23. Februar 2010

Frühjahrstrainingslager 2010 (Tage 9 und 10): mal etwas extremer

Diese Tage sind schon etwas extrem. Gestern sollte eigentlich die Radausfahrt auf der Radstrecke des Ironman sein. Da aber Windstärke 6 und schlechtes Wetter angesagt waren, wurde der Ruhetag kurzerhand vorverlegt. Nach einem verregneten Morgen kam dann doch die Sonne raus und wir gingen mit den Neos in der Bucht schwimmen. Für mich Premiere, war ich bisher noch nie mit Neoprenanzug im Meer schwimmen. Das Wasser war angenehm und nicht zu kalt. Vom Strand weg konnte man gut schwimmen. Am Boden konnte man den Sand sehen und überall schwammen Fische - einige schimmerten hell durch das Sonnenlicht. Nach einigen Kraulzügen war man dann an den Felsen vorbei und nun den Wellen ausgesetzt, die vom offenen Meer in die Bucht hinein rollten. Der Wellengang war heftig. Von einem Moment auf den anderen wurde man zum Spielball des Meeres und parallel zu den Wellen voran zu kommen war nur noch schwer möglich. Ab und zu kamen richtige Brecher, man sah in Folge längere Zeit nichts als Weisswasser, versuchte dann die Orientierung wiederzufinden und schliesslich wieder weiter zu schwimmen, bevor der nächste Wellenberg ankam. Manchmal kündigten sich die Wellenberge auch unter Wasser an, wenn sich der Boden plötzlich schlagartig verdunkelte, bevor man Sekunden später dann vom Wasser geschluckt wurde. Einmal erwischte mich eine Welle so, dass ich mich komplett um die eigene Körperachse drehte. Vom Ufer muss das ganze Schauspiel, wie uns später erzählt wurde, auch recht spektakulär ausgesehen haben. Ich schluckte mehr als einmal Salzwasser. Am Ende der Bucht wurde es dann wieder ruhiger. Insgesamt durchquerte ich die Bucht acht mal, vermutlich mehr als die Meisten an diesem Tag - viele hatten früh die Nase voll, denn Training konnte man das kaum nennen. Mir machte das aber irgendwie auch Spass. Gegen Ende hatte ich dann aber auch genug: sei es vom vielen Salzwasser oder dem ganzen Geschüttel und Geschaukel .. so langsam beschlich mich eine leichte Übelkeit - Zeit rauszugehen.

Die Radstrecke des Ironman sollte dann heute folgen. Die Wetterberichte waren sehr uneinheitlich: von Dauerregen bis Sonne und kein Regen war fast alles angekündigt. Wir entschlossen uns die Runde trotzdem zu fahren. Wenigstens der Wind hatte etwas nachgelassen, so war es nicht mehr ganz so gefährlich. Nach ca. 30 Minuten Fahrt die ersten Regentropfen, aber das war kaum der Rede wert. Von einem anderen Guide wurden wir kurz darauf vor einem Platzregen an der Westküste gewarnt - die Wolken konnten wir schon länger beobachten. So sparten wir uns die geplante Schleife über Puerto del Carmen.
Bei El Golfo sah es schon besser aus, durch das verdunstende Wasser herrschte hier eine recht hohe Luftfeuchtigkeit. Die Brandung an den Klippen neben uns war wiedermal beeindruckend, doch die Strasser führte uns nach einigen Kilometern wieder zurück ins Inselinnere in den Nationalpark Timanfaya. Ungewöhnlich viele Kamelkarawanen zogen hier heute durch die Dünen, auch Autos waren ungewöhnlich viele unterwegs, so kamen wir am Rande des Nationalparks sogar kurz in einen Stau, der für uns mit den Rädern allerdings kein grösseres Hindernis darstellte. Über La Santa, Famara und die Berge bei Haria führte uns der Weg dann zum Aussichtspunkt Mirador del Rio. Der Ausblick auf die vorgelagerten Inseln war wiedermal grandios - alleine dafür hatte sich diese Tour schon gelohnt! Als wir dann vom Mirador los fuhren, konnte man schon erahnen, dass sich das Wetter ändern würde. Dunkle Wolken zogen im Süden durch die Berge. Bis auf auffrischenden Wind und Nieselregen blieb es dann aber erstmal erträglich. So entschlossen wir uns noch kurzfristig eine kleine Zusatzschleife an der Cueva de los Verdes vorbei dranzuhängen, um ein paar Zusatzkilometer für die fehlenden Kilometer vom Morgen zu sammeln. Der Nieselregen wurde stärker, doch immer noch war das kein Problem. Noch ahnte keiner was uns hinter Arrieta erwarten würde. Kaum hatten wir den Ort passiert, kamen wir in einen Platzregen, der nicht mehr zu enden schien. Die Wolken und der Regen hüllten das Land am helligsten Tag in Dunkelheit. Die Sicht war mitunter so schlecht, dass uns einige Autos mit eingeschalteten Nebelschlussleuchten passierten. Die Regentropfen peitschten wie tausende kleiner Nagelstiche auf uns herab, vielleicht waren auch ein paar kleine Hagelkörner dabei, so genau konnte man das nicht mehr unterscheiden. Vom Hinterrad des Vordermanns, dem eigenen Vorderrad und den vorbeifahrenden Autos spritze weiteres Wasser. Meine Augen begannen zu brennen: die Sonnenmilch und das Salz von der Stirn bildeten eine unangenehme Mixtur in meinen Augen. Nur schwer konnte ich noch die Augen offen halten und nach vorne schauen. Immer wieder versuchte ich mir das Zeug aus den Augen zu reiben, um so wieder etwas mehr sehen zu können, doch es schien, als ob immer mehr von der Stirn hinunterfloss. Das einzig Angenehme war zu dieser Zeit vielleicht, dass man trotz komplett durchnässter Kleidung nicht fror. Ab und zu hupten Autofahrer. Allerdings wohl nicht, weil sie sich behindert fühlten oder als Überholzeichen - das Hupen war wohl mehr als Anfeuerung oder Aufmunterung gedacht. Ich weiss nicht wie lange wir da kurbelten: es galt nur noch am Vordermann dranzubleiben und bloss nicht zu stürzen. Irgendwann kamen wir dann zum Abzweig nach Costa Teguise. Von hier ging es nur noch einige Kilometer über eine Strasse mit recht rauhem Belag bergab zum Meer. Etwas bange war mir schon. Wer schon einmal mit einem Rennrad bei Regen gefahren ist, weiss um die schlechte Bremskraft bei Nässe. Irgendwie kamen wir aber auch da heil runter. Am Ende hatten wir zwar keine 180 Kilometer gefahren und der Kilometerschnitt war auch nicht so überragend, aber nach der Tortour ab Arrieta hatten ein paar Triathleten wieder ihr eisernes Durchhaltevermögen unter Beweis gestellt.

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