29. Januar 2011

Wiederkehr in die Gänsbrüh nach Rodgau

Nach einem Jahr Pause war ich heuer wieder zurück in der Gänsbrüh beim 50-Kilometerlauf im Rodgau. Im Januar einen Ultra zu laufen wirkt auf Aussenstehende sicher etwas ungewöhnlich, hat man doch gerade zu dieser Zeit in der Vorbereitung mit so manchen Schwierigkeiten zu kämpfen. Aber der 50er im Rodgau ist etwas besonderes - fast schon Kult -, trifft sich doch die halbe Ultralaufgemeinde dort. Während sie sich über das Jahr auf die unterschiedlichsten Wettkämpfe verteilen, so trifft man sich spätestens in Rodgau wieder und kann sich über seine Erlebnisse austauschen. Und wie die Meisten laufe auch ich den Lauf weniger auf Zeit und ohne auf diesen Wettkampf gezieltes Training. Sozusagen aus dem Training heraus ist der Lauf dann meist ein guter Spiegel meines bisherigen Wintertrainings und zeigt mir auf, wo ich möglicherweise noch Defizite habe; so auch dieses Jahr.

Das Wetter hätte zu dieser Jahreszeit besser kaum sein können: trocken und sonnig bei knapp unter 0 Grad - fast ideales Laufwetter. Etwas unsicher war ich, was ich anziehen sollte: ein dicker Laufpullover könnte bei Wettkampftempo schnell zu warm werden, ein dünner könnte zu dünn sein. Ich entschied zuhause und liess den dicken Laufpullover zuhause. Ein bisschen bereute ich das dann doch vor dem Start, aber ändern konnte ich es jetzt auch nicht mehr. Um 10 Uhr war Start. Im Gegensatz zu anderen Teilnahmen in Rodgau liess ich es dieses Mal ruhiger angehen und hatte mir auch keine Zeitvorgabe für das Rennen gemacht. Anstattdessen lief ich in meinem Wohlfühltempo. Auf den ersten Kilometern pendelte sich das knapp ca. bei 4:45 Minuten pro Kilometer ein. Das konnte ich lange Zeit auch gut halten. Ein paar Male fand ich auch Läufe, mit denen ich gemeinsam einige Zeit ein konstantes Tempo laufen konnte. Das ging gut bis Kilometer 25. Hier hatte nun von der Distanz her meinen bisher längsten Winterlauf erreicht und merkte wie ich zusehends Schwierigkeiten bekam. Dann machte ich noch den Fehler mir an der Verpflegung einen Prinzenrollenkeks zu nehmen. Bei diesen Temperaturen eine ganz schlechte Wahl: der Keks und darin besonders die Schokolade waren hart - es dauerte ungefähr 2 Kilometer bis ich den ganzen Keks gegessen hatte. Der Kampf mit dem Keks kostete mich Geschwindigkeit. Ich hatte inzwischen allerdings ein Tempo erreicht, das sich wieder deutlich einfacher laufen liess. Eine kurze Überlegung, ob ich wieder beschleunigen solle oder so weiterlaufen sollte .. und entschied mich bei dem Tempo zu bleiben, dafür aber möglichst konstant zu bleiben. Erst in der letzten Runde auf den letzten 4 Kilometern nach der Verpflegung wollte ich wieder schneller laufen, denn dann konnte ja nicht mehr viel schiefgehen. Am härtesten fiel mir Runde 8: hier überholten mich auch einige Leute, die bisher lange Zeit hinter mir gelaufen waren. Gehpausen verbat ich mir aber mit Ausnahme an der Verpflegungsstelle. Irgendwann passierte ich die Marathonmarke bei 3:29 Stunden - in Anbetracht meiner Vorbereitung auf den Lauf und des gemässigten Ultratempos war ich ganz happy mit der Zeit, was mich auch wieder etwas aufbaute. Dann kam die letzte Runde mit ihrer Verpflegung, jetzt war's fast geschafft. Ich hielt mich nicht mehr so lang wie in der vorhergehenden Runden auf und legte einen Zahn zu. Umso näher ich dem Ziel kam, umso schneller wurde ich. Mein Rhythmus wurde nur kurz am äusseren Wendepunkt unterbrochen, dann gab es kein Halten mehr und ich überholt nur noch. Es gab keinen mehr, der nur annähernd bei mir mithalten konnte; vom Tempo her kam ich mir jetzt mehr vor wie bei einem schnellen Halbmarathon. Woher ich diese Kraft nahm, kann ich nicht sagen - es war vermutlich reine Kopfsache aufgrund des nahen Ziels. Ins Ziel kam ich fast gleichzeitig wieder mit Ric, die fast das ganze Rennen über in meiner Nähe war, mich aber meiner kleinen Schwächephase einige hundert Meter hinter sich gelassen hatte. Im Ziel traf ich auch meinen Kollegen Michael, der ohne grosse Ambitionen an den Start gegangen war und hier mal locker eine Zeit unter 4 Stunden rausgehauen hatte - Respekt! Bei mir ist es ebenfalls eine neue persönlich Bestzeit über die 50 Kilometer geworden, die 4 Stunden waren bei mir heute aber nicht drin.

Später in der Sporthalle traf ich auch einige andere Laufkumpels wieder, die ich lange nicht mehr gesehen hatte. Summa summarum war es wieder eine gelungene Veranstaltung: die Organisation war in ihrem Rahmen wiedermal top, das Wetter war ideal und wir hatten wohl fast alle einen schönen Lauftag. Ich habe gesehen, dass ich auf den kürzeren Distanzen schon eine gute Grundlage und eine gute Geschwindigkeit habe. Auch vom Laufstil her, schien ich mir heute konstanter als bei meinen früheren Starts. Nur was die Ausdauer angeht, habe ich noch ein Defizit - da fehlen mir die langen Einheiten. Eine lange Einheit hatte ich heute ja schon mal.

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