10. Januar 2011

Praxistest: Runkeeper Pro Smartphone-App

Gerade über den Winter gehe ich in der Mittagspause öfter mal gerne eine Runde laufen. So bekomme ich wenigstens ein paar Sonnenstrahlen ab: morgens und abends, wenn ich zur Arbeit gehe oder wenn ich wieder zurückkomme, ist es meist schon dunkel. Zu diesem Zwecke habe ich immer ein paar Laufsachen in meinem Schrank liegen. Zur Dokumentation und Kontrolle meiner Läufe nutze ich in der Regel den Garmin Forerunner 310XT. Doch nicht immer weiss ich morgens schon, ob ich mittags laufen gehen werde. Jeden Tag möchte ich das Gerät nun auch nicht mitschleppen und so habe ich mich schon länger nach Alternativen umgesehen. Seit Dezember gehöre ich nun zu den Besitzern eines GPS-fähigen Smartphones. Für Sportler gibt es hier inzwischen eine ganze Reihe Apps; kleine Programme, die u.a. zur Trainingssteuerung und -kontrolle genutzt werden können. Einige sind schon sehr gut offline nutzbar, die volle Funktionsvielfalt bekommt man aber erst, wenn man seine Daten in einem Webinterface bearbeitet. Routenplanung oder nachträgliche Streckenbearbeitungen sind genauso möglich wie das führen von Trainingstagebüchern und detailierte Analysen der Trainingseinheiten. Selbst die Integration mit Photoanwendungen oder zu Social Networking Platformen wie bspw. Facebook oder Twitter ist bei einigen Apps möglich. Während einige Apps gratis sind, muss man bei anderen Einmalbeiträge oder Abogebühren zahlen. Bevor man sich also für eine der Apps entscheidet, sollte man sich erst mal im Klaren darüber sein 1) wofür man die App nutzen möchte und 2) wieviel man dafür ausgeben möchte. Für mich war es naheliegend zum oben beschriebenen Zwecke der Dokumentation von Läufen in der Mittagspause eine dieser Apps einmal zu testen, denn das Mobiltelefon habe ich im Normalfall immer dabei. Weiterführende Auswertungen oder ein Trainingstagebuch sind für mich weniger interessant, denn ich will nicht zu jedem Lauf oder gar Wettkampf ein doch recht sperriges Smartphone mit mir rumschleppen.

