehen würde, kann man draussen eine neue, wenig bekannte Welt entdecken – das hat etwas! Würde ich etwas beim nächsten Mal anders machen? Beim nächsten Streak würde ich schauen, dass ich mehr längere Läufe integrieren kann, schliesslich sind meine Hauptwettkämpfe ja alle über längere Distanzen. Ein bisschen habe ich das schon im Februar rausfinden können wie man die Distanzen steigern kann, ohne sich zu sehr zu stressen. Was die Saisonvorbereitung angeht, probiere ich immer wieder gerne neue Dinge aus. Vielleicht entwicklete sich auch gerade aus dieser Neugier diese kleine Serie. Nun bin ich gespannt was all die Winterläufe für meine Grundlage im Sommer gebracht haben. Ich würde das Ergebnis schon gerne mal toppen, aber jetzt warte ich erstmal ab wie sich diese Aktion auf meine weitere Form ausgewirkt hat. Auf jeden Fall würde ich das kleine Experiment schon jetzt aufgrund der gemachten Erfahrungen als gelungen bezeichnen.

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