Eine inzwischen recht weit verbreitete App ist das Programm Runkeeper, das es in der "Pro"-Version bis Ende Januar kostenlos zum Download gibt. Lediglich für weiterführende Analysen mit der "Elite"-Version fallen weitere Kosten an. Die App gibt es nur in englischer Sprache und läuft zur Zeit auch nur auf den Plattformen Android (Google) und iOS (Apple). Meine Testläufe habe ich mit RunKeeper Pro Version 2.3.6.0 auf iOS 4.2.1 durchgeführt. Die App zeigt während des Laufs in grossen Ziffern die Gesamtzeit und die gelaufenen Kilometer an, etwas kleiner angezeigt wird das aktuell gelaufene Tempo und das Durchschnittstempo des Laufs sowie die verbrannten Kalorien angezeigt. Ausserdem werden die Splitzeiten in einer Balkengrafik dargestellt. An sich ein schönes Design, aber ein bisschen willkürlich erscheint die Anordnung der einzelnen Felder schon. Eine Customizing-Option habe ich nicht gefunden, die Ziffern sind während des Laufes aber zumindest sehr gut ablesbar. Wer das Display während des Laufs ausschaltet oder das Telefon nicht rausholen möchte, der kann sich Zeit, Kilometer und Durchschnittstempo von einer freundlichen aber etwas mechanisch klingenden Damenstimme unterwegs ansagen lassen. Bei meinem Läufen transportierte ich das Telefon in einer Hüfttasche; den Lautstärkeregler entsprechend eingestellt, konnte man die Ansagerin trotz Tasche gut hören. Am Arm führte ich als Referenzgerät den Forerunner mit. Testlauf 1 führte mich zu Beginn am Fluss entlang, gelegentlich musste ich unter einer Brücke durchlaufen, ansonsten gab es nichts, das ein GPS-Signal stören könnte. Im zweiten Drittel ging es dann durch das Heidelberger Häusermeer während ich im letzten Abschnitt ca. 2 Kilometer durch Wald und ein engeres Tal auf einen Berg rannte, bevor es zum Zielsprint wieder hinunter ging. Das Ergebnis verblüffte dann doch: nur 10 Meter Distanzunterschied zwischen den beiden Geräten. 10 Meter, die die App im Vergleich zum Forerunner weniger erfasst hatte. Den gleichen Unterschied hätte man vermutlich schon bekommen können, wenn man die exakt gleiche Strecke nochmal nur mit dem Forerunner gelaufen wäre. Der Blick nach dem Download der Strecke auf die Karte bestätigte den guten Eindruck, an keiner Stelle waren grosse Ausreisser erkennbar. Ein hervorragendes Ergebnis für die App, spätestens auf dem Abschnitt im bewaldeten Tal hätte schon manch normales GPS-Gerät seine Schwierigkeiten gehabt. Lediglich bei den Höhenmeter war ein signifikanter Unterschied von über 100 Höhenmetern, die Runkeeper mehr aufgezeichnet hatte. Der Forerunner selbst ist auch nicht ganz genau, aber dessen Werte kamen deutlich näher an die realistischen Werte heran. Beim zweiten Test wollte ich es dann genau wissen: ca. 90% des 9-Kilometer-Rundkurses verliefen in dichtem Wald. Wenn es Abweichungen geben sollte, dann würden die hier zu Tage treten. Auch hier registrierte die App im Resultat etwas weniger Strecke als der Forerunner - in Summe waren es 400 Meter. Entsprechend war in Relation zur gelaufenen Zeit auch das angezeigte Durchschnittstempo etwas niedriger. Auch hier zeichnete das Gerät wieder zu viele Höhenmeter auf. Die 400 Meter bei der Distanz sind nicht wenig, aber aufgrund des bewaldeten Kurses, auf dem auch manches Spezialgerät seine Grenzen gehabt hätte, aus meiner Sicht für eine so kostengünstige App (aktuell wie schon geschrieben umsonst) eine tolerierbare Abweichung. Für mich ist es somit eine sinnvolle Alternative, wenn ich mal den Forerunner nicht dabei habe. Die Bearbeitung der Strecken nach dem Lauf im Webinterface funktioniert ebenfalls problemlos, von den zahlreichen zur Verfügung stehenden Analysen kann man mit der Pro-Version allerdings nur sehr wenige ausführen. Wer auf Statistiken wert legt, muss zur teureren Elite-Version upgraden. Der Upload der Strecke zu Facebook funktionierte ebenfalls ohne Probleme. Es gäbe ausserdem noch die Möglichkeit in einem sogenannten "Streetteam" zu starten, in dem man sich dann mit den Kameraden vergleichen kann, diese Funktionalität ist für mich uninteressant, ich habe sie deshalb nicht ausprobiert. Man kann die App natürlich auch zum Radfahren oder für andere Sportarten nutzen - zur Einstellung der Sportart gibt es einen eigenen Optionspunkt. Allerdings kommen wir damit schnell zu einem der Knackpunkte einer solchen Smartphone-App: der Batterieverbrauch. Das Display sollte man wenn möglich ausschalten und nur bei Bedarf nutzen. Ich habe es testweise mal bei einem weiteren Lauf angelassen, gegen Ende des Laufs war die Batterie schon signifikant schwächer. Neben dem Display läuft ja auch die ganze Zeit der GPS-Empfänger des Geräts. Den Nutzen der App für eine längere Einheit stelle ich also etwas in Frage. Normalerweise sollte ein voll geladener Akku zwar für mehrere Stunden reichen, aber nicht immer hat man Zeit sein Telefon vorher nochmal aufzuladen. Wer nicht auf die Aufzeichnung mit dem Telefon verzichten möchte und nicht Gefahr laufen möchte gegen Ende der Einheit nicht mehr telefonieren zu können, der sollte zur Sicherheit bei längeren Radeinheiten einen portablen USB-Ersatzakku mitführen. Wenn man Kritiken zu anderen GPS-Apps liest, so ist das dort oft ähnlich; es handelt sich also wohl weniger um ein Problem dieser App. Eine Routenführung, bei der einem der weitere Streckenverlauf oder die Richtung einer vorher hochgeladenen Strecke angezeigt wird, ist mit dieser App übrigens nicht möglich. Wer so etwas möchte, der wird aber sicher auch im jeweiligen App-Store fündig. Interessant finde ich eine Funktionalität, die nur in der Elite-Version zur Verfügung steht: mit dem sogenannten "Runkeeper live" ist es möglich Aktivitäten ins zugehörige Portal RunKeeper.com zu streamen, so dass andere online die aktuelle Position und den Verlauf der Aktivität in Echtzeit mitverfolgen können. Dieses Feature könnte man bspw. bei einem Marathonlauf sehr gut nutzen, damit Freunde und Familie immer auf dem aktuellsten Stand sind.

Inzwischen ist eine neue Version 2.4.0.0 erschienen. Hiermit können nun Herzfrequenzdaten von bestimmten Gurten gängiger Hersteller (Polar ..) aufgezeichnet werden. Der Batterieverbrauch wurde wohl auch noch etwas optimiert. Ausserdem wurden die Möglichkeiten zum Musikhören während des Laufens verbessert. Wer es braucht .. . Für zukünftige Releases dieser App wäre es wünschenswert, wenn in dem Webinterface noch auch Open Street Maps zur Verfügung stehen würden. Die bekannten Google Maps sind zwar schon ganz nett, aber gerade in Waldgebieten ist der Detaillierungsgrad dieser Karten doch eher gering. Ich werde auf jeden Fall auch nochmal andere Apps ausprobieren: vielleicht lässt sich da auch noch eine finden, die in Waldgebieten etwas genauer aufzeichnet. Aber an sich bin ich mit dieser App schon recht zufrieden und gespannt auf die nächsten Updates.

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